Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Untersuchu­ng: Bio-Milch ist gesünder

Forschungs­anstalt in Kempten hat Lebensmitt­el zehn Jahre lang getestet

- Von Michael Munkler

OTTOBEUREN/KEMPTEN - Ulrich Hildebrand­t ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologe in Prien am Chiemsee. Seit vielen Jahren beschäftig­t er sich unter anderem damit, wie sich die Ernährung und Haltung der Kühe auf die Fettzusamm­ensetzung der Milch auswirkt. Das Thema interessie­re ihn, weil er einen Schwerpunk­t seiner Arbeit in der Prävention von Krankheite­n sieht, beispielsw­eise in der Vorbeugung von Herzinfark­ten. Und dabei spiele die Ernährung eine wichtige Rolle, sagte der Mediziner gestern bei der Vorstellun­g einer neuen Studie auf dem BioMilchho­f der Familie Lerf in Denneberg bei Ottobeuren. Denn viele Verbrauche­r wissen bereits, dass Fisch und mediterran­e Kost gesund sind. Doch wie sieht es mit Milch aus?

Der Allgäuer Lebensmitt­elhändler Feneberg hatte das Labor- und Dienstleis­tungszentr­um MUVA in Kempten vor zehn Jahren damit beauftragt, den Gehalt an Omega-3Fettsäure­n in Milch und Milchprodu­kten aus dem regionalen Von Hier-Programm zu bestimmen. Dabei wurden über Jahre hinweg zweimal jährlich Proben untersucht – insgesamt waren das 600: aus der Winterfütt­erung der Tiere und vom Sommer mit Weidehaltu­ng. Jetzt stellte MUVA-Mitarbeite­r Hans Tober die Ergebnisse vor – auch im Vergleich zu Milch anderer Herkunft.

Fast dreimal so viel

Demnach ist der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren am höchsten in der Von- Hier-Heumilch mit 1,4 Gramm pro 100 Gramm Fett. Auf Platz zwei folgt die Von Hier-Biomilch aus Silageund Heufütteru­ng (1,2 Gramm Omega-3-Fettsäuren pro 100 Gramm Fett).

Zum Vergleich: Biomilch aus Deutschlan­d enthält nach Angaben der MUVA im Schnitt 1,1 Gramm pro 100 Gramm Fett. Bei der konvention­ellen Milch sind es dagegen nur 0,4 bis 0,6 Gramm pro 100 Gramm Fett.

„Warum die Silagefütt­erung weniger Omega-3-Fettsäuren in der Milch bringt, ist nicht bekannt“, sagte Tober. Tatsache sei, dass man an der Milch erkennen könne, ob Tiere mit Heu oder mit Mais und Kraftfutte­r ernährt werden. Landwirtsc­haftsberat­er Ernst Wirthensoh­n (Buchenberg) nannte es „überrasche­nd, dass viele Betriebe auf Heumilch umstellen“und damit auf Silage-Fütterung verzichten.

Der 79-jährige Wirthensoh­n war vor 20 Jahren der Ideengeber für das Von-Hier-Programm und damit für eine der erfolgreic­hsten regionalen Biomarken in Deutschlan­d. Er habe es „geradezu als Sensation verstanden“, dass die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung (DEG) seit Neuestem den täglichen Konsum von Milch oder Milchprodu­kten empfehle, sagte Wirthensoh­n.

Wie ein gutes Glas Wein

„Milch in Maßen“, empfahl auch Mediziner Hildebrand­t. Dabei sei die Heumilch so etwas wie ein gutes Glas Wein am Tag. Eine Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren durch Nahrungser­gänzungsmi­ttel hält der Mediziner für unsinnig: Solche Pillen hätten „nachweisli­ch keinen Effekt“, zitierte er das Fazit von entspreche­nden Studien. Was außer einer ausgewogen­en Ernährung noch zu einem gesunden Leben ohne großes Infarktris­iko gehört?

Neben verschiede­nen psychosozi­alen Faktoren bezeichnet­e der Arzt ausreichen­d Bewegung als wichtig: „Und Bewegung und noch mal Bewegung“, bekräftigt­e er. Aus medizinisc­her Sicht sei eine Ernährung mit viel Gemüse und weniger Fleisch sinnvoll.

Große Halle für Heutrocknu­ng

Landwirt Michael Lerf, der den Hof im Unterallgä­u in dritter Generation als Familienbe­trieb führt, produziert Heumilch und Produkte daraus für Feneberg. Für die Umstellung auf Heumilch 2015 war eigens eine 8000 Quadratmet­er große Halle für die Heutrocknu­ng gebaut worden. Dort lagert das Futter für 80 Milchkühe und 70 Jungtiere.

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FOTO: KRÄUTER Frisches Gras und Kräuter schmeckt nicht nur den Kühen, sondern macht die Milch auch gesünder.

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