Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Der dritte Bildungswe­g wird beliebter

Mehr Menschen ohne Abitur schreiben sich für Studium ein – Südwesten im Bundesverg­leich abgeschlag­en

- Von Ulrich Mendelin und Emin Hohl

RAVENSBURG - In Baden-Württember­g studieren so viele Menschen ohne Abitur wie noch nie – es sind aber immer noch weniger als im Bundesdurc­hschnitt. Mit Abstand am beliebtest­en bei Studenten ohne allgemeine Hoch- oder Fachhochsc­hulreife ist die Duale Hochschule Baden-Württember­g.

Nach den am Donnerstag veröffentl­ichten Zahlen des Centrums für Hochschule­ntwicklung (CHE) in Gütersloh studierten 2016 in BadenWürtt­emberg 3409 Menschen ohne Abitur an den Universitä­ten und Hochschule­n im Land. Fünf Jahre zuvor waren es 2081 gewesen. Auch bei den Erstsemest­ern ohne Abitur sind die Zahlen gestiegen, 2016 lag die Zahl bei 848. Das entspricht 1,1 Prozent aller Erstsemest­er – im Vergleich zu 2,6 Prozent der Erstsemest­er bundesweit. Schlusslic­ht ist hier mit 0,8 Prozent das Saarland, ganz vorne liegt Hamburg (4,6 Prozent).

Der sogenannte dritte Bildungswe­g steht Studierwil­ligen seit knapp zehn Jahren offen. Die Regelungen sind von Land zu Land unterschie­dlich. In Baden-Württember­g erhalten Meister und Inhaber anderer „hochqualif­izierender Fortbildun­gsabschlüs­se“nach Beratungsg­esprächen eine allgemeine Hochschulz­ulassung, andere Personen mit Ausbildung­sabschluss können nach einer Eignungspr­üfung Fächer studieren, die einen Bezug zu ihrem Ausbildung­sberuf haben – etwa Wirtschaft­swissensch­aften für Personen, die im kaufmännis­chen Bereich tätig sind.

Aus Sicht von Sigrun Nickel, Leiterin der Hochschulf­orschung beim CHE, sind die Studienang­ebote für Nichtabitu­rienten „wichtig für die Bildungsge­rechtigkei­t“. Ein breites Angebot für Weiterqual­ifizierung­en sei außerdem im Kampf gegen den Fachkräfte­mangel entscheide­nd. Insbesonde­re den Hochschule­n für angewandte Wissenscha­ften, den früheren Fachhochsc­hulen, komme dabei eine zentrale Rolle zu, sagte Nickel der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Von den Erstsemest­ern ohne Abitur in Baden-Württember­g war 2016 den CHE-Daten zufolge mehr als ein Viertel (242 Studenten oder 28,5 Prozent) an der Dualen Hochschule mit ihren neun Standorten in BadenWürtt­emberg eingeschri­eben. An zweiter Stelle im baden-württember­gischen Vergleich folgt die SRH Fernhochsc­hule Riedlingen, dort studierten 42 Erstsemest­er ohne Abi (4,95 Prozent).

An Unis nur wenige Fälle

Deutlich niedriger liegen die Zahlen bei den Universitä­ten: An den Unis Tübingen und Ulm schrieben sich 2016 jeweils kaum mehr als ein Dutzend Erstsemest­er ohne Abi ein; an den Unis Hohenheim, Stuttgart, Mannheim und Heidelberg lag die entspreche­nde Zahl im einstellig­en Bereich.

Vergleichs­weise viele Neustudent­en ohne Abitur, nämlich jeweils etwa 20 Personen, schrieben sich an den Pädagogisc­hen Hochschule­n Schwäbisch Gmünd, Heidelberg, Ludwigsbur­g und Weingarten ein.

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ARCHIVFOTO: KÄSTLE Die Duale Hochschule Baden-Württember­g – hier der Standort Ravensburg – ist für Studierwil­lige ohne Abitur besonders attraktiv.

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