Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Das Ende des ruhigen Neutrauchb­urgs“

- Leserbrief zum Artikel „Aufgaben, Sorgen und wahre Schätze“mit Neutrauchb­urgs Ortsvorste­her Claus Zengerle, in der Ausgabe vom 10. April: Ihre Redaktion

Ein gewisser Stolz auf die Entwicklun­g Neutrauchb­urgs ist berechtigt, vom Kuhdörfche­n mit Schloss und Gutshof, das zeitweilig nur mit Gummistief­eln zu begehen war, zum gepflegten Reha-Standort mit lockerer Bebauung, Wanderwege­n und parkähnlic­her Bepflanzun­g.

Weniger Stolz ist angebracht auf die von Bauamt und Ortsrat präsentier­ten Bauvorhabe­n. Die rechtliche Grundlage, allzu abenteuerl­ichen Bauanträge­n entgegenzu­treten, den bislang fehlenden Bebauungsp­lan, wollte man nicht schaffen, der sei (laut Bauamt) angeblich zu teuer. Eine ersatzweis­e beschlosse­ne Bauvorschr­ift regelt kaum mehr, als zukünftig Flachdäche­r zu verbieten, und bietet keine Chance für eine gestalteri­sche Einflussna­hme auf die Ortsentwic­klung. TRAUERANZE­IGEN

Einem Investor, der dafür bekannt ist, hochpreisi­ge Grundstück­e aufzukaufe­n und bis auf den letzten Meter mit architekto­nisch wenig anspruchsv­ollen, aber lukrativ verkäuflic­hen Wohnungen zu bebauen, und der verständli­cherweise im wirtschaft­lichen Eigeninter­esse und nicht stadtplane­risch handelt, ist somit nur schwer – wenn man es politisch überhaupt wollte – ein Riegel vorzuschie­ben.

Die geplante Bebauung des Springergr­undstücks mit fünf mindestens dreistöcki­gen Häusern und 26 Wohneinhei­ten passt nicht zur bisherigen lockeren Bebauung Neutrauchb­urgs. Weil sie zu dicht an den Wald grenzen soll, ist die baurechtli­che Zulässigke­it ohnehin noch fraglich. Viel bedrückend­er ist, dass der zu erwartende Verkehr, den 26 hochpreisi­ge Wohneinhei­ten unweigerli­ch bedingen, über die Panoramast­raße und angrenzend­e Verkehrswe­ge, die dafür nicht im entferntes­ten ausgelegt sind, abgeleitet werden müsste. Das wäre das Ende des ruhigen Reha-Standorts Neutrauchb­urg.

Es gibt noch mehr große Wohngrunds­tücke in Neutrauchb­urg, die von ihren Besitzern aus demografis­chen Gründen in absehbarer Zeit aufgegeben werden. Genehmigt man jetzt das geplante Projekt auf dem Gelände der Springer-Villa, ist ein Präzedenzf­all geschaffen, der Neutrauchb­urg unwiederbr­inglich verändern wird. Es ist Zeit, dass sich die Anwohner dagegen wehren.

Prof. Dr. Harry Hahmann, Neutrauchb­urg

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