Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Molldietetunnel ist unter den „Top Ten“eher Schlusslicht
Verkehrsminister Hermann will realistischen Zeitplan für Straßenbauprojekte
RAVENSBURG - Die Frage, wann konkret mit den Planungen für den Molldietetunnel bei Ravensburg begonnen wird, dürfte in Kürze beantwortet sein: Verkehrsminister Winfried Hermann hat Regierungspräsident Klaus Tappeser nach Stuttgart eingeladen, um die vom Land vorgegebene Reihenfolge der großen Straßenbauprojekte in der Region in einen Zeitplan zu packen. Das sagte Hermann im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Den groben Rahmen hat die Prioritätenliste abgesteckt. Mit Blick auf die „Priorisierung innerhalb der Priorisierung“sieht es derzeit aber für Ravensburg eher nicht nach einem sehr zeitnahen Start aus.
Wie berichtet, war die Freude in Ravensburg darüber groß, dass der Molldietetunnel im März vom Land in die Kategorie jener Maßnahmen eingestuft worden ist, deren Planung noch vor dem Jahr 2025 begonnen wird. Davon durfte vor Kurzem noch nicht einmal geträumt werden. Allerdings stehen in diesem Topf alleine im Beritt des Regierungspräsidiums Tübingen neun weitere Projekte, etwa die Ortsumfahrung Gaisbeuren/ Enzisreute und die B 31 mit drei Abschnitten. Klar ist, dass wegen des knappen Personals an Straßenplanern nicht alle Straßen gleichzeitig angegangen werden können.
Das Verkehrsministerium hat deshalb für jedes Vorhaben zusätzlich Punkte vergeben, die eine Reihenfolge für die kommenden sieben Jahre vorgeben sollen. Danach landet der Molldietetunnel innerhalb der „Top Ten“am Ende der Tabelle und steht auch in direkter Konkurrenz zum zweiten geplanten Tunnel, dem Albaufstieg bei Lichtenstein, nur auf Rang zwei. Zwar will Hermann nun das Regierungspräsidium dazu hören, wie man in Tübingen den Zeitplan sieht. Das Punkteranking und damit die Reihenfolge sei dabei aber „nicht beliebig“: „Das Regierungspräsidium kann nicht einfach sagen, wir fangen jetzt mal mit dem Molldieteunnel an. Dann würde ich schon wissen wollen, was mit den Projekten passiert, die in der Liste davor kommen“, so der Verkehrsminister.
Gute Argumente
Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp hat am Dienstag in Tübingen Regierungspräsident Klaus Tappeser seine Argumente für die Dringlichkeit des Molldietetunnels noch einmal dargelegt und hofft nun, dass Tappeser diese auch in Stuttgart in die Waagschale wirft: Den Konsens in der Region, dass der Tunnel an Nummer eins stehen muss. Die Tatsache, dass der Molldietetunnel keine Maßnahme ist, die alleine Ravensburg nutzt, sondern große Verkehrsadern miteinander verbinden würde. Die erheblichen positiven Auswirkungen des Bauwerks auf die Luftqualität in der Stadt. Und dazu hofft man auch auf Unterstützung durch Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der bei der Eröffnung der Oberschwabenschau den Molldietetunnel zugesagt hatte.
Die geplante Planungsbaugesellschaft der Landkreise Ravensburg, Friedrichshafen und Sigmaringen sowie des Regionalverbandes könnte angesichts der Lage neuen Rückenwind bekommen. Winfried Hermann: „Wenn die Region bei dieser Idee bleibt, wäre das sicher eine Entlastung für die vorhandenen Kapazitäten. Planungen insgesamt würden dann schneller gehen.“Allerdings warnt der Verkehrsminister zugleich vor Blauäugigkeit: „Auch diese Gesellschaften werden feststellen, dass es nicht leicht ist, Experten zu finden. Zudem müssen Standards und Vorschriften eingehalten werden.“Dazu müssten diese kommunalen Teams die „komplette Planung bis zum Planfeststellungsbeschluss auf eigene Rechnung übernehmen“.