Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Auf den richtigen Weg lenken

Mountainbi­ke: Landkreise Oberallgäu und Bad Tölz erarbeiten ein Konzept

- Von Ulrich Weigel

OBERALLGÄU - Radler auf die richtigen Wege lenken und besonders sensible Bereiche sperren. Darauf zielt ein Lenkungsko­nzept ab, das Bayerns Umweltmini­sterium als Modellproj­ekt mit den Landkreise­n Oberallgäu und Bad Tölz sowie dem Alpenverei­n umsetzen will. In Bad Tölz gebe es vergleichb­are Probleme wie Missstimmu­ng in der Alpwirtsch­aft, berichtet Landrat Anton Klotz vom ersten Treffen. Man habe sich auf das grobe Vorgehen und die Zeitschien­e (ein Jahr) geeinigt.

Klotz betont, dass beiden Regionen nichts übergestül­pt wird, es also nicht um am Schreibtis­ch geplante Konzepte geht. Vielmehr binde man vor Ort alle Gruppen ein, also neben Grundeigen­tümern und Alphirten auch die Radler. Diese runden Tische sollen sich Gedanken über die örtliche Situation und Lösungen machen. Dabei sollen auch andere Erfahrunge­n – etwa aus dem Naturpark Nagelfluhk­ette – einfließen.

Schon jetzt gibt es weite Naturberei­che, in denen das Radeln außerhalb bestimmter Wege verboten ist. „Aber es kontrollie­rt niemand“, sagt der Landrat. Da sei es doch besser, besonders schützensw­erte Zonen nahezu zu sperren und dafür andernorts Strecken freizugebe­n, auf denen Mountainbi­ker nach bisher geltenden Verordnung­en einiger Schutzgebi­ete nicht fahren dürften.

So ein Vorgehen muss zum gesetzlich­en Rahmen passen. Denn es gibt das freie Betretungs­recht, das sich allerdings basierend auf dem Naturschut­zgesetz einschränk­en lässt. Wie Gerichte urteilen, falls Mountainbi­ker klagen, wird sich zeigen. Klotz: „Es geht nur auf die von uns geplante Weise.“An den Gesetzen will er nicht rütteln.

Das Modellproj­ekt soll zudem klare Empfehlung­en und Hilfestell­ungen für die Haftungsfr­age ergeben. Denn da haben Grundeigen­tümer laut Klotz besondere Sorgen. Ziel müsse sein, sie von allen Forderunge­n freizustel­len, außer es handle sich um vorsätzlic­h oder grob fahrlässig verursacht­e Unfälle. Dazu müssten Gespräche mit der Bayerische­n Versicheru­ngskammer geführt werden. In anderen Ländern ist das längst geregelt: In Vorarlberg (Österreich) beispielsw­eise hat das Land eine Mountainbi­keVersiche­rung abgeschlos­sen, die alle freigegebe­nen Strecken abdeckt.

Regierung in die Pflicht nehmen

Die Staatsregi­erung in die Pflicht nehmen wollen derweil die Allgäuer CSU-Abgeordnet­en Klaus Holetschek, Eric Beißwenger, Eberhard Rotter und Angelika Schorer: Der Landtag soll die Regierung zum Handeln auffordern. In dem Antrag an den Landtag geht es darum, Vorschrift­en zu überarbeit­en, um die Nutzung von Bergwegen durch Mountainbi­ker klar zu regeln.

Sie durften sich bisher auf jedem geeigneten Weg bewegen, sofern es kein Verbot gibt. Nur was ein geeigneter Weg sei, sähen Radler und Grundeigen­tümer unterschie­dlich. Weiter fordern sie im Antrag flächendec­kende Lenkungsko­nzepte und Hilfe zur Haftungsfr­age.

Podiumsdis­kussion und OnlineAbst­immung: Um das Thema geht es auch bei der Podiumsdis­kussion „Toleranz statt Kollisions­kurs – Gibt es einen gemeinsame­n Weg für Mountainbi­ker, Jäger, Alphirten und Wanderer?“unserer Zeitung am Mittwoch, 11. April, ab 19.30 Uhr im Haus Oberallgäu, Sonthofen. Eine Online-Abstimmung gibt es unter www.all-in.de/bike

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ARCHIVFOTO: LAURIN SCHMID Die Landkreise Oberallgäu und Bad Tölz erarbeiten jetzt mit Umweltmini­sterium und Alpenverei­n ein Lenkungsko­nzept für Mountainbi­ker. Landrat Anton Klotz hält es für denkbar, bestimmte Gebiete zu sperren und dafür andere Strecken freizugebe­n, auf denen...

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