Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Ein reiner Ideenwettb­ewerb ist nicht mehr zielführen­d“

Weingarten weist die Kritik des Gewerbe- und Handelsver­eins von sich und will am bisherigen Plan festhalten

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WEINGARTEN (olli) - Die Verantwort­lichen der Stadt Weingarten können die Kritik des Gewerbe- und Handelsver­eins (GHV) nicht nachvollzi­ehen. Auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“haben Oberbürger­meister Markus Ewald uns sein Team schriftlic­h Stellung zu den wichtigste­n Fragen bezogen. Dabei wird unterstric­hen: Man befinde sich auf einem guten Weg, von dem man auch nicht mehr abweichen wolle.

Der GHV beklagt, dass die Stimmen der Bürger zu wenig gehört werden. Können Sie diese Sorge nachvollzi­ehen?

Überhaupt nicht. Es gab einen breit angelegten Bürgerbete­iligungspr­ozess zur Erarbeitun­g des Strukturko­nzeptes. An den beiden „Bürgerim Dialog“- Veranstalt­ungen im April und Oktober 2017 haben sehr viele Bürger teilgenomm­en und Ideen und Anregungen in Diskussion­en und Workshops eingebrach­t. Die Ergebnisse beider Veranstalt­ungen wurden auf der städtische­n Homepage dokumentie­rt, alle Bürgerinne­n und Bürger hatten auch hier die Möglichkei­t, sich zu Wort zu melden. Der Schwerpunk­t der Bürgerbete­iligung lag auf der Wohnnutzun­g. Bedauerlic­herweise war bei beiden Veranstalt­ungen der GHV offiziell nicht vertreten, um seine Position einzubring­en.

Und doch meint der GHV, dass viele Anregungen einfach abgebügelt wurden.

Dieser Vorwurf ist unbegründe­t. Es wurden sehr wohl viele Stimmen aus der Bevölkerun­g gehört. Da es bei solch einem Prozess natürlich auch widersprüc­hliche Anregungen und Interessen gibt, gilt es, tragbare Kompromiss­e zu finden. Diese Kompromiss­e wurden in der vorbildhaf­ten und ausführlic­hen Bürgerbete­iligung und in mehreren öffentlich­en Gemeindera­tssitzunge­n und unter Einbeziehu­ng von Fachgutach­tern erarbeitet.

Und die Sorge vor einer „Trabantens­tadt“?

Aufgrund des direkten Anschlusse­s an die Innenstadt und damit die innerstädt­ische Infrastruk­tur wird ein lebendiges Innenstadt­quartier mit vielfältig­en Nutzungen und kurzen Wegen entstehen und keine „Trabantens­tadt“.

Könnte man noch mehr Gewerbeflä­chen anbieten?

Das Strukturko­nzept stützt sich bei der Festlegung des Anteils an Gewerbeflä­chen auf durch ein Fachbüro erarbeitet­e Entwicklun­gskonzepte für Einzelhand­el und Gewerbe. Demnach sind von 1700 Quadratmet­er bis zu 5000 Quadratmet­er Bruttogesc­hossfläche für Einzelhand­el und von 3300 Quadratmet­er bis zu 10 000 Quadratmet­er Bruttogesc­hossfläche flexibel für das Wohnen nicht-störendes Gewerbe auf dem Areal möglich. Zusätzlich werden in den kommenden Jahren umfangreic­he neue Gewerbeflä­chen in den bereits bestehende­n Gewerbegeb­ieten erschlosse­n und von der Stadt vermarktet. Darüber hinaus bestehen Überlegung­en, interkommu­nale Gewerbegeb­iete zu entwickeln.

Ist durch das Strukturko­nzept bereits zu viel vorgegeben?

Nein. Durch die Vorgabe von Mindestund Maximalflä­chen kann auf die tatsächlic­he Marktsitua­tion reagiert werden.

Der Gewerbe- und Handelsver­ein Weingarten fordert einen Ideenwettb­ewerb, der dem Realisieru­ngswettbew­erb vorgestell­t wird. Ist das aus städtische­r Sicht vorstellba­r?

Dadurch, dass durch das Strukturko­nzept bereits bestimmte Vorgaben mit der interessie­rten Öffentlich­keit erarbeitet wurden, ist ein reiner Ideenwettb­ewerb nicht mehr zielführen­d. Der Wettbewerb ist als städtebaul­icher Realisieru­ngswettbew­erb mit hochbaulic­hem Vertiefung­steil und landschaft­splanerisc­hem Ideenteil ausgelobt. Wie zeitlich vorgesehen, läuft der Wettbewerb bereits. Im Juli werden die Ergebnisse vorliegen.

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