Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
70 Prozent der Straftaten aufgeklärt
Laut Jahresstatistik ist das Allgäu eine der sichersten Regionen Deutschlands
KEMPTEN - Obwohl – statistisch gesehen – in der Polizei-Einsatzzentrale des Präsidiums Süd/West alle fünf Minuten ein Notruf unter der Nummer 110 eingeht: Laut Jahresbilanz 2017 ist die Wahrscheinlichkeit, im Allgäu Opfer einer Straftat zu werden, mehr als dreimal geringer als beispielsweise in Berlin. Polizeipräsident Werner Strößner sprach von einer insgesamt „niedrigen Kriminalitätsbelastung“im Bereich des Präsidiums. Das Schutzgebiet umfasst das gesamte Allgäu sowie die Landkreise NeuUlm und Günzburg.
Gemessen wird die Sicherheitslage einer Region anhand der Kriminalitätshäufigkeitszahl (KHZ, siehe Infokasten). Im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums mit Sitz in Kempten liegt diese Zahl bei 4487. Zum Vergleich: Der bayerische Schnitt beträgt 4868, in Berlin lag die KHZ im Jahr 2016 bei 15 700.
Den zweitbesten Wert in Bayern erreichte das Präsidium bei der Aufklärungsquote, die auf 72,1 Prozent anstieg. Auf einen negativen Aspekt der vorgestellten Zahlen ging Kriminaldirektor Albert Müller bei der Vorstellung der Jahresbilanz ein: Nach seinen Worten ist die Gewaltkriminalität 2017 im dritten Jahr in Folge gestiegen und hat im zehnjährigen Vergleich einen Höchststand erreicht. Die Aufklärungsquote bei der Gewaltkriminalität lag im Vorjahr bei 87 Prozent.
„Erfreulich ist der Rückgang der Straßenkriminalität“, sagte Müller weiter. Mit 5776 Fällen sei in diesem Bereich der niedrigste Wert seit zehn Jahren erreicht worden. Ebenfalls rückläufig ist die Zahl der Wohnungseinbrüche.
Nach wie vor besondere Vorsicht ist geboten, wenn sich am Telefon falsche Polizeibeamte, Richter oder Staatsanwälte melden. Ziel von Trickbetrügern mit dieser Masche sind häufig ältere Menschen. Beispielsweise mit dem sogenannten Enkeltrick. Erst am Dienstag hatten sich wieder mehrere Fälle ereignet, in denen Trickbetrüger Senioren übers Ohr hauen wollten. In einem Fall hatte ein 80-Jähriger bereits 20 000 Euro von der Bank abgehoben. Nachdem ein Familienangehöriger einen Verdacht witterte, schaltete er die Polizei ein.
Die Spuren der Trickbetrüger führen nach Erkenntnissen der Allgäuer Polizei zumeist in Callcenter in der Türkei oder in Polen. Die Telefonate seien so manipuliert, dass auf dem Display des Angerufenen die Polizei-Notrufnummer 110 erscheint. Im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben habe es im Vorjahr insgesamt 260 solcher Anrufe gegeben. „Diese Entwicklung macht uns richtig Sorgen“, sagte Strößner.
Insgesamt stieg die Zahl der registrierten Straftaten im Vorjahr im Bereich des Polizeipräsidiums um 138 Fälle auf 43 193 Taten an. Das entspricht einem Anstieg um 0,3 Prozent. Rechnet man die ausländerrechtlichen Verstöße (die nur von Nichtdeutschen begangen werden können) heraus, so ergibt sich sogar ein Rückgang der Fallzahlen um 1,35 Prozent. Laut Strößner gibt es „keinen belastbaren Hinweis, dass mit den Flüchtlingen die Kriminalität zugenommen hat“.