Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„RV - LR 156“erhält den kirchlichen Segen
Leutkircher Feuerwehr nimmt den hochmodernen Gerätewagen „Atemschutz“für das Allgäu in den Dienst
LEUTKIRCH - „Ist es noch zeitgemäß, für ein Fahrzeug um Gottes Segen zu bitten?“Der evangelische Stadtpfarrer Volker Gerlach stellt die Frage, um sie später zusammen mit seinem katholischen Kollegen von St. Martin, Karl Erzberger, zu beantworten. Ja, es mache Sinn. Die Vertreter der beiden Konfessionen haben am Freitag vor dem Leutkircher Feuerwehrhaus gerne dazu beigetragen, den neuen und fortan für den Altkreis Wangen zuständigen Gerätewagen „Atemschutz Allgäu“an die Leutkircher Feuerwehr zu übergeben.
Kurz nach 18 Uhr meldet sich Michael Klotz, der Kommandant für alle Leutkircher Wehren, bei der Leitstelle in Ravensburg und meldet Einsatzbereitschaft. Der Platz vor dem Leutkircher Feuerwehrhaus ist gut gefüllt, nach einem kurzen Raunen, weil die Gegenstelle schweigt, funktioniert aber alles. Das Fahrzeug mit der Autonummer „RV - LR 156“ist offiziell in den Fuhrpark der Kreisfeuerwehren aufgenommen. Schon seit Tagen war es immer wieder vor dem Feuerwehrhaus zu sichten.
500 000 Euro Fahrzeugwert
Bei aller Festlaune geht es an diesem Abend durchaus auch um harte Zahlen und Hinweise, direkt auch in die Leutkircher Kommunalpolitik hinein. Die Anschaffung des neuen Fahrzeugs mit Kosten in Höhe von rund 500 000 Euro übernimmt zwar der Landkreis. Klotz wie auch Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle bedanken sich dafür explizit beim zuständigen Dezernenten Gerd Hägele, der Landrat Harald Sievers an diesem Abend vertritt. Rund 50 000 Euro aber mussten auch von der Stadt Leutkirch und den Gremien des Gemeinderats freigeschaufelt werden, um ausreichend Platz für dieses hochmoderne Fahrzeug in der vorhandenen Immobilie zu schaffen. Michael Klotz bedankt sich dafür, aber auch Hans-Jörg Henle spart in seiner Begrüßung das Zukunftsthema bei der mittelfristigen Suche nach einem neuen Standort für die Leutkircher Feuerwehrwache nicht aus: „Wir müssen nach Lösungen suchen.“Mehr Platz steht nicht mehr zur Verfügung. Bei Großeinsätzen mangelt es an Parkplätzen.
Immerhin übernimmt die Leutkircher Feuerwehr mit dem neuen Fahrzeug auch weitere Aufgabengebiete im Landkreis und bei großen Zwischenfällen über diesen Einsatzraum hinaus. 40 Atemschutzgeräte, 86 Atemschutzflaschen, 80 Atemschutzmasken, 80 Lungenautomaten, Chemikalienschutzanzüge, Wärmebildkameras, Gasmessgeräte und weiteres Zubehör gehören zur Ausstattung, wenn die Leutkircher ausrücken müssen. Acht dafür speziell ausgebildete Feuerwehrkräfte stehen vor Ort parat, mindestens drei sind für das Ausrücken nötig.
Hans-Jörg Henle lobt an diesem Abend die „tolle Bereitschaft der Blaulichtfamilie“, sich in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Er sagt auch: „Wir hoffen, dass man das neue Fahrzeug selten braucht.“Der Feuerwehrdienst im Allgäu ist nun mal auch eine Sache des Ehrenamtes. Gerd Hägele fasst nach: „Wir sind stolz auf unsere Feuerwehren.“Gerade in den vergangenen Wochen hatten die Leutkircher genügend anstrengende Einsätze.
Die Gefahren des Feuers
Zurück zur Eingangsfrage. „Wir wollen mit unserem Segen für dieses Fahrzeug und die Einsatzkräfte zum Ausdruck bringen, dass nicht alles in unserer Macht steht“, betont Pfarrer Gerlach. Wer die Not sehe und Mitmenschen helfe, der diene auch Gott, sagt der Geistliche. Nach einem „Lobet den Herrn“weist Karl Erzberger darauf hin: „Feuer spendet Wärme und Licht, es kann aber auch zur Gefahr werden.“Deshalb bete er um den Schutz des heiligen Florian. Danach segnet er den hochmodernen Einsatzwagen mit Weihwasser.