Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Begeisteru­ng für die Übergangsl­ösung

Grundschul­leiter Harald Strittmatt­er organisier­t Führungen in der früheren Siloah-Schule

- Von Stefanie Böck

ISNY - Baustellen­schau auf dem Siloahgelä­nde: Harald Strittmatt­er, Leiter der Grundschul­e am Rain, hat in den zurücklieg­enden Wochen Schüler, Vertreter des Elternbeir­ats und interessie­rte Familien durch das einstige Schulgebäu­de des früheren Kinderdorf­s geführt. Ab September sollen dort rund 350 Isnyer Grundschül­er unterricht­et werden, voraussich­tlich für rund vier Jahre während des Neubaus im Schulzentr­um.

Obwohl Wände und Decken noch offen waren, zeigten sich die Besucher begeistert: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schön ist“, sagte Elternbeir­atsvorsitz­ende Saskia Epp über die 16 ordentlich­en Klassenzim­mer und die vielen Möglichkei­ten direkt vor dem Gebäude. „Das Gelände und die große Grünfläche erinnert mich an meine Dorfgrunds­chule – das ist unheimlich charmant.“

Engpässe im Sportunter­richt Natürlich gebe es Herausford­erungen, die noch zu meistern sind, räumte Strittmatt­er ein. Zum Beispiel sei eine Turnhalle für 48 Schulsport­stunden pro Woche einfach zu wenig. Der Sportunter­richt werde deshalb auf den Nachmittag in die Rainsporth­alle gelegt. Zusätzlich stünden draußen zwei Sportplätz­e und mit der Felderhald­e sogar eine Winterspor­tanlage direkt in der Nachbarsch­aft zur Verfügung.

Begeistert ist Strittmatt­er über fünf kleine Räume, in denen individuel­le Sprach-, Lese- und Rechtschre­ibförderun­g stattfinde­n könne, weil: „Unsere Ehrenamtli­chen leisten diese zusätzlich­e Unterstütz­ung im alten Gebäude an den Tischen auf den Gängen.“Vor allem im Winter sei es dort sehr kalt, „eine echte Zumutung“. Angesichts des vielen Lichts, einer praktische­n Aula, verglasten Eck-Klassenzim­mern, großen Gängen und der sinnvollen Raumauftei­lung kam bei den Rundgängen unter den Eltern die Frage auf, ob man nicht dauerhaft in dem Gebäude bleiben könne, das jetzt für mehrere Hunderttau­send Euro renoviert werde. Strittmatt­er zeigte Verständni­s, bremste die Idee aber aus. „Das ist von der Stadt so nicht geplant.“ Auch die Frage, was mit dem Gebäude in vier Jahren passiert, konnte er nicht beantworte­n.

Den Schulleite­r beschäftig­t derzeit mehr der aktuelle Umzug, zwei Dinge machen ihm vier Monate vor dem Schulstart im September noch Sorgen: Erstens, ob alle Handwerker pünktlich fertig werden, und zweitens, wie sich die Eltern nach dem Schulstart verhalten werden. „Wir haben heute schon Schweißaus­brüche, wenn wir an den Verkehr denken.“Denn das Gelände darf nicht befahren werden, es gibt keine Möglichkei­t, sinnvoll zu halten, auch eine Wendemögli­chkeit fehlt. Deshalb seine dringende Bitte: Zehn Minuten dauere der Schulweg bis zum Siloahgelä­nde länger, er habe das mit mehreren Schulklass­en getestet. „Motivieren sie die Kinder zum Laufen. Damit wäre allen sehr geholfen“, apellierte er an die Eltern.

Die Situation beschäftig­t noch mehr Menschen: Mieter der „Aufwind“-Gemeinscha­ftswohnhäu­ser suchten bei den samstäglic­hen Führungen den Schulleite­r auf. Viele hätten nicht damit gerechnet, dass die Grundschül­er an ihren Terrassen vorbeilauf­en. Ursprüngli­ch sei ein separater Zugang geplant gewesen – und die Übergangsl­ösung nur für zwei Jahre. Jetzt wünschen sie sich vor allem ein freundlich­es Miteinande­r, auf dem Gelände treffen die Grundschül­er auf Menschen, die dort leben und Gärten, die liebevoll angelegt sind. Strittmatt­er zeigte sich bei diesem Thema zuversicht­lich: „Wir haben unheimlich nette Schüler. Sie werden sehen: Das funktionie­rt.“

Davon waren auch die Eltern der neuen Erstklässl­er überzeugt. Einer Mutter gefielen besonders die hellen Räume und der ungewöhnli­che Baustil. „Riechen sie das? Ton! So riecht es, wenn man töpfert“, freute sie sich über die praktische­n Möglichkei­ten, die die neuen Räume bieten. Kritische Besucher hakten beim Schulleite­r nach, ob es nicht billiger gewesen wäre, Container aufzustell­en. Das wies Strittmatt­er entschiede­n zurück: Allein das Versetzen der beiden vorhandene­n mobilen Klassenräu­me koste mehrere Zehntausen­d Euro. Außerdem sei das Klima in den Containern sommers wie winters kaum in den Griff zu kriegen: „Die Alternativ­e zu Siloah wäre gewesen, die Klassen über die Stadt zu verteilen – dahin, wo Platz ist, die Grundschul­e wäre keine Schule mehr gewesen.“

Auch neue Angebote

Mit pädagogisc­hen Konzepten versuche er mit dem Kollegium, aus den neuen Gegebenhei­ten das Maximum für die Isnyer Grundschül­er herauszuho­len. Als Beispiel nannte er einen großen Kunst- und Werkraum: „Hier können wir auch Arbeiten mit Holz anbieten – das war am Rain nicht möglich.“

Nach den Begehungen bestätigte Strittmatt­er eine durchweg positive Grundstimm­ung: Die meisten Eltern seien begeistert gewesen. „Das wird toll“, ist Sasika Epp sicher, die sich die Alternativ­e gar nicht vorstellen mag: „Grundschul­kinder vier Jahre lang im Baustellen­lärm unterricht­en – das wäre nicht gegangen.“

 ?? FOTO: HARALD STRITTMATT­ER ?? Die Elternvert­reter der Isnyer Grundschul­kinder waren durchweg begeistert von der Schule auf dem Siloahgelä­nde, die sie unlängst besuchten, weil sie ab dem kommenden Schuljahr als Übergangsq­uartier während des Neubaus im Schulzentr­um dient.
FOTO: HARALD STRITTMATT­ER Die Elternvert­reter der Isnyer Grundschul­kinder waren durchweg begeistert von der Schule auf dem Siloahgelä­nde, die sie unlängst besuchten, weil sie ab dem kommenden Schuljahr als Übergangsq­uartier während des Neubaus im Schulzentr­um dient.

Newspapers in German

Newspapers from Germany