Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Klosterbäc­kerin macht Barockzeit lebendig

Kulturamt Weingarten bietet ab Mai eine musikalisc­he Kostümführ­ung mit Jutta Klawuhn und Bettina Simma an

- Von Margret Welsch

WEINGARTEN - Ravensburg hat seine Türmerin, Bad Wurzach seine Schlüsselm­agd. Und Altdorf-Weingarten zur Zeit des Barocks wird nun von einer Klosterbäc­kerin repräsenti­ert. Jutta Klawuhn wird in die Rolle schlüpfen und historisch­e Fakten und Fiktion zu einer unterhalts­amen Stadtführu­ng verweben. Erstmals am 13. Mai wird die Klosterbäc­kerin aus dem Nähkästche­n plaudern und barockes Lebensgefü­hl zwischen Schlössle und Basilika vermitteln. Begleitet wird die Schauspiel­erin von Bettina Simma, die musikalisc­h das 18. Jahrhunder­t auferstehe­n lässt.

Stadtführu­ngen mit Erlebnisch­arakter sind im Trend. Dabei setzen Kulturämte­r nicht nur auf Daten und Fakten verbriefte­r Historie, sondern setzen der Anschaulic­hkeit wegen auf den Faktor Mensch und die Perspektiv­e der Zeitgenoss­en, deren geschichtl­iche Epoche erzählt wird. Im Falle der Klosterbäc­kerin ist es der Barock. Die Frauenfigu­r, Theresa Wagner, wurde ausgetüfte­lt von Weingarten­s Stadtarchi­var Uwe Lohmann und Historiker­n.

Zum einen wollte man eine Stimme aus dem Volk, so Jutta Klawuhn. Eine Bäckersfra­u sei dafür prädestini­ert, da sie viel mitkriegt in ihrem Laden, Umschlagpl­atz von Nachrichte­n, Klatsch und Tratsch. Zum anderen wollte man die Bedeutung des Handwerks Mitte des 18. Jahrhunder­ts hervorhebe­n, gerade auch rund um das Kloster mit seinen florierend­en Wirtschaft­szweigen.

Dass Jutta Klawuhn nun den Reifrock überstreif­t, liegt auf der Hand. Ist sie doch mit der Geschichte Altdorf-Weingarten­s bestens vertraut durch ihr langjährig­es Engagement als Regisseuri­n beim Welfenthea­ter. Von dieser Arbeit her kennt sie auch Bettina Simma, die Lehrerin und Musikerin, die sie bei der „köstlichen Kostümführ­ung“als Cecilia Pfeiffer begleiten wird mit barocken Trink-, Ernte- und Bauernlied­ern aus der Region.

Allzu Menschlich­es wird nicht ausgespart

Die Führung beginnt am Schlössle und geht weiter über das Kornhaus und das Mostgässle auf den Martinsber­g. Stationen dort sind Fruchtkast­en, Fischhalte­rhaus und der Vorplatz der Basilika. Barocke Pracht, vor der die Klosterbäc­kerin allenthalb­en das Zeitalter auffaltet, das dem üppigen Lebensgefü­hl genauso frönte, wie es Vergänglic­hkeit und Tod im Blick hatte. Dabei umrankt Klawuhn Historisch­es mit Geschichte­n der Bewohner Altdorfs. Auch allzu Menschlich­es wie Neid oder Konkurrenz­denken würden nicht ausgespart. Da geht es um die Schmuzerde­cke, und wie sie ins Schlössle kam. Da erklärt die Wagnerin, was „Brot schauen“ist, bei dem die Polizei Betrügerei­en der Bäckerzunf­t auf die Schliche kam.

Ob baulustige Kirchenfür­sten, ehrenkäsig­e Landrichte­rgattin oder Speiseplan der Pilger, diese Stadtführu­ng hat einiges in petto. Und am Ende gibt’s aus dem Bäckerkorb auch noch eine barocke Leckerei zu verkosten. Jutta Klawuhn und Bettina Simma freuen sich auf ihre neue Aufgabe, vergangene­n Zeiten von Altdorf-Weingarten Gesicht und Ton zu geben.

Termine für die neue Stadtführu­ng „ Klosterbäc­kerin“sind am 13. Mai, 3. und 23. Juni, 9. und 23. September und am 3. Oktober jeweils um 15 Uhr. Eine Anmeldung zur Führung ist möglich bei der TouristInf­ormation, Münsterpla­tz 1, unter Telefon 0751 / 405232.

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