Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Senioren sollen lange zu Hause leben können
Kempten will für ältere Bürger Anlaufstellen schaffen, damit sie nicht einsam und hilflos sind
KEMPTEN - Im Alter in der gewohnten Umgebung bleiben – das ist der Wunsch vieler Menschen. Das soll künftig leichter möglich sein, auch wenn im Alltag Hilfe nötig wird: Denn diese Unterstützung zu finden, dabei will die Stadt Kempten vermehrt helfen. Fünf Anlaufstellen sollen in Kempten entstehen, die Hilfe vor Ort vermitteln und selbst Angebote zur Verfügung stellen. Bis dieses Quartierskonzept umgesetzt ist, kann es aber noch ein wenig dauern.
Grundsätzlich beschlossen hat die Stadt bereits im vergangenen Oktober, dass sie ihr Angebot in den Stadtvierteln aufstocken will. Seitdem wurde das Konzept konkretisiert, nun hat der Sozialausschuss des Stadtrates grünes Licht für die Umsetzung gegeben.
Senioren und Angehörige, die Hilfe für den Alltag oder etwa soziale Kontakte suchen, können sich künftig an Stellen wenden, die in den Stadtvierteln Kempten West, Ost, Nord/Thingers, Innenstadt/Eich sowie in Sankt Mang/Ludwigshöhe eingerichtet werden. Dort erhalten sie dann Informationen, wo ihnen wie weitergeholfen werden kann – also etwa zu Pflegedienstleistern und Demenzberatungen. Das soll Transparenz in das oft unübersichtliche Angebot bringen. Dadurch, so erhofft man sich, können mehr Menschen zu Hause gepflegt werden und in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Zusätzlich entspanne sich der Druck auf die stationäre Pflege.
Als Beispiel nennt Cordula Amann, Koordinatorin des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts, einen Senior, dem bereits in dem Projekt geholfen wurde. Er leidet an Demenz im Frühstadium und wird von seiner berufstätigen Ehefrau zu Hause gepflegt. Damit das weiterhin möglich ist, hat Amann einen Platz in einer Kurzzeitpflegegruppe organisiert. So kann die pflegende Ehefrau wöchentlich für zwei Stunden Kraft schöpfen und der Mann muss nicht in ein Heim. Aber auch für noch rüstige Senioren soll es Angebote geben. Bereits jetzt können sie zu Mittagstischen und Gruppentreffen in Kempten West, Ost und der Altstadt kommen. Ähnliches soll es künftig in der ganzen Stadt geben. All das beuge Vereinsamung und etwa Depressionen vor, sagt Amann.
„Derzeit erreichen mich jede Woche etwa sieben Anfragen zu solchen Angeboten“, sagt Amann. Bisher sei bei der Stadt nur sie für die Quartiersarbeit zuständig. Trotz ehrenamtlicher Helfer sagt sie: „Als Einzelkämpfer kann man wenig bewirken.“Der Beschluss der Stadträte im Sozialausschuss sieht deshalb vor, dass für jedes der fünf Quartiere Halbtagsmitarbeiter eingestellt werden. Außerdem soll es Unterstützung für die Koordination und die Fachstelle für pflegende Angehörige geben, die künftig die Caritas betreibt. Einen Teil dieser 3,2 Stellen will die Stadt an externe Träger wie etwa die Diakonie vergeben. Sozialreferent Benedikt Mayer rechnet grob überschlagen mit Kosten von jährlich 150 000 bis 200 000 Euro. Bis es das Angebot in ganz Kempten gibt, wird es aber wohl mindestens bis zum Jahr 2020 dauern.
Demenzberatung fortgeführt
Für Demenzkranke, Pflegebedürftige sowie ihre Angehörige soll sich die Situation in Kempten auch in einem weiteren Punkt verbessern. So wird die Stadt Kooperationspartner im Beratungszentrum für Pflege und Demenz, dem bisherigen Demenzzentrum der Alzheimergesellschaft Allgäu. Mit ins Boot sollen nun außerdem die Caritas und die Diakonie. Die Kooperationsverträge sind bereits ausgehandelt. Untergebracht ist die Beratungsstelle im Pfarrzentrum Christi Himmelfahrt. Betroffene erhalten dort Unterstützung sowie Informationen zu der Krankheit und den Pflegeangeboten. Kosten pro Jahr: etwa 30 000 Euro.