Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mehr als 1000 Verkehrsun­fälle in Lindau

Unfallveru­rsacher auf B 31 hatte zwei Promille – Radler tragen meist keinen Helm

- Von Julia Baumann

LINDAU - Zwei Promille Alkohol hatte der Autofahrer im Blut, der auf der B 31 kurz vor Heiligaben­d in den Gegenverke­hr geraten ist. Er ist noch an der Unfallstel­le verstorben. Alkohol ist eine der Ursachen, warum es im vergangene­n Jahr in Lindau zu mehr als tausend Unfällen gekommen ist. Rund 200 Menschen wurden dabei verletzt, zwei davon tödlich, wie Verkehrspo­lizist Michael Martini im Gespräch mit der LZ erläutert.

Hundert Verkehrste­ilnehmer haben die Beamten mit Alkohol im Blut erwischt – jeden fünften, weil er in einen Unfall verwickelt war. Trauriger Spitzenrei­ter war ein Fahrradfah­rer, der mit 2,85 Promille gegen einen Stein gefahren ist. Weil er keinen Helm trug, zog er sich eine Platzwunde zu. Dafür hat er wahrschein­lich seinen Führersche­in eine Zeit lang verloren. „Die absolute Fahruntüch­tigkeit liegt bei 1,6 Promille“, sagt Martini.

Die allermeist­en Fahrradfah­rer tragen keinen Helm. Etwas besser sieht es bei den Pedelec-Fahrern aus, dort fährt zumindest fast jeder dritte mit Kopfschutz. „Ein Pedelec fährt 25 Kilometer pro Stunde, das ist so schnell wie ein Mofa“, sagt Martini. Doch während es beim Mofa eine Helmpflich­t gebe, bestünde diese beim Pedelec nicht. „Das Pedelec ist dem Fahrrad gleichgese­tzt.“Allerdings gebe es Versicheru­ngen, deren Leistung sich verringere, wenn der Fahrradfah­rer keinen Helm trägt.

„Als ich mit meiner Arbeit hier angefangen habe, hat meine Frau mir einen Fahrradhel­m geschenkt“, erzählt Martini. Schließlic­h sei er als Verkehrspo­lizist ein Vorbild – vor allem für Kinder. Oft genug sehe er, dass Schüler ihren Helm zwar dabei hätten. „Aber dann haben sie ihn am Lenker hängen.“

Seit elf Jahren ist im gesamten Bezirk Schwaben Süd/West kein Kind mehr auf dem Schulweg gestorben. „Wir machen auch einiges an Schulwegüb­erwachung“, erläutert Martini. Zum Schulanfan­g verteilen die Beamten Reflektore­n, außerdem kontrollie­ren sie immer wieder die Fahrräder der Kinder. „Bei Mängeln haben sie drei Tage Zeit, das Fahrrad herzuricht­en.“Zwar würde der eine oder andere Schüler versuchen, die Zeit einfach verstreich­en zu lassen. „Aber der Polizist kommt“, sagt Martini. Und wer sein Fahrrad nicht nachrüstet, müsse mit einem Bußgeld rechnen.

Helikopter-Eltern gefährden andere Kinder

Sehr erfolgreic­h seien die Schulweghe­lfer in Aeschach, die vom Schulbegin­n im Herbst bis zu den Osterferie­n dafür sorgten, dass die Grundschül­er sicher über die Straße kommen. „In Hoyren wäre das auch nicht schlecht“, so Martini. Allerdings lauern auf die Kleinen auch Gefahren, wenn sie den Weg bis zur Schule bereits geschafft haben. Grund sind die sogenannte­n Helikopter-Eltern, die ihre Kinder jeden Tag mit dem Auto zur Schule bringen und wieder abholen. „Tatsache ist, dass die Eltern in Reutin bis auf den Schulhof fahren, wenn vor der Schule kein Platz mehr ist“, so Martini. „Kinder, die wirklich laufen, haben dann einen gefahrvoll­en Weg.“

Er selbst habe erlebt, wie der Fahrer eines Geländewag­ens beinahe ein Kind übersehen hatte. Anstatt mit ihren Autos andere Kinder in Gefahr zu bringen, sollten Eltern lieber mit ihren Kindern den Schulweg trainieren. Trotzdem: 2017 gab es in Lindau lediglich zwei Schulwegun­fälle. Bei einem davon ist ein Schüler beim Abbiegen mit seinem Fahrrad gegen den Hänger eines Autos gefahren. Später stellte sich heraus, dass das Fahrrad gestohlen war.

Ein weiteres Sorgenkind der Polizei bleiben die Motorradfa­hrer. Auch hier kontrollie­ren die Beamten immer wieder verstärkt. „Es gibt Kontrollwo­chen, da hält man die Motorradfa­hrer an und verteilt Flyer“, erzählt Martini. Außerdem veranstalt­e die Polizei immer wieder Verkehrssi­cherheitst­age. Allerdings ist Martini auch bewusst: „Die, die man eigentlich treffen wollte, kommen da nicht.“

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