Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Fünf neue Häuser mit 26 Wohneinheiten
Jahresgespräch mit Neutrauchburgs Ortsvorsteher Claus Zengerle.
NEUTRAUCHBURG - Alljährlich bittet die „Schwäbische Zeitung“die Ortsvorsteher der Isnyer Ortsteile zur Bestandsaufnahme – zum Auftakt heuer Claus Zengerle für Neutrauchburg. Er wirkt stolz auf seine weitläufige Ortschaft mit den zahlreichen Weilern, die sich wie in Hufeisenform um die Stadt legt: „Isny ist von uns umzingelt“, sagt er augenzwinkernd.
Erst seit rund 60 Jahren habe sich Neutrauchburg, vor allem durch den Aufbau der Kliniken, von einem Bauernweiler zu einem geschätzten, schmucken Wohnort entwickelt. Mit dem „Wirtschaftswunder“sei imposant gebaut worden auf für heutige Verhältnisse überdimensionierten Grundstücken. Mit den Nachfolgegenerationen verändere sich das Ortsbild weiter – durch neue Bautätigkeit auf den Anwesen der vorangegangenen Siedlungsgenerationen.
Die Verwaltung lege Wert darauf, das ist Zengerle wichtig, dass ortsbildverträglich gebaut wird, schließlich beherberge der heilklimatische Kurort durch die Kliniken jedes Jahr tausende Gäste. Bauliche Verdichtung sei zwar erwünscht, andererseits solle die Bodenversiegelung wo möglich minimiert werden. Der Ortschaftsrat habe dazu Leitlinien erarbeitet und auch beschlossen. Dankbar ist Zengerle, dass das Gremium in großer Einmütigkeit mitzieht und Herausforderungen annimmt.
Erwähnt werden müsse der Mangel an neuen Bauplätzen, nur einige wenige in Menelzhofen konnten ausgewiesen werden. Ein größeres Bauprojekt mit fünf Häusern und insgesamt 26 Wohneinheiten auf dem Gelände des ehemaligen Anwesen Springer sei durch einen Investor geplant – in Hanglage und mit Bergsicht. Der Bauantrag liege bereits zur Anhörung im Ortschaftsrat vor.
Ein ständiges Anliegen sei zugleich, die Wünsche von Alteingesessenen und neu Zugezogenen miteinander friedlich in Einklang zu bringen, füreinander Verständnis zu wecken. Diesbezüglich habe das Rathaus als Gesprächspartner eine besonders weit aufgesperrte Tür, sagt Zengerle.
Dann kommt er auf seine „Neutrauchburger Schätze“zu sprechen: „Sowohl unsere Grundschule als auch der Kindergarten sind durch ihre Lage und auch vom Personal her ein Paradies für Kinder, in beide Institutionen drängen auch Kinder von außen herein.“Die Gebäude müssten allerdings baulich verändert und langfristig wohl erweitert werden, um den heutigen Erfordernissen gerecht zu werden, auch in ökologischer Hinsicht. Konkretisiert werde das durch gesetzliche Vorschriften, vorgegebene Bildungspläne und zunehmende Kinderzahlen.
Ein „Schatz“sei auch der eigene Bauhof, der zurzeit mit der Behebung von Winterschäden, mit abgerutschten Wegen und der Kontrolle der Wanderwege beschäftigt sei. Die Kooperation mit dem Isnyer Bauhof sei ausgezeichnet. Der Neutrauchburger Bauhof und die kleine Feuerwehrabteilung sind in Menelzhofen stationiert. Der ortseigene Waldfriedhof gehöre auch zu den Besonderheiten. Dort seien neuerdings sogar Urnengräber für Nicht-Neutrauchburger erlaubt.
„Die Vereinsarbeit ist zahlenmäßig überschaubar, da können wir in Neutrauchburg nicht mit Isny konkurrieren“, fährt Zengerle fort. Immerhin seien die Landfrauen, die Feuerwehr, die Kriegerkameradschaft und die Sportschützen aktiv und bereicherten das Leben im Dorf durch ihre Aktivitäten.
Die Kliniken brächten eine ganze Menge und für die Allgemeinheit offene kulturelle Angebote in den Ort: Vorträge, Ausstellungen, Konzerte, Filme. „Und wir sind als Ortsverwaltung auch so eine Art Tourismusbüro für die Reha-Gäste“, sagt Zengerle.
Zu den Sorgen in den Außenbereichen der Weiler gehöre die Ausbreitung des Bibers: Der kümmere sich nicht um genehmigte Bauplätze, habe vielmehr in der Region keine Wohnungsnot mit seinen Unterwasser-Höhlen, fälle Bäume, baue Dämme, staue Gewässer auf, überflute landwirtschaftliche Flächen oder Streuwiesen, unterhöhle Wege, zerstöre schützenswerte Flächen und Biotope, störe damit die Artenvielfalt; Uferbereiche brächen ein, auch landwirtschaftliche Fahrzeuge könnten einbrechen, Landwirte erlitten Ertragsminderungen.
Der Biber vermehre sich rasant und werde alle für seinen Höhlenbau günstigen Reviere besetzen, vermutet Zengerle. Er kann einige konkrete Bereiche benennen, wo all das zu beobachten sei: Dengeltshofen am Zulauf zur Argen, Bereiche in der Nähe des Haldenhofs oder in Richtung Segelflugplatz. Es werde wohl unumgänglich sein, nicht nur mit dem Biber leben zu lernen, sondern der Mensch müsse irgendwann regulierend eingreifen, sagt Zengerle.