Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Betörend schön und dramatisch erregend
Die „Mittagsmusik am Bösendorfer Flügel“wartet mit Brahms und Schubert auf
ISNY - Ist es vor einem Jahr Franz Schuberts Trio in Es-Dur gewesen, hat sich am Sonntag die „Mittagsmusik am Bösendorfer Flügel“im Kurhaus dessen Trio in B-Dur gewidmet. Zuvor brachten Hans-Christian Hauser am Klavier, Cellist Bledar Zajmi und Christian Zahlten an der Violine aus Johannes Brahms’ H-Dur-Trio die Sätze Allegro und Scherzo zur Aufführung. Gab sich das eine eher schwer und gewaltig, wartete das 45 Minuten währende Werk Schuberts mit Lyrischem auf. Beide schenkten sich an klangvoller Intensität nichts.
Sobald er sein Cello im Allgäu auspacke, klinge es gleich schöner, zeigte sich Zajmi überzeugt. Am Sonntag saß er Zahltens Violine gegenüber und die beiden entfachten zusammen mit Hauser als Leiter des Isny Opernfestivals am Bösendorfer ebenso gewaltige wie lyrische Klangwelten – dieses Mal in Erweiterung des mit über 100 Besuchern gefüllten Auditoriums in den großen Kursaal hinein, was dem Spiel des Trios auch mehr akustischen Raum bot.
Brahms’ H-Dur-Trio ist Früh- und Spätwerk zugleich, hat er die 1854 geschriebene erste Fassung in der zweiten von 1889 doch stark umgearbeitet. Was dem reifen Brahms an dramatischen Auswüchsen seiner Jugendverliebtheit unlieb war, musste weichen. Das nunmehr gebündelt Ungestüme in Gestalt kontrapunktischer Fugen machte sich das Trio zu eigen. Im Allegro, das romantisch bewegt anhob, um sich in einer hymnischen Anmutung ebenso schnell aufzulösen. Vormals Dialogisches vereinzelte und verzweigte sich, wirkte dabei melancholisch und rückbesinnlich. Bis das Gewaltige im Klopfen der Saiten durchbrach, der Klavierpart dominierte. Solche aufbrechenden Kontraste zwischen Dramatik und beinahe Zärtlichem, wenn Zahltens Violine fast nur noch eine gehauchte Tonfrequenz von sich gab, gerieten im nachfolgenden Scherzo zu lustvoll vorwärts drängenden Partien. Dabei klang nicht nur Zajmis Cello im Allgäu schön. Auch der Bösendorfer bestach mit großartigen Tiefen. Man sollte ihn öfter hören.
Eine kurze Pause stimmte die Zuhörer auf Schuberts Spätwerk des BDur-Trios op. 99 aus dem Jahr 1827 ein. Unzählige Anleihen an frühere Lieder hat er darin verarbeitet, was sich gleich im ersten, beschaulich anmutenden Allegro bemerkbar machte. Zwischen romantischem Ernst und heiterer Verspieltheit, bei dem immer wieder das Sehnen, das Getriebensein wohl dosiert, gerafft und verdichtet durchdrang.
Womit das Trio sein Publikum betörte, war der langsame Satz mit seinem fragilen, beinahe gläsernen Violinauftritt. Das Andante rührte am Innersten des Menschen, an seiner Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit. Ins Jetzt holten ein Scherzo und Rondo zurück, die Schuberts musikalischen Organismus in unüberschaubare Weiten öffneten. Beglückend ist diese lichtvolle Tonalität und technisch auf höchstem Niveau für die drei Instrumentalisten.