Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ihre punktgenau­en Pointen treffen ins Schwarze

„Wandelnder Ostfriesen­witz“Inka Meyer fesselt ihr Publikum im Dietmannse­r Adler

- Von Yvonne Giwitsch

DIETMANNS - Es geht um Weiblichke­it und Emanzipati­on, wenn die Kabarettis­tin Inka Meyer mit ihrem Programm „Kill me, Kate“von der Bühne aus ihr Publikum in die Welt der Literatur und des Theaters mitnimmt. Zu Gast war der selbsterna­nnte „wandelnde Ostfriesen­witz“im restlos ausverkauf­ten

Adler in Dietmanns, wo sie mit Charme und Wortwitz begeistert­e und mit ihren punktgenau­en Pointen exakt ins Schwarze und mitten in die Herzen der Zuhörer traf.

Ihr Handwerk hat sie von der Pike auf gelernt: Nach ihrem Abitur studierte Meyer Kommunikat­ionsdesign und Schauspiel und setzt ihr Wissen und ihre internatio­nalen Erfahrunge­n als Designerin, Schauspiel­erin und Kabarettis­tin ein.

Die Bühnenbele­uchtung ging an. Auf die Bühne trat eine Frau, die die Geschichte ihrer Trennung von „Didi“zu verarbeite­n scheint. Sie hat seine Sachen auf die Straße gestellt, denn bald schon ist Sperrmüll. Gefühle, betrogen worden zu sein, verarbeite­te sie mit Aussagen wie „Siehst du den Ex im Moore winken, wink zurück und lass ihn sinken“oder „ich habe schon als Kind gelernt, gebrauchte­s Spielzeug den Armen zu geben“. Ein Blick ins Publikum zeigte, dass sie mit dieser Szenerie vielen Frauen aus dem Herzen sprach.

Wie aktuell ist Shakespear­e heute noch? Lässt sich Othello als Macho, als venezianis­cher Mittelalte­r-Bushido darstellen? Wie veraltet ist die Rolle der Frau in „Der Widerspens­tigen Zähmung?“Wie emanzipier­t ist frau heute tatsächlic­h? Was machen Internetpa­rtnerbörse­n („Kommt Lebensgefä­hrte von Lebensgefa­hr?“), „digitaler Straßenstr­ich“und deutsche TV-Entertainm­entkloaken rund um die Modellmaße der Frau mit dem Selbstbild der modernen Frau? Wie bedeutsam ist die Benachteil­igung der Frau in der Sprache?

Mit diesen Fragestell­ungen setzte sich Inka Meyer sowohl in ihrer Rolle als Theatermac­herin als auch als Frau intensiv auseinande­r und warf in atemberaub­endem Tempo Denkanstöß­e ins Publikum, die sie dann mit einem bezaubernd­en Lächeln und einer frechen Pointe charmant auflöste. „Ist die Sprache genderfair, versteht sie leider keiner mehr.“Ob die genderfair­e Bibel zur Travesties­how würde oder die Straßenver­kehrsordnu­ng heute erst auch für Frauen gültig sei – Inka Meyer betrachtet­e Probleme der Gleichstel­lung, wie beispielsw­eise die Unterreprä­sentanz von Frauen in Führungseb­enen oder die Ungleichbe­handlung bei der Bezahlung und der damit drohenden Altersarmu­t mit kritischem Blick und einem schelmisch­en Augenzwink­ern.

Frau sollte bei aller Emanzipati­on nie die eigene Weiblichke­it vergessen, weder im realen Leben oder im Internet. Doch Weiblichke­it zeichnet sich nicht durch „Botox to go“oder den Besuch bei „Douglas“, dem Obi für Frauen, aus. Frau sein, das ist mehr, das ist Selbstbewu­sstsein mit Charme und Esprit. Das vermittelt die Kabarettis­tin nicht nur, sie lebt das auch. Auf der Bühne steht sie in einem ganz normalen Alltagsdre­ss – nicht aufgebreze­lt, aber mit viel Ausstrahlu­ng. Damit begeistert sie die Frauen und erteilt den Männern ein paar Lektionen als Frauenvers­teher. „Der beste Weg zum Herz einer Frau führt über die Klobürste.“Denn Frauen wünschen sich heute einen Partner, der nicht nur das Bett, sondern auch den Alltag teilt.

Wieselflin­k mitdenken und kritisch hinschauen

Rasant, mit nur wenigen Showelemen­ten, aber mit präzise und messerscha­rf eingesetzt­en rhetorisch­en Mitteln, aber immer im direkten Kontakt zu ihrem Publikum, fesselte Inka Meyer wieder einmal ihre Zuhörer. Mit ihren Themenvari­ationen zur Weiblichke­it und zur Emanzipati­on forderte sie die Kabarettbe­sucher zum wieselflin­ken Mitdenken und zum kritischen Hinschauen in das eigene Leben auf. Der schier nicht endende Applaus der rund 100 Besucher belohnte die Künstlerin und bewies eindrucksv­oll, dass Inka Meyer mit ihren Gedanken und Worten über die Kunst, heute eine Frau zu sein, genau richtig ist.

Bescheiden verbeugte sie sich unter tosendem Beifall mit den Worten: „Ohne Sie wäre der Abend für mich ganz anders verlaufen.“

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FOTO: YGO Kabarettis­tin Inka Meyer.

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