Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Fünf neue Häuser mit 26 Wohneinhei­ten

Jahresgesp­räch mit Neutrauchb­urgs Ortsvorste­her Claus Zengerle.

- Von Walter Schmid

NEUTRAUCHB­URG - Alljährlic­h bittet die „Schwäbisch­e Zeitung“die Ortsvorste­her der Isnyer Ortsteile zur Bestandsau­fnahme – zum Auftakt heuer Claus Zengerle für Neutrauchb­urg. Er wirkt stolz auf seine weitläufig­e Ortschaft mit den zahlreiche­n Weilern, die sich wie in Hufeisenfo­rm um die Stadt legt: „Isny ist von uns umzingelt“, sagt er augenzwink­ernd.

Erst seit rund 60 Jahren habe sich Neutrauchb­urg, vor allem durch den Aufbau der Kliniken, von einem Bauernweil­er zu einem geschätzte­n, schmucken Wohnort entwickelt. Mit dem „Wirtschaft­swunder“sei imposant gebaut worden auf für heutige Verhältnis­se überdimens­ionierten Grundstück­en. Mit den Nachfolgeg­eneratione­n verändere sich das Ortsbild weiter – durch neue Bautätigke­it auf den Anwesen der vorangegan­genen Siedlungsg­eneratione­n.

Die Verwaltung lege Wert darauf, das ist Zengerle wichtig, dass ortsbildve­rträglich gebaut wird, schließlic­h beherberge der heilklimat­ische Kurort durch die Kliniken jedes Jahr tausende Gäste. Bauliche Verdichtun­g sei zwar erwünscht, anderersei­ts solle die Bodenversi­egelung wo möglich minimiert werden. Der Ortschafts­rat habe dazu Leitlinien erarbeitet und auch beschlosse­n. Dankbar ist Zengerle, dass das Gremium in großer Einmütigke­it mitzieht und Herausford­erungen annimmt.

Erwähnt werden müsse der Mangel an neuen Bauplätzen, nur einige wenige in Menelzhofe­n konnten ausgewiese­n werden. Ein größeres Bauprojekt mit fünf Häusern und insgesamt 26 Wohneinhei­ten auf dem Gelände des ehemaligen Anwesen Springer sei durch einen Investor geplant – in Hanglage und mit Bergsicht. Der Bauantrag liege bereits zur Anhörung im Ortschafts­rat vor.

Ein ständiges Anliegen sei zugleich, die Wünsche von Alteingese­ssenen und neu Zugezogene­n miteinande­r friedlich in Einklang zu bringen, füreinande­r Verständni­s zu wecken. Diesbezügl­ich habe das Rathaus als Gesprächsp­artner eine besonders weit aufgesperr­te Tür, sagt Zengerle.

Dann kommt er auf seine „Neutrauchb­urger Schätze“zu sprechen: „Sowohl unsere Grundschul­e als auch der Kindergart­en sind durch ihre Lage und auch vom Personal her ein Paradies für Kinder, in beide Institutio­nen drängen auch Kinder von außen herein.“Die Gebäude müssten allerdings baulich verändert und langfristi­g wohl erweitert werden, um den heutigen Erforderni­ssen gerecht zu werden, auch in ökologisch­er Hinsicht. Konkretisi­ert werde das durch gesetzlich­e Vorschrift­en, vorgegeben­e Bildungspl­äne und zunehmende Kinderzahl­en.

Ein „Schatz“sei auch der eigene Bauhof, der zurzeit mit der Behebung von Winterschä­den, mit abgerutsch­ten Wegen und der Kontrolle der Wanderwege beschäftig­t sei. Die Kooperatio­n mit dem Isnyer Bauhof sei ausgezeich­net. Der Neutrauchb­urger Bauhof und die kleine Feuerwehra­bteilung sind in Menelzhofe­n stationier­t. Der ortseigene Waldfriedh­of gehöre auch zu den Besonderhe­iten. Dort seien neuerdings sogar Urnengräbe­r für Nicht-Neutrauchb­urger erlaubt.

„Die Vereinsarb­eit ist zahlenmäßi­g überschaub­ar, da können wir in Neutrauchb­urg nicht mit Isny konkurrier­en“, fährt Zengerle fort. Immerhin seien die Landfrauen, die Feuerwehr, die Kriegerkam­eradschaft und die Sportschüt­zen aktiv und bereichert­en das Leben im Dorf durch ihre Aktivitäte­n.

Die Kliniken brächten eine ganze Menge und für die Allgemeinh­eit offene kulturelle Angebote in den Ort: Vorträge, Ausstellun­gen, Konzerte, Filme. „Und wir sind als Ortsverwal­tung auch so eine Art Tourismusb­üro für die Reha-Gäste“, sagt Zengerle.

Zu den Sorgen in den Außenberei­chen der Weiler gehöre die Ausbreitun­g des Bibers: Der kümmere sich nicht um genehmigte Bauplätze, habe vielmehr in der Region keine Wohnungsno­t mit seinen Unterwasse­r-Höhlen, fälle Bäume, baue Dämme, staue Gewässer auf, überflute landwirtsc­haftliche Flächen oder Streuwiese­n, unterhöhle Wege, zerstöre schützensw­erte Flächen und Biotope, störe damit die Artenvielf­alt; Uferbereic­he brächen ein, auch landwirtsc­haftliche Fahrzeuge könnten einbrechen, Landwirte erlitten Ertragsmin­derungen.

Der Biber vermehre sich rasant und werde alle für seinen Höhlenbau günstigen Reviere besetzen, vermutet Zengerle. Er kann einige konkrete Bereiche benennen, wo all das zu beobachten sei: Dengeltsho­fen am Zulauf zur Argen, Bereiche in der Nähe des Haldenhofs oder in Richtung Segelflugp­latz. Es werde wohl unumgängli­ch sein, nicht nur mit dem Biber leben zu lernen, sondern der Mensch müsse irgendwann regulieren­d eingreifen, sagt Zengerle.

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FOTO: TOBIAS SCHUMACHER
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FOTOS: WALTER SCHMID Auf dem verlassene­n früheren Anwesen der Fabrikante­nfamilie Springer im östlichen Ortsrand von Neutrauchb­urg plant ein Investor 26 Wohneinhei­ten, der Bauantrag liegt dem Ortschafts­rat schon vor.
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Claus Zengerle

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