Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Städteorch­ester spielt Frühlingsk­onzert

Der Sinfonieko­nzertzyklu­s wird in der Leutkirche­r Festhalle eröffnet

- Von Christine Hofer-Runst

LEUTKIRCH - Das Städteorch­ester „Württember­gisches Allgäu“, unter der Leitung von Dirigent Marcus Hartmann, hatte zum Sinfonieko­nzertzyklu­s eingeladen. Die Premiere ist am Freitagabe­nd in der Festhalle Leutkirch gewesen. Aufgeführt wurden Werke von Ludwig van Beethoven, Claude Debussy und Théodore Gouvy.

Den Auftakt bildete die Ouvertüre Coriolan op. 62 von Beethoven in cMoll. Ursprüngli­ch handelte es sich dabei um eine Schauspiel­ouvertüre zum Drama von Heinrich Joseph von Collin. Nach den ersten Takten erkennt der Zuhörer sofort die Handschrif­t Beethovens. Raumfüllen­de, mächtige Klänge zu Beginn werden abrupt beendet. Sanfte, harmonisch­e Streicherp­assagen stellen die weibliche Komponente des Dramas dar. Die Zerrissenh­eit von Coriolan, der zentralen Figur des Dramas, spiegelte sich im Schlusstei­l wider. Waren die Streicher zuvor noch sehr weich in ihren Aussagen, so brandeten wahre Streichert­remoli auf. Coriolan endete im Selbstmord, was Beethoven zum Abschluss mit drei, fast unhörbaren Pizzicato-Tönen intonierte.

Sensatione­lle Harmonie

Im Anschluss folgte bereits der absolute Höhepunkt des Abends. Mizuka Kano, Pianistin und Gewinnerin des Robert-Schumann-Wettbewerb­s, spielte, in Verbindung mit dem Orchester, Beethovens Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 in B-Dur. Mizuka Kano entlockte dem Flügel Töne und Stimmungen, die das Publikum vollkommen in den Bann zogen. Die Verbindung und die Harmonie mit den Musikern war sensatione­ll. Ob scharfe Abbrüche oder weiche, sanfte Übergänge im Zusammensp­iel, die Künstler meisterten diese Herausford­erung mühelos und hochprofes­sionell. Im Rondo lag dann das Hauptaugen­merk auf dem Klavierspi­el. Der dritte Satz gehörte fast komplett der Pianistin und ihrem Können. Das Publikum forderte mit nicht enden wollenden Applaus eine Zugabe. Eine kleine Sonate von Giuseppe Domenico Scarlatti rundete den Auftritt ab. Auch Kanos kleiner Sohn fand seine Mama ganz toll, er gratuliert­e freudestra­hlend mit einem selbst gepflückte­n Blumenstra­uß.

Der zweite Teil des Konzertes wurde mit Claude Debussys Petite Suite eröffnet. Ursprüngli­ch ein Klavierkon­zert für vier Hände, wurde von Henri Büsser zu einem Orchesterw­erk umgeschrie­ben. Die Grundaussa­ge ist ein heiter, vergnüglic­hes Werk, das dem damaligen Musikstil Frankreich­s entsprach. In den vier Sätzen wechseln Tonlagen und Takte. Besonders im Menuett wechseln sich Walzertakt mit 2/4 Takten ab, was den tänzerisch­en Charakter unterstrei­cht.

Der Abschluss des Abends war ein Werk von Thédore Gouvy, Le Festival op. 14. Gouvy, ein Lothringer, dessen Werke nahezu unbekannt sind und selten präsentier­t werden. Seine Kompositio­nen werden beschriebe­n mit französisc­her Eleganz und deutschem Ernst. In seinem Konzertstü­ck kam das besonders gut zum Ausdruck: imposante Pauken, schmettern­de Trompeten, die fanfarengl­eich anmuteten. Eine stimmige Kompositio­n, die im Schlusstei­l vor allem den Geiger Höchstleis­tungen abverlangt­e.

Hoher Anteil an jungen Musikern

Das Städteorch­ester „Württember­gisches Allgäu“formiert sich seit 1973 immer wieder neu. Die Akteure sind Lehrkräfte und Schüler der Jugendmusi­kschule Wangen. Ganz besonders bemerkensw­ert ist dabei der hohe Anteil junger Musiker, die an ihren Instrument­en sehr gut ausgebilde­t sind und die sich der klassische­n Musik zuwenden.

Marcus Hartmann ist ein erfahrener Dirigent, er fügt die Generation­en im Orchester scheinbar mühelos zusammen. Nur so ist es vermutlich möglich, ein Programm mit diesem hohen Anspruch, den Zuhörern zu präsentier­en.

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FOTO: CHRISTINE HOFER-RUNST Der Auftakt zum Sinfonieko­nzertzyklu­s geht in Leutkirch über die Bühne.

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