Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Auf nichts ist mehr Verlass
Die Welt kann ein schlimmer Ort sein. Dass wir trotzdem nicht verzagen, hat auch damit zu tun, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist, er kann sich mit vielem arrangieren. Voraussetzung: Man muss sich auf die unangenehmen Dinge einstellen können; jeden Tag eine andere Überraschung – das führt schnell zu Überforderung.
So hatten wir uns beispielsweise prächtig mit dem testosteronlastigen Sandkastenstreit zwischen dem koreanischen Brikettkopf (alias Raketenmann) und dem US-Präsidentendarsteller The Donald (alias seniler Greis) arrangiert. Drohgebärden mit Atomwaffen zählen eigentlich nicht zu den Dingen, die geeignet sind, unser fatalistisches Zutrauen in den Gang der Dinge zu stärken, aber der frei von intellektueller Verkopftheit geführte Ferndialog hatte etwas beruhigend Vertrautes. Jetzt wollen die beiden plötzlich nicht mehr über-, sondern miteinander reden – da ist Schlimmstes zu befürchten.
Trump legt es offensichtlich darauf an, die Menschheit nachdrücklich zu verunsichern. Zwar entlässt er zuverlässig weiterhin alle Mitarbeiter, die nicht bei drei auf dem Baum sind, und droht nun auch befreundeten Staaten mit (Handels) Krieg, aber kürzlich hat er auch Folgendes gesagt: Der von seinem Vorgänger George W. Bush verantwortete Einmarsch im Irak sei die „schlechteste Entscheidung, die je getroffen wurde“. Wenn der Guggudadda-Mann (Zitat „Süddeutsche Zeitung“) urplötzlich rationale Einschätzungen von sich gibt, kommen wir ins Schleudern: Teile seiner Antwort sind geeignet, uns zu verunsichern. (hü)