Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Rechtsextremismus in der Region
Informationsabend am 28. März im Kurhaus mit Scholl-Neffe Julian Aicher
BAD WURZACH (sz) - Über Rechtsextremismus in der Region informiert ein Vortragsabend am Mittwoch, 28. März, in Bad Wurzach. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Referent ist unter anderen Julian Aicher, ein Neffe der Geschwister Scholl.
Organisatoren des Abends im Kurhaus sind die Stadt Bad Wurzach, das von den Kreisjugendringen Ravensburg und Biberach getragene Demokratiezentrum Oberschwaben sowie die Redaktion „Allgäu rechtsaußen“. Unter dem Titel Rechtsextreme Vorfälle – auch im Allgäu?“soll der Abend über aktuelle Entwicklungen der rechtsradikalen Szene in der Region aufklären und zur Sensibilisierung der Bevölkerung für die damit verbundenen Gefahren beitragen, teilt die Stadt mit.
„Leider sind in den vergangenen Jahren bundesweit zunehmend rechtsextreme Gewalttaten zu verzeichnen“, sagt Bürgermeister Roland Bürkle über den Anlass der geplanten Veranstaltung. „Wir wollen dabei insbesondere darauf aufmerksam machen, dass solche Entwicklungen nicht nur fernab in Großstädten, sondern auch ganz direkt in unserer Region vorzufinden sind“.
Laut Recherchen der Redaktion „Allgäu rechtsaußen“aus Kempten stellt das Allgäu sogar einen gewissen Brennpunkt rechtsradikaler Aktivitäten in Süddeutschland dar. Hier würden beispielsweise Gruppierungen wie „Voice of Anger“in letzter Zeit von sich reden machen, unter anderem auch mit dem größten bekannt gewordenen rechtsextremen Konzert in der Region, das im vergangenen Oktober in einem Weiler bei Seibranz stattfand.
250 Besucher, die der rechten Skinheadszene zuzuordnen waren, hatten sich damals zu einem als privaten Party deklarierten Konzert mit mehreren einschlägig bekannten Musikgruppen auf dem Gelände eines einzeln stehenden Gehöfts versammelt.
Die Polizei war damals mit mehr als 200 Beamten im Einsatz. Während der Veranstaltung konnten keine indizierten Liedtexte oder andere Straftaten festgestellt werden. Bei den Kontrollen stellten die Einsatzkräfte drei Verstöße gegen das Waffengesetz fest. Ein Reporter wurde zudem beim Versuch Fotos der Veranstaltung zu machen leicht verletzt.
Redakteure von „Allgäu rechtsaußen“werden am 28. März über Erfahrungen in der Szene berichten. Einer der Szeneexperten arbeitet seit langem als Fach journalist zur extremen Rechten sowie als Süddeutschland korrespondent für verschiedene Medien und wird Einblicke in die aktuellen Einwicklungen im Allgäu und in der Gemarkung Bad Wurzach geben.
Weiterer Referent wird unter anderem der Journalist und Unternehmer Julian Aicher sein. Als Angehöriger der Familie Scholl wird er aus persönlicher Betroffenheit heraus Gedanken zum Umgang mit nationalsozialistisch geprägten Ideologien beitragen.
Im Rahmen der Veranstaltung soll darüber hinaus Raum für Fragen und Diskussion über den Umgang mit rechtsextremen Entwicklungen gegeben werden.