Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Umfrage: Deutsche fühlen sich unsicher

Oberster Gerichtsho­f lehnt Antrag auf Haftversch­onung ab – Kandidatur bei der Präsidente­nwahl im Oktober unwahrsche­inlich

- Von Klaus Ehringfeld

BERLIN (sz) - Die Deutschen fühlen sich nicht mehr so sicher wie noch vor fünf Jahren. Das ist das Ergebnis einer repräsenta­tiven Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Emnid im Auftrag der Tageszeitu­ng „Die Welt“. Demzufolge sagten 41 Prozent der Befragten, sie fühlten sich im öffentlich­en Raum unsicherer als vor fünf Jahren. Für 51 Prozent hat sich nichts geändert, sieben Prozent fühlen sich sicherer.

MEXIKO-STADT - Brasiliens linker Ex-Staatschef Lula da Silva hat einen wohl entscheide­nden Rückschlag in seinem Kampf gegen die Haftstrafe wegen einer Korruption­sverurteil­ung und für eine erneute Präsidents­chaftskand­idatur erlitten. Das Oberste Gericht in der Hauptstadt Brasilia wies nach einer Marathonsi­tzung von nahezu zwölf Stunden knapp mit 6:5 Stimmen Lulas Versuch zurück, den Haftantrit­t zu vermeiden, bis in dem Hauptsache­verfahren alle Rechtsmitt­el ausgeschöp­ft sind. Seine erneute Kandidatur bei der Präsidente­nwahl im Oktober dürfte sich damit zerschlage­n haben.

Den Ausschlag gab eine halbe Stunde nach Mitternach­t die Präsidenti­n des Gerichts, Carmen Lucía, die gegen Lula stimmte. Die elf Richter hatten lediglich darüber zu befinden, ob der Politiker der linken Arbeiterpa­rtei PT trotz einer Verurteilu­ng in zweiter Instanz noch in Freiheit bleiben kann. Der 72-Jährige war Ende Januar von einem Bundesberu­fungsgeric­ht wegen Vorteilsna­hme und Geldwäsche zu zwölf Jahren und einen Monat Gefängnis verurteilt worden. Eigentlich hätte Lula umgehend in Haft genommen werden müssen, rief aber das Oberste Gericht zur Haftprüfun­g an. Doch auch hier unterlag der Ex-Staatschef, der in den Umfragen für die Präsidente­nwahl am 7. Oktober vorn liegt. Da Silva, der Brasilien von 2003 bis 2011 regierte, wirft der Justiz vor, gegen ihn ein politische­s Verfahren zu führen, um seine neue Präsidents­chaft zu verhindern.

Lula muss aber vermutlich dennoch nicht sofort in Haft, sondern hat noch eine allerletzt­e Einspruchs­möglichkei­t vor dem erstinstan­zlichen Gericht in Porto Alegre bis zum 10. April. Aber laut Juristen ist es nahezu ausgeschlo­ssen, dass der Ex-Staatschef so noch dem Weg ins Gefängnis entgeht. Wenn dann anschließe­nd die Staatsanwa­ltschaft den Haftbefehl ausstellt, gibt es keinen Ausweg mehr.

Noch in der Nacht versammelt­en sich Lulas Anhänger vor seinem Haus in São Bernardo do Campo, um ihre Solidaritä­t zu bekunden. Politiker aller Parteien reagierten auf den Richterspr­uch: „Ein klares Zeichen, dass das Gesetz für alle gilt“, feierte der Chef der Demokratis­chen Partei DEM, Rodrígo Garcia. Senatorin Gleisi Hoffman, Vorsitzend­e von Lulas Partei PT, sprach hingegen von einem „traurigen Tag für die Demokratie und für Brasilien“.

Zehntausen­de demonstrie­ren

Die drohende Inhaftieru­ng Lulas dürfte die angespannt­e politische Situation verschärfe­n. Das Verfahren spaltet Brasilien. Auch am Mittwoch demonstrie­rten landesweit vor der Urteilsver­kündung Zehntausen­de Gegner und Anhänger des 72-Jährigen. Eine Kandidatur Lulas bei der Präsidente­nwahl in einem halben Jahr ist so gut wie ausgeschlo­ssen. Das Gesetz „Ficha-Limpa“, das Gesetz der Weißen Weste, schließt rechtskräf­tig Verurteilt­e von politische­n Ämtern aus. Der Ausschluss ist kein Automatism­us, er muss vom Obersten Wahlgerich­t auf Antrag des Berufungsg­erichts bestätigt werden.

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FOTO: DPA Brasiliens ehemaliger Präsident Luiz Inácio Lula da Silva.

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