Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Viel in Bewegung in Großholzleute
Jahresgespräch mit Ortsvorsteher Franz Mayer über aktuelle Herausforderungen
GROSSHOLZLEUTE - Wer die nach Isny eingemeindete Ortschaft regieren will, braucht Erfahrung und Stehvermögen. Großholzleute hat eine bald 1000-jährige Geschichte. Einige Sehenswürdigkeiten und ziemlich genau 30 Weiler und Einödhöfe sind mitzuverwalten. Franz Mayer hat als Ortsvorsteher über 30 Jahre Erfahrung im Amt, kennt die Bürger, gehört selbst dazu. „Es gibt immer einen Weg, wenn man miteinander und nicht hintenrum übereinander redet“, sagt er selbstbewusst. „Und weil der Ortschaftsrat mitzieht, bewältigt man die Herausforderungen, die einem immer wieder vor die Füße gelegt sind – erwartete und überraschende.“
Das hübsche, lichtdurchflutete Dorfgemeinschaftshaus, ein gemeinsamer Kraftakt beim Planen und Bauen, sei so etwas wie die Mitte der ganzen Ortschaft geworden. Fast jeden Tag sei es von Vereinen und durch Veranstaltungen belegt. Gleich gegenüber, auf der anderen Straßenseite der B 12, wo sich bis Jahresende Hackschnitzelberge auftürmten und grüne Lkw ab- und aufluden, ist das Gelände besenrein gekehrt und Halle und Stadel leer.
Der Holzgroßhandel Schneider hat seinen Betrieb seit Anfang 2018 in die Region Bad Wurzach verlagert. Im Moment könne man nur so viel sagen, dass dem Ortschaftsrat eine Bauvoranfrage vorliege für eine eventuelle Wohnbebauung, und der Rat habe diese positiv zur Kenntnis genommen, lässt Mayer durchblicken.
Was noch auffällt: Der historische Gasthof Adler ist – wieder einmal – geschlossen. Der Pächter hat nach nur einem Jahr wegen verschiedener Beschwernisse aufgegeben. Mayer macht sich große Sorgen um den Gasthof, der im Laufe seiner 500-jährigen Geschichte schon die ganz großen Persönlichkeiten beherbergt hat. „Ich hoffe, dass der Eigentümer Hubert Baumeister den Adler – endlich und wie versprochen – so saniert, dass der weitere Verfall beendet und der Fortbestand gesichert werden kann“, appelliert Mayer.
Was ebenfalls ins Auge fällt, sind die Grabungsarbeiten entlang der Bundesstraße für die neue WasserVerbundleitung von Großholzleute nach Bolsternang. Der Teilort wurde bislang von der Klinik Überruh her mitversorgt, was durch gesetzliche Auflagen nicht mehr möglich sein wird. Mit einem neuen Hochbehälter in Bolsternang, gespeist aus der Isnyer Wasserversorgung über Großholzleute, wird Bolsternang spätestens ab Herbst 2019 versorgt werden.
Das Baugebiet „Ziegelhof“rechts der Straße in den Ort, unterhalb des Gasthauses „Schwarzer Grat“, ist mit sieben Bauplätzen in der Planungsphase. Es soll im Laufe dieses Jahres zum Satzungsbeschluss gebracht werden, so der Wunsch des Ortsvorsitzenden. Ebenfalls in Bolsternang hat die Kirchengemeinde das alte Vereinsheim erworben und ist dabei, an dieser Stelle ein kleines Gemeindezentrum zu erstellen. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen.
Auch Kleinhaslach gehört zu Großholzleute, auch dort sind Veränderungen im Gange: Der Fußballplatz des KSC werde für über 100 000 Euro Kosten grundlegend saniert, erzählt Mayer, denn bei Regenwetter sei der Platz wegen Unebenheiten und stehender Pfützen unbespielbar. Unter dem Rasen müsse ein Drainagenetz eingebaut werden, und er müsse neu geebnet werden.
Die Kleinhaslacher Schützen mussten umziehen wegen Aufgabe und Verkauf der Dorfschenke. Ortschaftsrat und Verein hätten vor Jahren bereits durch eine Vereinbarung vorgesorgt, die Schützen fanden ab dem 1. Mai nun im Dorfgemeinschaftshaus eine neue Heimat, berichtet Mayer.
Mit der Adelegg und dem Schwarzem Grat hatte Großholzleute schon bisher ein begehrtes Wandergebiet zu bieten, aktuell kommt der neue, behindertenfreundliche, 17 Kilometer lange Wanderweg auf der Gemarkung Isny, Großholzleute und Maierhöfen dazu. „Der schönste Teil läuft durch das Naturschutzgebiet entlang des Hengelesweihers Richtung Wolfbühl. Auf bayrischer Seite sind die Wege bereits rollstuhlgerecht ertüchtigt, und auch wir sind mit Nachdruck dran“, versichert Mayer im Gespräch.
Wo die Wege bereits hergerichtet sind, seien indes durch Pferdehufe bereits erste Schäden sichtbar. Deshalb habe man kürzlich alle Pferdehöfe verständigt und zu einer Infoveranstaltung eingeladen – mit sehr mäßigem Erfolg. Darüber ist Mayer enttäuscht – und mit ihm künftig wohl so mancher Rolli-Fahrer und auch die Benutzer des BehindertenE-Bike-Tandems der „Offenen Behindertenarbeit Isny“, die sich viel vom neuen barrierefreien Wanderweg versprechen.