Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Längst abgesegnet – doch warum tut sich nichts?
Kemptener Baureferat hat viele Vorhaben abzuarbeiten und eine Prioritätenliste erstellt – Was wann fertig wird
KEMPTEN - Eine Rangliste wäre gut. Eine Liste, was im städtischen Baureferat Priorität hat. Das wünscht sich nicht nur Stadtrat Helmut Hitscherich (UB/ÖDP). Das wollen auch viele Bürger wissen. Doch die Kapazitäten im Baureferat sind begrenzt, hört man. Zu viele Projekte müssten bearbeitet werden. Es gebe Engpässe. So ist es mittlerweile Standard, auch Bebauungspläne nach außen zu vergeben. Doch was ist mit jenen Projekten, die längst abgesegnet sind? Wann sind sie endlich fertig? Tim Koemstedt hat als Chef des Baureferats ein Auge auf die Prioritäten in seinem Amt. Und sagt, dass es sehr wohl eine Rangfolge gebe: Die Halde-Nord stehe an oberster Stelle, das Baugebiet Schwalbenweg-Südwest folgt, danach das Gewerbegebiet Leubas-Südwest. In den einzelnen Bereichen des Baureferats mit 203 Beschäftigten gibt es Projekte, die hohe Priorität haben ( siehe Info).
„Wie ist die Reihenfolge der Projekte, die im Baureferat abgearbeitet werden?“, fragte die AZKoemstedt. Er nennt die Rangliste wie folgt:
Halde-Nord: Das Baugebiet habe „oberste Priorität“. Doch wie lange schon? „Halde-Nord: 2015 geht’s los“hieß es bereits vor drei Jahren. 500 Wohneinheiten waren damals im Gespräch, etwa 50 sollten in einem ersten Bauabschnitt entstehen. Dafür sei auch großer Bedarf. Hieß es damals – und heißt es heute noch. Doch es wurde umgeplant. Die einst vorgesehene Umgehung zur Entlastung der Halde-Bewohner wurde gekippt, eine neue Straße geplant, die Bebauung anders gestaltet.
Die Dichte war plötzlich ein Thema, aus 500 Wohneinheiten wurden 350, aufgeteilt in 40 Prozent Reihenhäuser, 30 Prozent Einfamilienhäuser und 30 Prozent Geschosswohnungen. Aber 2017 soll es endgültig losgehen, hieß es 2016. Doch die Bauwilligen mussten wieder warten, erneut waren Umplanungen fällig – 2019 wurde als Baubeginn ins Visier genommen – und zwar von Oberbürgermeister Thomas Kiechle persönlich. Und jetzt? „2020 kann gebaut werden“, sagt der Baureferent. Heuer werde Baurecht geschaffen und 2019 das Baugebiet erschlossen.
Schwalbenweg: „Wohnen hat höchste Priorität im Baureferat.“Das waren die Worte von Koemstedt, als es im Januar 2017 um neue Baugebiete, darunter den Schwalbenweg-Südwest, ging. 24 Grundstücke für Einfamilien- oder Doppelhäuser sowie bis zu 16 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern – „es wäre toll“, hieß es im vergangenen Jahr im Bauausschuss, „wenn 2017 die Bagger rollen“. Doch sie werden wohl erst im nächsten Jahr rollen, obwohl man im Baureferat diese Bebauung „auf die Überholspur gesetzt hat“. Momentan laufe die Erschließung. Die Bauarbeiten an der Mariaberger
Straße zeigen, dass sich was tut in Thingers. Gewerbegebiet Leubas-Südwest: Baurecht schaffen ist auch hier das Credo an der Spitze des Baureferats. Neben Baugrundstücken sind auch Gewerbeflächen gefragt. Die sollen vor Leubas entstehen. Vor allem deshalb, weil zwei große Firmen, Ceratizit und WNT, von der Daimlerstraße an den Stadtrand umsiedeln und auf 50 000 Quadratmetern neu bauen wollen. Dazu ist eine Abbiegespur von der Kaufbeurer Straße nötig. Die Bäume dazu sind gefallen, der Bebauungsplan werde heuer aufgestellt, dann soll das Gebiet erschlossen werden. Etwa in eineinhalb Jahren könnten die Firmen umsiedeln. Koemstedt: „Es läuft alles auf Hochtouren“.
Parkleitsystem: Das Mobilitätskonzept für die künftige Verkehrsregelung wurde jetzt im Stadtrat abgesegnet. Aber was soll wann umgesetzt werden? Da spiele das Geld eine Rolle, sprich, sagt Koemstedt, was im Haushalt wofür eingeplant werde. Erst mal gebaut werden im Frühjahr aber die Radgaragen. Zügig verbessert werden soll auch das Parkleitsystem. Auf den elektronischen Tafeln, die freie Parkplätze anzeigen, sollen die an der Rottachstraße und in der Sparkassen-Tiefgarage aufgenommen werden. Damit will man die Autofahrer in die nördliche Innenstadt leiten.
Nahversorgung: Grünes Licht vom Stadtrat gab es für neue Geschäfte und Dienstleistungen an der Memminger Straße, also für ein weiteres Nahversorgungszentrum. Das Konzept musste vom Investor überarbeitet werden. Vorrangig können dort zwar Lebensmittel verkauft werden, auch Drogeriewaren, Kosmetik, Medikamente, Sanitätswaren, Papier, Schreibwaren, Zeitungen sowie Brillen und Hörgeräteakustik. Doch alles, was zentrumsrelevant ist, habe dort keinen Platz. Jetzt kann der Investor loslegen. Aber erst, wenn es Baurecht gibt. Und das soll laut Koemstedt noch heuer sein. Ulmer Straße/Fenepark: Für die Nutzung Ulmer Straße und Umnutzung Fenepark fehlen noch konkrete Konzepte – und politische Entscheidungen im Stadtrat.