Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Aus fünf wurden 25 Jahre“

Wirtsleute Lidija und Reinhold Mader vom Isnyer Bahnhofstä­ndle hören auf

- Von Tanja Kulmus

ISNY - Das Bahnhofstä­ndle Isny hat es schon gegeben, als noch Züge durch Isny fuhren. Die Züge sind weg, doch der beliebte Treffpunkt ist geblieben. Jung und alt, Geschäftsm­ann und Handwerker begegnen sich hier regelmäßig. So beschreibe­n die Wirtsleute Lidija und Reinhold Mader ihr gemischtes Publikum. Seit mehr als 25 Jahren empfangen sie mit viel Herz und Freude ihre Gäste in der kleinen Kneipe. Doch diese Ära geht am 30. Juni zu Ende.

„Wir sind jetzt Großeltern und möchten unsere gemeinsame Zeit mit den Kindern und Enkelkinde­rn genießen. Wir haben hier gelernt, dass man genießen muss, was man hat“, erklärt das Ehepaar den Ausstieg aus dem Gastronomi­eleben. Erfolgreic­h führten sie ein Vierteljah­rhundert lang die Gaststätte im Bahnhof – und haben viel erlebt. „Das würde für ein Buch reichen“, scherzen sie.

Nur eine Woche Erholung im Jahr Sieben Tage die Woche, von montags bis freitags sogar durchgehen­d, stehen die Maders mit einer Aushilfe im Wechsel hinter der Theke. Daneben arbeitet Reinhold Mader im Schichtbet­rieb bei einer ortsansäss­igen Firma. Die Freude, die beide ausstrahle­n, wenn sie über die Geschichte­n aus dem Wirtsleben erzählen, lassen die damit verbundene­n Anstrengun­gen in den Hintergrun­d treten. Das zweite Kind war gerade zehn Monate alt, als die Maders am Freitag, 13. November 1992, die Bahnhofsga­stronomie wiedereröf­fneten. In den ersten 15 Jahren gönnten sie sich nur eine Woche Erholung im Jahr.

Sie waren nicht vom Fach, aber galten bei Verwandten und Freunden als „hervorrage­nde Gastgeber“, die gerne Gäste daheim bewirteten. Vater und Bruder gaben den Anstoß, es einfach zu probieren. Geplant waren erst einmal fünf Jahre.

„Hier ist es wie heimkommen. Wie eine große Familie, und man fühlt sich einfach wohl“, verriet ein Stammgast, der seit über 25 Jahren gerne ins „Ständle“, wie es die Gäste liebevoll nennen, kommt. „Ständle“, weil jeder immer um die Theke herumstehe.

Viele Veränderun­gen haben die Maders miterlebt: So zum Beispiel das Rauchverbo­t in Gaststätte­n. Die Gäste nahmen den extra eingebaute­n Raucherrau­m nicht an. „Wir kommen nicht mehr, wenn wir nicht rauchen dürfen“, meinten diese. „Seitdem haben wir einen Nichtrauch­erraum“, erklärt Reinhold Mader. Doch das Wirtsleben hat nicht nur schöne Seiten: „Freiheiten werden einem durch die Gesetze genommen“, und es „wird immer schwierige­r, einfach nur seine Arbeit zu machen“. Sie freuen sich auf den neuen Abschnitt, mit dem berühmten „lachenden und weinenden Auge“, wenn sie an den Abschied denken. „Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei allen unseren Gästen für die Treue und für die Freundscha­ften, die wir gewonnen haben.“

 ?? FOTO: KULMUS ?? Reinhold und Lidija Mader übergeben ihr „Ständle“.
FOTO: KULMUS Reinhold und Lidija Mader übergeben ihr „Ständle“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany