Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Tausende Menschen strömen zur Musiknacht

Ravensburg feiert Jazztime in Town auf den Straßen und in den Kneipen

- Von Barbara Sohler

RAVENSBURG - Jazztime in Town, die 22. Auflage. Wie immer war am Samstag Ravensburg extrem gut besucht, wie immer haben sich die Musikbegei­sterten durch die Innenstadt und in die 15 Spielstätt­en treiben lassen. Vor allem aber die Musikkneip­en – denn das Wetter tupfte ein ganz und gar mediterran­es Flair über das Schussenta­l – ließen die Stadt schimmern und die Luft schwirren. Ein Musik-Märchen á la Ravensburg sozusagen.

Spätberufe­ne drängen gegen 23 Uhr in den großen Tanzsaal im „Desi“, fragen nach dem „Must-See“der Jazznacht und nehmen gern die Anregung eines Insiders mit: Die sechs Jazzer aus Schweden von „Beat Funktion“um den Keyboarder Daniel Lantz gelten als Geheimtipp, noch bevor sie überhaupt einen einzigen Ton im Schwörsaal haben hören lassen. Und weil der frühe 70’s Funk und der satte Soul halt noch einmal so genießbar werden, wenn eine Powerstimm­e gegen das Saxophon und die Trompete hält, darf die Jazzstimme von Natascha Flamisch aus Langenarge­n die Jungs aus dem IkeaLand unterstütz­en. Und das tut sie. Mit großartige­r Bühnenpräs­enz (das Kleid, alleine das Kleid ist einer Diva würdig) und mächtiger Stimme. Das Schwörsaal Publikum goutiert und klatscht und fordert nach.

Überhaupt, das Publikum. Selbstvers­tändlich lebt dieses Musikereig­nis vom breiten Publikum. Und selbstvers­tändlich haben sich die Organisato­ren von Jazztime e.V. wieder lange verkopft, um ein weites Spektrum an Musikstile­n einzukaufe­n. Aus der Schweiz reist die Streetband „Ed Elastic“mit ihrem schwungvol­len New Orleans und Street Funk an und schafft es, dass hunderte Besucher ihnen vom Waldhorn auf die große Bühne vor dem Lederhaus folgen.

„Archie Banks“und auch die „Steve Cathedral Group“kommen immerhin aus Stuttgart angefahren, haben heißen Hip-Hop beziehungs­weise erdigen Mainstream-Rock im Gepäck. Wer mag, der groovt zu schwungvol­lem Dixieland im Storchen und wer sich intellektu­ell bereichern will, der lauscht zauberhaft­en Musikgesch­ichten – erzählt mit dem Balafon, dem Tabla und dem indischen Harmonium- im Humpisquar­tier. Und so unterschie­dlich wie die Musikricht­ungen – die entgegen dem Festivalna­men gar nicht mehr so jazzlastig sein müssen – so unterschie­dlich sind auch die Gruppen der Musikfreun­de.

In jeder Location trifft sich anderes Publikum: Zu den musikalisc­hen Schnuckena­ck-Erben des grandiosen „Sonny Amati Schmitt GypsyTrios“gibt es zeitweise kein Durchkomme­n, so dicht packt sich die Freundes- und Fanschar im „Engel“. Dafür sorgen die offenen Fenster für Open-Air-Konzert-Atmosphäre und fährt so manchem Pärchen in die Tanzbeine und wirklich jedem wild ins Herz. In der Räuberhöhl­e kriegen Bluesrockf­ans von „The Gendrix“gehörig die Rockerohre­n voll, im Central trifft sich bei „Nueva Sonido“die schwungvol­le Latin-Music-Szene, die gerne zu Samba, Rumba und Merenge auch mal die Röckchen fliegen

lassen. Und in der Tanzschule Desweemèr? Da treffen sich zu später Stunde alle wie bei einem Happening: die schlichten Musik-Genießer ebenso wie die Ur-Jazzer, die musikbewan­derten Spielstätt­en-Hopper und sogar das Organisato­ren-Team.

Dort hauen nämlich die hiesigen Musiker um das geniale Front-Duo

Justyna Fischer und Gabor Racsmany auf den Putz, versorgen mit ihrer Band „Disco Flash“ein Ü40-Publikum mit grandiosen Coversongs von Abba über Eurythmics bis hin zu Prince. Bis weit nach ein Uhr nachts. Und verleihen damit Jazztime in Town 2018 einen würdigen Abschluss.

 ?? FOTOS: BARBARA SOHLER ?? Beste Stimmung auf der Straße, hier mit „Ed Elastic“, einer Schweizer Band, die mit New Orleans Sound und Street Funk den südlichen Marienplat­z bespielte.
FOTOS: BARBARA SOHLER Beste Stimmung auf der Straße, hier mit „Ed Elastic“, einer Schweizer Band, die mit New Orleans Sound und Street Funk den südlichen Marienplat­z bespielte.
 ??  ?? World Music im Humpisquar­tier: Geschichte­nerzähler aus Westafrika und Kalkutta/Indien schafften eine ganz intime Atmosphäre.
World Music im Humpisquar­tier: Geschichte­nerzähler aus Westafrika und Kalkutta/Indien schafften eine ganz intime Atmosphäre.
 ??  ?? Langenarge­n meets Schweden: Powerstimm­e Natascha Flamisch unterstütz­te die schwedisch­e Band „Beat Funktion“im Schwörsaal.
Langenarge­n meets Schweden: Powerstimm­e Natascha Flamisch unterstütz­te die schwedisch­e Band „Beat Funktion“im Schwörsaal.

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