Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Abschiebestopp in letzter Minute
Mehrere Abschiebungen sind in den vergangenen Monaten auch in Leutkirch umgesetzt oder angeordnet worden. Ein Versuch wurde, als die Familie bereits am Flughafen zum Einchecken bereit war, kurzfristig gestoppt. Jetzt muss das Verwaltungsgericht Sigmaringen entscheiden.
Die 38-Jährige M. Y. (Name von der Redaktion geändert), leidet seit der Nacht zum 30. September 2017, ärztlicherseits bestätigt, an starken psychischen Störungen. Jene Nacht, in der sich die aus Albanien stammende Familie kurzfristig auf die Abschiebung einstellen sollte, wirkt nach. Polizisten hatten die Familie in der Leutkircher Wohnung aufgefordert, ihnen Folge zu leisten. „Seither leben wir in Angst“, sagt Ehemann S. Y., und er denkt nicht nur an die Partnerin sondern auch an seine beiden Kinder.
Hektisch ging es zu, als die Polizei die Abschiebung umsetzen wollte. S. Y. hatte in Deutschland unter anderem deshalb um politisches Asyl gebeten, weil in seiner Heimat Albanien sein Schwiegervater ausgemacht geworden sei als einer, der in der Hoffnung auf neue Zeiten auspacken wollte über alte Seilschaften und auch die Hintergründe zu einem als politisch motiviert beschriebenen Mord. Durchgekommen ist S. Y. damit nicht, die Familie sei bei einer Rückkehr akut bedroht. In einer Begründung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge zum Anerkennungsverfahren heißt es unter anderem: „Die nationalen Sicherheitskräfte sind grundsätzlich willens und in der Lage, etwai- ge Verfolgungsmaßnahmen von Dritten oder kriminelle Bedrohungen und Gewalt wirksam zu unterbinden.“S.Y. sieht und sah das anders.
Noch gilt der Albaner als geduldet, bis das Verwaltungsgericht über seinen Einspruch entschieden hat. Seinen Job bei einer Logistikfirma aber kann er nicht mehr ausüben. Seine Frau sei seit der Nacht der fast vollzogenen Abschiebung traumatisch schwer geschädigt. Noch lebt die Familie im Allgäu. Aus dem Umkreis von Unterstützern wird generell beklagt, dass sich die Abschiebepraxis im Land stark verändert habe. So musste unter anderem ein Koch eines Leutkircher Betriebes kurzfristig ausreisen. „Dabei hat er für sein Auskommen aktiv gesorgt“, so ein Bekannter des Mannes. (heb)