Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
DRK macht lautstark auf sich aufmerksam
Verdi mobilisiert zahlreiche Beschäftigte des Roten Kreuzes vor dem Rathaus in Isny
ISNY – „Wir sind die Reinigungskräfte des Gesundheitswesens.“Ein Beschäftigter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat seine Situation – und die seiner Kollegen – während einer Kundgebung auf den Punkt gebracht. Die Gewerkschaft Verdi rief die Mitarbeiter des DRK am Montag, 14. Mai, in mehreren Städten BadenWürttembergs zu Protestaktionen auf – in Isny beteiligten sich rund zwei Dutzend Teilnehmer, darunter auch mehrere Rettungskräfte aus Wangen, Bad Waldsee und Bad Wurzach.
In der aktuellen Tarifrunde fordert ver.di 7,5 Prozent mehr Lohn, mindestens 200 Euro, und eine Anhebung der Ausbildungsvergütung um 150 Euro pro Monat. Ziel der Protestaktion war es, nach zwei ergebnislosen Verhandlungsrunden ein lautstarkes Zeichen zu setzen. In vorherigen Gesprächen hatte die Arbeitgeberseite ein Angebot vorgelegt, was von der Verdi-Tarifkommission als „nicht verhandlungsfähig“zurückgewiesen wurde. Benjamin Andelfinger, Verdi-Gewerkschaftssekretär aus Ravensburg, nannte die bisherigen Verhandlungen mit der Bundestarifgemeinschaft des Deutschen Roten Kreuzes „zäh und schleppend“.
„Jeder Einsatz kann der letzte sein“Mit mehreren Einsatzwagen vor dem Rathaus, Transparenten und etlichen Trillerpfeifen machten die DRK-Beschäftigten in ihrer Mittagspause auf sich aufmerksam. Verdi will „Druck machen“und als Andelfinger fragte, wie lange denn bei ihnen noch gespart werden solle, da war der Lärm der Trillerpfeifen ohrenbetäubend. Auch die „dünne Personaldecke“sei ein belastendes Thema. Bundesweit seien, so Andelfinger, 70 000 Stellen offen, und hier sei es dringend notwendig, Anreize und attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen, damit junge Menschen diesen Beruf ergreifen würden.
Der DRK Rettungsdienst steht der Bevölkerung an 365 Tagen rund um die Uhr zur Verfügung. Zunehmend gerieten die Notfälle aber zur Ausnahme, und die Rettungssanitäter würden wegen Kleinigkeiten gerufen. Ohne Nachtschichten betrage die Arbeitszeit pro Woche 38,5 Stunden. Da facto arbeite man aber etwa 46 Stunden pro Woche, berichten die Beschäftigten.
Die Extrastunden würden nicht vergütet. „Eine Familie und ein Haus bauen“sei unmöglich, bringt ein Mitarbeiter seine Lage auf den Punkt. Trotz allem bereite der Job aber jede Menge Freude. Man frage sich aber schon, warum man das alles für 2 000 Euro mache, machte ein Rettungssanitäter seinem Unmut Luft.
Am Dienstag, 15. Mai, werden die verschiedenen Aktionen in Mannheim zu einer zentralen Kundgebung zusammengeführt. Hier werden etwa 600 Streikende erwartet. Die Kundgebung findet um 12.30 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz statt.