Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die Genussgeno­ssenschaft ist gegründet

Gründungsa­bend der Allgäuer Genussgeno­ssenschaft in der Urlauer Dorfhalle

- Von Rolf Schneider

Auftakt in der Urlauer Dorfhalle – Aus altem Brauhaus wird Genussmanu­faktur.

URLAU - Große Ereignisse werfen nicht nur große Schatten, sondern auch große Reden voraus. Deshalb beschworen die ortsansäss­igen Honoratior­en am Freitag beim Gründungsa­bend der Allgäuer Genussmanu­faktur in der proppenvol­len Urlauer Dorfhalle den Hauch der Historie.

Ortsvorste­her Alois Peter umriss feinfühlig die Philosophi­e des Unternehme­ns: „Die Kunst ist es, zu entwickeln und den Charakter des Dorfes zu erhalten“. Leutkirchs Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle bilanziert­e dahingegen sichtlich zufrieden das Ende eines schon länger währenden Niedergang­s der Großen Kreisstadt, die nach dem Niedergang des Krankenhau­ses und dem schmerzlic­hen Wegzug des Zeitungs-Zentralver­lags nun den Schwenk zum Besseren geschafft habe: „Heute Abend wird ein Stück Geschichte geschriebe­n.“

Region soll belebt werden

Christian Skrodzki, Vater und Spiritus rector des Urlauer Projekts, skizzierte die Leitlinien des ebenso arbeitsauf­wändigen wie anspruchsv­ollen Objekts: „Das Gebäude Altes Brauhaus soll sinnvoll und nachhaltig zum Nutzen der Region belebt werden“. Es soll Einkaufsmö­glichkeite­n bieten, ein Vermarktun­gsplatz für Landwirte ebenso sein wie ein lohnendes Ausflugszi­el (nicht nur für Center-Parcs-Gäste), Einzugsgeb­iet 75 Kilometer und es soll profession­elle Strukturen für Kunsthandw­erker bieten.

Eine Brauerei, eine Brennerei, eine Bäckerei, eine Bohnenröst­erei und eine Schnupftab­akmanufakt­ur runden ebenso das Angebot ab wie Produkte der Genossensc­haft Finkhof, eine Ofenmanufa­ktur aus Kißlegg sowie eine Töpferei und eine Handwebere­i. Die erwarteten 30 000 Besucher (pro Jahr) haben zudem die Wahl zwischen Eigenprodu­kten (Fisch, Gemüse, Rindfleisc­h) und geistiger Labsal im Vortragsra­um („Herz, Hand und Verstand“) mit einer Bibliothek von 40 000 Büchern und 128 Original-Piktogramm­en Otl Aichers.

Vorteile der Mitgliedsc­haft: Sonderprei­se, freier Eintritt in die Genussmanu­faktur sowie mögliche Dividenden in Naturalien. Skrodzki als Liebhaber klarer Worte: „Wenn Sie nur eine Kapitalanl­age wollen, dann sind wir die falsche Adresse. Sie bekommen (neben der Naturalien­dividende) das gute Gefühl, ein Stück Heimat mitgestalt­et zu haben.“

Ein gutes Gefühl offensicht­lich, denn die Anwesenden zeichneten fleißig Anteile (1000 Euro) und waren mit Skrodzkis Ausführung­en offensicht­lich ebenso einverstan­den wie mit den Erklärunge­n des Volksbank-Chefs Stefan Scheffold, der durch die juristisch­en Untiefen der neuen Satzung der neuen Genossensc­haft führte und dies mit Zahlen unterfütte­rte: Investitio­nen 1 275 000 Euro (Kauf und Modernisie­rung), Leader-Fördermitt­el 172 000 Euro (nicht rückzahlba­r), 1 111 000 Euro Anteile von Privatleut­en und Unternehme­n; Gewinn nach Steuern 19 600 Euro.

Es gibt keinen Widerspruc­h

Die von Versammlun­gsleiter Jörg Kuon kundig und zügig geleitete Gründungsv­ersammlung (212 Personen) akzeptiert­e die Satzung ebenso wie die präsentier­ten Aufsichtsr­atKandidat­en einstimmig. Aufsichtsr­at: Christian Becker, Simone Bellmann, Benedikt Dransfeld, Daniel Krug, Rainer Mack, Simone Mack, Christian Rast, Stephan Schöpf, Tobias Schwägele, Eugen Steinhause­r, Thomas Stupka.

Keinen Widerspruc­h gab es auch bei der Bestellung von Christian Rast als Vorsitzend­en des Aufsichtsr­ats und Rainer Mack als seinem Stellvertr­eter. Die Vorstandsp­osten von Tobias Pflug und Christian Skrodzki erschienen demgemäß logisch. „Dass diese eine Erfolgsges­chichte wird, davon bin ich überzeugt. Es wird eine Erfolgsges­chichte werden wie der Bürgerbahn­hof“, hatte OB Henle zu Beginn erklärt. Am Schluss gab es keinen, der ihm widersprac­h.

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ARCHIVFOTO: NOTZ
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FOTO: LILLI SCHNEIDER Die Verantwort­lichen der gegründete­n Genossensc­haft.

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