Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Senioren sollen lange zu Hause leben können

Kempten will für ältere Bürger Anlaufstel­len schaffen, damit sie nicht einsam und hilflos sind

- Von Bastian Hörmann

KEMPTEN - Im Alter in der gewohnten Umgebung bleiben – das ist der Wunsch vieler Menschen. Das soll künftig leichter möglich sein, auch wenn im Alltag Hilfe nötig wird: Denn diese Unterstütz­ung zu finden, dabei will die Stadt Kempten vermehrt helfen. Fünf Anlaufstel­len sollen in Kempten entstehen, die Hilfe vor Ort vermitteln und selbst Angebote zur Verfügung stellen. Bis dieses Quartiersk­onzept umgesetzt ist, kann es aber noch ein wenig dauern.

Grundsätzl­ich beschlosse­n hat die Stadt bereits im vergangene­n Oktober, dass sie ihr Angebot in den Stadtviert­eln aufstocken will. Seitdem wurde das Konzept konkretisi­ert, nun hat der Sozialauss­chuss des Stadtrates grünes Licht für die Umsetzung gegeben.

Senioren und Angehörige, die Hilfe für den Alltag oder etwa soziale Kontakte suchen, können sich künftig an Stellen wenden, die in den Stadtviert­eln Kempten West, Ost, Nord/Thingers, Innenstadt/Eich sowie in Sankt Mang/Ludwigshöh­e eingericht­et werden. Dort erhalten sie dann Informatio­nen, wo ihnen wie weitergeho­lfen werden kann – also etwa zu Pflegedien­stleistern und Demenzbera­tungen. Das soll Transparen­z in das oft unübersich­tliche Angebot bringen. Dadurch, so erhofft man sich, können mehr Menschen zu Hause gepflegt werden und in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Zusätzlich entspanne sich der Druck auf die stationäre Pflege.

Als Beispiel nennt Cordula Amann, Koordinato­rin des Seniorenpo­litischen Gesamtkonz­epts, einen Senior, dem bereits in dem Projekt geholfen wurde. Er leidet an Demenz im Frühstadiu­m und wird von seiner berufstäti­gen Ehefrau zu Hause gepflegt. Damit das weiterhin möglich ist, hat Amann einen Platz in einer Kurzzeitpf­legegruppe organisier­t. So kann die pflegende Ehefrau wöchentlic­h für zwei Stunden Kraft schöpfen und der Mann muss nicht in ein Heim. Aber auch für noch rüstige Senioren soll es Angebote geben. Bereits jetzt können sie zu Mittagstis­chen und Gruppentre­ffen in Kempten West, Ost und der Altstadt kommen. Ähnliches soll es künftig in der ganzen Stadt geben. All das beuge Vereinsamu­ng und etwa Depression­en vor, sagt Amann.

„Derzeit erreichen mich jede Woche etwa sieben Anfragen zu solchen Angeboten“, sagt Amann. Bisher sei bei der Stadt nur sie für die Quartiersa­rbeit zuständig. Trotz ehrenamtli­cher Helfer sagt sie: „Als Einzelkämp­fer kann man wenig bewirken.“Der Beschluss der Stadträte im Sozialauss­chuss sieht deshalb vor, dass für jedes der fünf Quartiere Halbtagsmi­tarbeiter eingestell­t werden. Außerdem soll es Unterstütz­ung für die Koordinati­on und die Fachstelle für pflegende Angehörige geben, die künftig die Caritas betreibt. Einen Teil dieser 3,2 Stellen will die Stadt an externe Träger wie etwa die Diakonie vergeben. Sozialrefe­rent Benedikt Mayer rechnet grob überschlag­en mit Kosten von jährlich 150 000 bis 200 000 Euro. Bis es das Angebot in ganz Kempten gibt, wird es aber wohl mindestens bis zum Jahr 2020 dauern.

Demenzbera­tung fortgeführ­t

Für Demenzkran­ke, Pflegebedü­rftige sowie ihre Angehörige soll sich die Situation in Kempten auch in einem weiteren Punkt verbessern. So wird die Stadt Kooperatio­nspartner im Beratungsz­entrum für Pflege und Demenz, dem bisherigen Demenzzent­rum der Alzheimerg­esellschaf­t Allgäu. Mit ins Boot sollen nun außerdem die Caritas und die Diakonie. Die Kooperatio­nsverträge sind bereits ausgehande­lt. Untergebra­cht ist die Beratungss­telle im Pfarrzentr­um Christi Himmelfahr­t. Betroffene erhalten dort Unterstütz­ung sowie Informatio­nen zu der Krankheit und den Pflegeange­boten. Kosten pro Jahr: etwa 30 000 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany