Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

70 Prozent der Straftaten aufgeklärt

Laut Jahresstat­istik ist das Allgäu eine der sichersten Regionen Deutschlan­ds

- Von Michael Munkler

KEMPTEN - Obwohl – statistisc­h gesehen – in der Polizei-Einsatzzen­trale des Präsidiums Süd/West alle fünf Minuten ein Notruf unter der Nummer 110 eingeht: Laut Jahresbila­nz 2017 ist die Wahrschein­lichkeit, im Allgäu Opfer einer Straftat zu werden, mehr als dreimal geringer als beispielsw­eise in Berlin. Polizeiprä­sident Werner Strößner sprach von einer insgesamt „niedrigen Kriminalit­ätsbelastu­ng“im Bereich des Präsidiums. Das Schutzgebi­et umfasst das gesamte Allgäu sowie die Landkreise NeuUlm und Günzburg.

Gemessen wird die Sicherheit­slage einer Region anhand der Kriminalit­ätshäufigk­eitszahl (KHZ, siehe Infokasten). Im Zuständigk­eitsbereic­h des Präsidiums mit Sitz in Kempten liegt diese Zahl bei 4487. Zum Vergleich: Der bayerische Schnitt beträgt 4868, in Berlin lag die KHZ im Jahr 2016 bei 15 700.

Den zweitbeste­n Wert in Bayern erreichte das Präsidium bei der Aufklärung­squote, die auf 72,1 Prozent anstieg. Auf einen negativen Aspekt der vorgestell­ten Zahlen ging Kriminaldi­rektor Albert Müller bei der Vorstellun­g der Jahresbila­nz ein: Nach seinen Worten ist die Gewaltkrim­inalität 2017 im dritten Jahr in Folge gestiegen und hat im zehnjährig­en Vergleich einen Höchststan­d erreicht. Die Aufklärung­squote bei der Gewaltkrim­inalität lag im Vorjahr bei 87 Prozent.

„Erfreulich ist der Rückgang der Straßenkri­minalität“, sagte Müller weiter. Mit 5776 Fällen sei in diesem Bereich der niedrigste Wert seit zehn Jahren erreicht worden. Ebenfalls rückläufig ist die Zahl der Wohnungsei­nbrüche.

Nach wie vor besondere Vorsicht ist geboten, wenn sich am Telefon falsche Polizeibea­mte, Richter oder Staatsanwä­lte melden. Ziel von Trickbetrü­gern mit dieser Masche sind häufig ältere Menschen. Beispielsw­eise mit dem sogenannte­n Enkeltrick. Erst am Dienstag hatten sich wieder mehrere Fälle ereignet, in denen Trickbetrü­ger Senioren übers Ohr hauen wollten. In einem Fall hatte ein 80-Jähriger bereits 20 000 Euro von der Bank abgehoben. Nachdem ein Familienan­gehöriger einen Verdacht witterte, schaltete er die Polizei ein.

Die Spuren der Trickbetrü­ger führen nach Erkenntnis­sen der Allgäuer Polizei zumeist in Callcenter in der Türkei oder in Polen. Die Telefonate seien so manipulier­t, dass auf dem Display des Angerufene­n die Polizei-Notrufnumm­er 110 erscheint. Im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben habe es im Vorjahr insgesamt 260 solcher Anrufe gegeben. „Diese Entwicklun­g macht uns richtig Sorgen“, sagte Strößner.

Insgesamt stieg die Zahl der registrier­ten Straftaten im Vorjahr im Bereich des Polizeiprä­sidiums um 138 Fälle auf 43 193 Taten an. Das entspricht einem Anstieg um 0,3 Prozent. Rechnet man die ausländerr­echtlichen Verstöße (die nur von Nichtdeuts­chen begangen werden können) heraus, so ergibt sich sogar ein Rückgang der Fallzahlen um 1,35 Prozent. Laut Strößner gibt es „keinen belastbare­n Hinweis, dass mit den Flüchtling­en die Kriminalit­ät zugenommen hat“.

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