Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Städteorchester spielt Frühlingskonzert
Der Sinfoniekonzertzyklus wird in der Leutkircher Festhalle eröffnet
LEUTKIRCH - Das Städteorchester „Württembergisches Allgäu“, unter der Leitung von Dirigent Marcus Hartmann, hatte zum Sinfoniekonzertzyklus eingeladen. Die Premiere ist am Freitagabend in der Festhalle Leutkirch gewesen. Aufgeführt wurden Werke von Ludwig van Beethoven, Claude Debussy und Théodore Gouvy.
Den Auftakt bildete die Ouvertüre Coriolan op. 62 von Beethoven in cMoll. Ursprünglich handelte es sich dabei um eine Schauspielouvertüre zum Drama von Heinrich Joseph von Collin. Nach den ersten Takten erkennt der Zuhörer sofort die Handschrift Beethovens. Raumfüllende, mächtige Klänge zu Beginn werden abrupt beendet. Sanfte, harmonische Streicherpassagen stellen die weibliche Komponente des Dramas dar. Die Zerrissenheit von Coriolan, der zentralen Figur des Dramas, spiegelte sich im Schlussteil wider. Waren die Streicher zuvor noch sehr weich in ihren Aussagen, so brandeten wahre Streichertremoli auf. Coriolan endete im Selbstmord, was Beethoven zum Abschluss mit drei, fast unhörbaren Pizzicato-Tönen intonierte.
Sensationelle Harmonie
Im Anschluss folgte bereits der absolute Höhepunkt des Abends. Mizuka Kano, Pianistin und Gewinnerin des Robert-Schumann-Wettbewerbs, spielte, in Verbindung mit dem Orchester, Beethovens Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 in B-Dur. Mizuka Kano entlockte dem Flügel Töne und Stimmungen, die das Publikum vollkommen in den Bann zogen. Die Verbindung und die Harmonie mit den Musikern war sensationell. Ob scharfe Abbrüche oder weiche, sanfte Übergänge im Zusammenspiel, die Künstler meisterten diese Herausforderung mühelos und hochprofessionell. Im Rondo lag dann das Hauptaugenmerk auf dem Klavierspiel. Der dritte Satz gehörte fast komplett der Pianistin und ihrem Können. Das Publikum forderte mit nicht enden wollenden Applaus eine Zugabe. Eine kleine Sonate von Giuseppe Domenico Scarlatti rundete den Auftritt ab. Auch Kanos kleiner Sohn fand seine Mama ganz toll, er gratulierte freudestrahlend mit einem selbst gepflückten Blumenstrauß.
Der zweite Teil des Konzertes wurde mit Claude Debussys Petite Suite eröffnet. Ursprünglich ein Klavierkonzert für vier Hände, wurde von Henri Büsser zu einem Orchesterwerk umgeschrieben. Die Grundaussage ist ein heiter, vergnügliches Werk, das dem damaligen Musikstil Frankreichs entsprach. In den vier Sätzen wechseln Tonlagen und Takte. Besonders im Menuett wechseln sich Walzertakt mit 2/4 Takten ab, was den tänzerischen Charakter unterstreicht.
Der Abschluss des Abends war ein Werk von Thédore Gouvy, Le Festival op. 14. Gouvy, ein Lothringer, dessen Werke nahezu unbekannt sind und selten präsentiert werden. Seine Kompositionen werden beschrieben mit französischer Eleganz und deutschem Ernst. In seinem Konzertstück kam das besonders gut zum Ausdruck: imposante Pauken, schmetternde Trompeten, die fanfarengleich anmuteten. Eine stimmige Komposition, die im Schlussteil vor allem den Geiger Höchstleistungen abverlangte.
Hoher Anteil an jungen Musikern
Das Städteorchester „Württembergisches Allgäu“formiert sich seit 1973 immer wieder neu. Die Akteure sind Lehrkräfte und Schüler der Jugendmusikschule Wangen. Ganz besonders bemerkenswert ist dabei der hohe Anteil junger Musiker, die an ihren Instrumenten sehr gut ausgebildet sind und die sich der klassischen Musik zuwenden.
Marcus Hartmann ist ein erfahrener Dirigent, er fügt die Generationen im Orchester scheinbar mühelos zusammen. Nur so ist es vermutlich möglich, ein Programm mit diesem hohen Anspruch, den Zuhörern zu präsentieren.