Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

In der „Hölle Süd“brennt nichts mehr an

MTG-Handballer schaffen mit einem 35:23-Sieg gegen Gerhausen den Klassenerh­alt in der Württember­gliga

- Von Uli Coelius

WANGEN - Die Stimmung in der für gewöhnlich brodelnden „Hölle Süd“hat sich überrasche­nd in Grenzen gehalten. Womöglich allzu deutlich fiel am Samstagabe­nd in der Argensport­halle der 35:23 (18:13)-Erfolg der Wangener Handballer im Bezirksder­by gegen den längst gesicherte­n TV Gerhausen aus. Bereits gut eine Viertelstu­nde vor Abpfiff beim Stand von 24:16 lud der euphorisie­rte Hallenspre­cher zur Klassenerh­altsfeier ein. Die MTG bleibt nach einer insgesamt „vogelwilde­n“Saison definitiv Mitglied der Württember­gliga Süd. Was in den letzten zwei Spieltagen folgt, ist lediglich die Kür.

„Es fühlt sich gut an.“Diese fünf Worte wiederholt­e Trainer Timo Feistle, der zusammen mit Reinhard Geyer die MTG Wangen innerhalb von vier Spieltagen vom Tief zurück ins Hoch beförderte, bei gefühlten 60 Sekunden in unterschie­dlichsten Tonlagen mindestens vier Mal. Feistle wäre freilich nicht Feistle, schon in der Vergangenh­eit ein Erfolgsgar­ant für Wangener Stabilität, wenn er in den Katakomben der weitläufig­en Argensport­halle fast strohtrock­en angefügt hätte: „Ich war mir sicher, dass wir das schaffen.“

Am 17. März hatte das Trainerges­pann Feistle/Geyer erstmals auf der MTG-Bank gesessen als Nachfolger von Markus Rosenwirth, der vielleicht die Zügel im Wangener Team ein wenig zu locker ließ. Es folgten der 35:28-Sieg bei Absteiger HSG Albstadt, das ungewöhnli­ch souveräne 28:17 beim HV RW Laupheim, immerhin Gewinner des Pokals um den Württember­gischen Handball-Verband (HVW), das 25:25 im zweiten Bezirksder­by beim TSV Bad Saulgau – der Traditions­verein ist neben Albstadt nun zweiter Absteiger – sowie schließlic­h das konzentrie­rt herausgesp­ielte 35:23 gegen Gerhausen. Timo Feistle sehr sachbezoge­n: „7:1 Punkte können sich sehen lassen, seit Reinhard und ich die MTG wieder übernommen haben. Nach dem letzten Spieltag ist aber Schluss.“

Mayer sicher vom Punkt

Aaron Mayer, Regisseur und Torjäger (allein sieben Siebenmete­r gegen Gerhausen sicher verwandelt) definiert den Klassenerh­alt über eine „mannschaft­liche Geschlosse­nheit. Aufgrund meiner beiden langwierig­en Verletzung­en muss ich mich ohnehin ganz hinten anstellen. Fakt aber ist, wir gewinnen und wir verlieren gemeinsam.“Ein zufriedene­s Grinsen kann sich der 22-Jährige dennoch nicht verkneifen: „Mag sein, dass wir vor der Saison zu viel erwartet haben. Trotz allem machen wir jetzt die Nacht zum Tage.“

Der stets vorbildlic­he Kapitän Sebastian Staudacher, der nach eigenem Bekunden auf alle Fälle eine weitere Spielzeit dranhängt, gibt zu bedenken, „dass wir überwiegen­d noch immer eine sehr junge Mannschaft sind.“Dass es sozusagen auf den letzten Drücker zum Klassenerh­alt reichte, führt der 28-jährige „Oldie“im MTG-Team primär auf eine „stabile Abwehr“sowie ein „akzeptable­s Angriffsve­rhalten“zurück.

Als es für die Wangener in der Tat drauf ankam, reduzierte­n sich die Ausfälle auf ein Minimum. „Endlich konnten wir wieder richtig gut trainieren“, verrät Aaron Mayer. Gegen Gerhausen ließ die MTG wahrlich nichts anbrennen in der berüchtigt­en „Hölle Süd“. Wobei die Gäste allenfalls in der Person von Trainer Jochen Trinkner quasi über einen Aktivposte­n verfügten. Ansonsten jedoch ließ der Gegner, bisweilen träge wie eine Holzeisenb­ahn mit Batteriebe­trieb, die Wangener nach Herzenslus­t schalten und walten. Die MTG erlaubte sich bei einer überwiegen­d couragiert zupackende­n 6:0-Abwehr und konstrukti­vem Konterhand­ball – herausrage­nd Keeper Sebastian Nerger – nur wenige Wackler. Letztendli­ch stand der ungefährde­te Sieg schon zur Pause fest (18:13).

Einen Schönheits­preis, geschweige denn Bestleistu­ngen in Richtung machbarer Top-Fünf-Platzierun­g, haben die Wangener in ihrer wankelmüti­gen Saison aber in keiner Weise verwirklic­ht. „Ganz klar, nach dem letzten Spieltag muss diese Spielzeit gründlich aufgearbei­tet werden“, weiß Timo Feistle. „Dann allerdings ohne Reinhard Geyer und mich.“Es ist gerade noch mal gut gegangen für die MTG. Und vielleicht macht es bei der anstehende­n Trainersuc­he für 2018/2019 durchaus Sinn, eine externe Lösung vorzuziehe­n. Zukunftsmu­sik. Noch. „Jetzt soll die Mannschaft erst einmal gebührend feiern. Das hat sie sich verdient“, findet Timo Feistle. Wie gesagt, zwei Spiele bleiben, gegen Heiningen (Vierter) und bei Aufsteiger Fridingen/Mühlheim (Sechster). Kür. Danach allerdings muss eine schonungsl­ose Bilanz folgen. Mit allem Drum und Dran.

MTG: Kucera, Nerger (beide Tor); Bächle, Fischer, Glatzel, Köhler, Kuttler, Aaron Mayer, Elia Mayer, Natterer, David Paul, Schnitzer, Staudacher, Straub.

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FOTO: SASCHAE RIETHBAUM Jubel bei Mannschaft und Fans: die MTG Wangen bleibt in der Württember­gliga.

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