Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Begeisterung für die Übergangslösung
Grundschulleiter Harald Strittmatter organisiert Führungen in der früheren Siloah-Schule
ISNY - Baustellenschau auf dem Siloahgelände: Harald Strittmatter, Leiter der Grundschule am Rain, hat in den zurückliegenden Wochen Schüler, Vertreter des Elternbeirats und interessierte Familien durch das einstige Schulgebäude des früheren Kinderdorfs geführt. Ab September sollen dort rund 350 Isnyer Grundschüler unterrichtet werden, voraussichtlich für rund vier Jahre während des Neubaus im Schulzentrum.
Obwohl Wände und Decken noch offen waren, zeigten sich die Besucher begeistert: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schön ist“, sagte Elternbeiratsvorsitzende Saskia Epp über die 16 ordentlichen Klassenzimmer und die vielen Möglichkeiten direkt vor dem Gebäude. „Das Gelände und die große Grünfläche erinnert mich an meine Dorfgrundschule – das ist unheimlich charmant.“
Engpässe im Sportunterricht Natürlich gebe es Herausforderungen, die noch zu meistern sind, räumte Strittmatter ein. Zum Beispiel sei eine Turnhalle für 48 Schulsportstunden pro Woche einfach zu wenig. Der Sportunterricht werde deshalb auf den Nachmittag in die Rainsporthalle gelegt. Zusätzlich stünden draußen zwei Sportplätze und mit der Felderhalde sogar eine Wintersportanlage direkt in der Nachbarschaft zur Verfügung.
Begeistert ist Strittmatter über fünf kleine Räume, in denen individuelle Sprach-, Lese- und Rechtschreibförderung stattfinden könne, weil: „Unsere Ehrenamtlichen leisten diese zusätzliche Unterstützung im alten Gebäude an den Tischen auf den Gängen.“Vor allem im Winter sei es dort sehr kalt, „eine echte Zumutung“. Angesichts des vielen Lichts, einer praktischen Aula, verglasten Eck-Klassenzimmern, großen Gängen und der sinnvollen Raumaufteilung kam bei den Rundgängen unter den Eltern die Frage auf, ob man nicht dauerhaft in dem Gebäude bleiben könne, das jetzt für mehrere Hunderttausend Euro renoviert werde. Strittmatter zeigte Verständnis, bremste die Idee aber aus. „Das ist von der Stadt so nicht geplant.“ Auch die Frage, was mit dem Gebäude in vier Jahren passiert, konnte er nicht beantworten.
Den Schulleiter beschäftigt derzeit mehr der aktuelle Umzug, zwei Dinge machen ihm vier Monate vor dem Schulstart im September noch Sorgen: Erstens, ob alle Handwerker pünktlich fertig werden, und zweitens, wie sich die Eltern nach dem Schulstart verhalten werden. „Wir haben heute schon Schweißausbrüche, wenn wir an den Verkehr denken.“Denn das Gelände darf nicht befahren werden, es gibt keine Möglichkeit, sinnvoll zu halten, auch eine Wendemöglichkeit fehlt. Deshalb seine dringende Bitte: Zehn Minuten dauere der Schulweg bis zum Siloahgelände länger, er habe das mit mehreren Schulklassen getestet. „Motivieren sie die Kinder zum Laufen. Damit wäre allen sehr geholfen“, apellierte er an die Eltern.
Die Situation beschäftigt noch mehr Menschen: Mieter der „Aufwind“-Gemeinschaftswohnhäuser suchten bei den samstäglichen Führungen den Schulleiter auf. Viele hätten nicht damit gerechnet, dass die Grundschüler an ihren Terrassen vorbeilaufen. Ursprünglich sei ein separater Zugang geplant gewesen – und die Übergangslösung nur für zwei Jahre. Jetzt wünschen sie sich vor allem ein freundliches Miteinander, auf dem Gelände treffen die Grundschüler auf Menschen, die dort leben und Gärten, die liebevoll angelegt sind. Strittmatter zeigte sich bei diesem Thema zuversichtlich: „Wir haben unheimlich nette Schüler. Sie werden sehen: Das funktioniert.“
Davon waren auch die Eltern der neuen Erstklässler überzeugt. Einer Mutter gefielen besonders die hellen Räume und der ungewöhnliche Baustil. „Riechen sie das? Ton! So riecht es, wenn man töpfert“, freute sie sich über die praktischen Möglichkeiten, die die neuen Räume bieten. Kritische Besucher hakten beim Schulleiter nach, ob es nicht billiger gewesen wäre, Container aufzustellen. Das wies Strittmatter entschieden zurück: Allein das Versetzen der beiden vorhandenen mobilen Klassenräume koste mehrere Zehntausend Euro. Außerdem sei das Klima in den Containern sommers wie winters kaum in den Griff zu kriegen: „Die Alternative zu Siloah wäre gewesen, die Klassen über die Stadt zu verteilen – dahin, wo Platz ist, die Grundschule wäre keine Schule mehr gewesen.“
Auch neue Angebote
Mit pädagogischen Konzepten versuche er mit dem Kollegium, aus den neuen Gegebenheiten das Maximum für die Isnyer Grundschüler herauszuholen. Als Beispiel nannte er einen großen Kunst- und Werkraum: „Hier können wir auch Arbeiten mit Holz anbieten – das war am Rain nicht möglich.“
Nach den Begehungen bestätigte Strittmatter eine durchweg positive Grundstimmung: Die meisten Eltern seien begeistert gewesen. „Das wird toll“, ist Sasika Epp sicher, die sich die Alternative gar nicht vorstellen mag: „Grundschulkinder vier Jahre lang im Baustellenlärm unterrichten – das wäre nicht gegangen.“