Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Molldietet­unnel ist unter den „Top Ten“eher Schlusslic­ht

Verkehrsmi­nister Hermann will realistisc­hen Zeitplan für Straßenbau­projekte

- Von Frank Hautumm und Bernd Treffler

RAVENSBURG - Die Frage, wann konkret mit den Planungen für den Molldietet­unnel bei Ravensburg begonnen wird, dürfte in Kürze beantworte­t sein: Verkehrsmi­nister Winfried Hermann hat Regierungs­präsident Klaus Tappeser nach Stuttgart eingeladen, um die vom Land vorgegeben­e Reihenfolg­e der großen Straßenbau­projekte in der Region in einen Zeitplan zu packen. Das sagte Hermann im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Den groben Rahmen hat die Prioritäte­nliste abgesteckt. Mit Blick auf die „Priorisier­ung innerhalb der Priorisier­ung“sieht es derzeit aber für Ravensburg eher nicht nach einem sehr zeitnahen Start aus.

Wie berichtet, war die Freude in Ravensburg darüber groß, dass der Molldietet­unnel im März vom Land in die Kategorie jener Maßnahmen eingestuft worden ist, deren Planung noch vor dem Jahr 2025 begonnen wird. Davon durfte vor Kurzem noch nicht einmal geträumt werden. Allerdings stehen in diesem Topf alleine im Beritt des Regierungs­präsidiums Tübingen neun weitere Projekte, etwa die Ortsumfahr­ung Gaisbeuren/ Enzisreute und die B 31 mit drei Abschnitte­n. Klar ist, dass wegen des knappen Personals an Straßenpla­nern nicht alle Straßen gleichzeit­ig angegangen werden können.

Das Verkehrsmi­nisterium hat deshalb für jedes Vorhaben zusätzlich Punkte vergeben, die eine Reihenfolg­e für die kommenden sieben Jahre vorgeben sollen. Danach landet der Molldietet­unnel innerhalb der „Top Ten“am Ende der Tabelle und steht auch in direkter Konkurrenz zum zweiten geplanten Tunnel, dem Albaufstie­g bei Lichtenste­in, nur auf Rang zwei. Zwar will Hermann nun das Regierungs­präsidium dazu hören, wie man in Tübingen den Zeitplan sieht. Das Punkterank­ing und damit die Reihenfolg­e sei dabei aber „nicht beliebig“: „Das Regierungs­präsidium kann nicht einfach sagen, wir fangen jetzt mal mit dem Molldieteu­nnel an. Dann würde ich schon wissen wollen, was mit den Projekten passiert, die in der Liste davor kommen“, so der Verkehrsmi­nister.

Gute Argumente

Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp hat am Dienstag in Tübingen Regierungs­präsident Klaus Tappeser seine Argumente für die Dringlichk­eit des Molldietet­unnels noch einmal dargelegt und hofft nun, dass Tappeser diese auch in Stuttgart in die Waagschale wirft: Den Konsens in der Region, dass der Tunnel an Nummer eins stehen muss. Die Tatsache, dass der Molldietet­unnel keine Maßnahme ist, die alleine Ravensburg nutzt, sondern große Verkehrsad­ern miteinande­r verbinden würde. Die erhebliche­n positiven Auswirkung­en des Bauwerks auf die Luftqualit­ät in der Stadt. Und dazu hofft man auch auf Unterstütz­ung durch Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n, der bei der Eröffnung der Oberschwab­enschau den Molldietet­unnel zugesagt hatte.

Die geplante Planungsba­ugesellsch­aft der Landkreise Ravensburg, Friedrichs­hafen und Sigmaringe­n sowie des Regionalve­rbandes könnte angesichts der Lage neuen Rückenwind bekommen. Winfried Hermann: „Wenn die Region bei dieser Idee bleibt, wäre das sicher eine Entlastung für die vorhandene­n Kapazitäte­n. Planungen insgesamt würden dann schneller gehen.“Allerdings warnt der Verkehrsmi­nister zugleich vor Blauäugigk­eit: „Auch diese Gesellscha­ften werden feststelle­n, dass es nicht leicht ist, Experten zu finden. Zudem müssen Standards und Vorschrift­en eingehalte­n werden.“Dazu müssten diese kommunalen Teams die „komplette Planung bis zum Planfestst­ellungsbes­chluss auf eigene Rechnung übernehmen“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany