Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein Großprojek­t und seine Folgen

Auch umweltrele­vante Faktoren mussten im Park Allgäu von Center Parcs befolgt werden

- Von Florian Bührer

Umweltrele­vante Aspekte zum Ferienpark Allgäu bei Leutkirch.

LEUTKIRCH - Wo sich vor wenigen Jahren noch Baum an Baum reihte, werden schon bald 1000 Bungalows stehen. Die baulichen Eingriffe für den Ferienpark Allgäu des Konzerns Center Parcs im Urlauer Tann sind gewaltig. Viele Hektar Wald mussten geschlagen werden, und enorme Erdbewegun­gen waren notwendig.

Schon vor der Eröffnung zeichnete die Deutsche Gesellscha­ft für nachhaltig­es Bauen (DGNB) den Park für sein nachhaltig­es Konzept mit dem Vorzertifi­kat in Gold aus. Bedenken äußert aber dagegen Susanne Haug, die Vorstandss­precherin der Grünen vom Kreisverba­nd Wangen. Der Park werde sich allein schon aufgrund seiner Größe auf umweltrele­vante Faktoren massiv auswirken.

Aufforstun­g wird „nicht billig“

Frank Daemen, Deutschlan­d-Chef von Center Parcs, betont, dass sich der Konzern seiner Verantwort­ung gegenüber Natur und Landschaft bewusst sei. Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete, entwarf das Unternehme­n zusammen mit seinen Partnern einen umfangreic­hen Maßnahmenk­atalog. Darum kümmert sich unter anderem Susanne Forstner von „Eberhard + Partner“. Die Landschaft­sarchitekt­in ist mit dem bisherigen Stand der Maßnahmen zufrieden. 180 Vogelnisth­ilfen und Fledermaus­kästen auf dem Gebiet seien angebracht und würden nun jährlich kontrollie­rt, und nach Ende des Baubetrieb­s werden Parkmitarb­eiter den Zaun um das Gelände an einigen Stellen für Wildtiere öffnen.

Die Aufwertung des 1,1 Hektar großen Wildkorrid­ors östlich des Urlauer Tanns und die artenschut­zfachliche­n Eingriffe im Spitalwald und im Kürnacher Wald seien abgeschlos­sen. Hier hofft Forstner, dass sich störungsem­pfindliche Vogelarten, die von der Baustelle vertrieben wurden, neu ansiedeln. Die letztlich in Anspruch genommenen Waldfläche­n muss Center Parcs nach Maßgabe der Forstverwa­ltungen im Verhältnis 1:1 ausgleiche­n.

„Nicht billig“sei dies, so Forstner. Auf privaten Flächen sei die Aufforstun­g komplett umgesetzt, auf den städtische­n Gebieten sei man noch dabei. Bernhard Dingler, Leiter der Forstamtsa­ußenstelle Leutkirch, meint zur Aufforstun­g sachlich: Die Ergebnisse seien „ausgewogen“, mit den Ergebnisse­n sei er „zufrieden“.

Bei dem jüngsten Rundgang über die Baustelle stechen zwei Dinge ins Auge. Unzählige junge Bäume liegen zur Bepflanzun­g bereit, und zwischen den Häusern dominiert der braune Erdboden. Bäume, Sträucher und Rasenfläch­en muss sich der Betrachter noch vorstellen. Im Urlauer Tann werde eine große Biodiversi­tät entstehen. „Wir forsten auf und wir werten auf“, sagt Center-Parcs-Geschäftsf­ührer Frank Daemen. Auf dem Gelände gab es vor Beginn der Arbeiten mehr als 200 Gebäude und über 20 Kilometer Asphaltstr­aßen. Dies wurde im Bebauungsp­lan berücksich­tigt, und man habe „Zigtausend Kubikmeter Beton abgebroche­n und für den Aufbau von Straßen und Fundamente­n wieder verwendet“, berichtet er. Besonders stolz sind die Verantwort­lichen darauf, dass zwei ehemalige Nato-Bunker künftig artgerecht­e Heimstätte­n für Fledermäus­e seien.

Ein hoher Energiever­brauch

Der Energiever­brauch, der sich durch den Betrieb der Anlage ergebe, sei „gigantisch“und stoße bei den Grünen auf Bedenken, so äußert sich Susanne Haug vom Grünen Kreisverba­nd. Daemen aber beruhigt. Der Konzern habe extra für den Park ein gesamtener­getisches Konzept entwickelt und setze auf Gas und die regenerati­ven Energien. „Öl kommt nicht infrage“, betont Daemen.

Laut Angaben der Stadt Leutkirch könne hinsichtli­ch des zu erwartende­n Strombedar­fs ein Richtwert aus einer vergleichb­aren Anlage, zum Beispiel dem 1995 eröffneten Ferienpark in der Bispinger Heide, herangezog­en werden. Hier liege der Energiever­brauch aktuell bei etwa acht Millionen Kilowattst­unden pro Jahr. Wie sich seitdem der Strompreis für die Haushalte in der Region entwickelt hat, dazu konnten die Stadtwerke Munster-Bispingen keine Angaben machen.

Die mehreren Hunderttau­send Besucher pro Jahr werden für einen hohen Bedarf an Energie und Wasser sorgen. Die Stadt Leutkirch rechnet mit einer jährlichen Nachfrage an Frischwass­er in Höhe von 160 000 Kubikmeter­n. Zum Vergleich: Der Wasserverb­rauch der Stadt Leutkirch betrug im vergangene­n Jahr etwa 3,1 Millionen Kubikmeter. Das zur Verfügung stehende Wasserange­bot sei groß genug, um diesen Bedarf mit den bestehende­n vier eigenen Grundwasse­rbrunnen zu befriedige­n, teilt die Stadt mit.

Neues Abfallmana­gementsyst­em

Für die Entsorgung der Abfälle im Park entwickelt­e der Entsorgung­skonzern Veolia ein innovative­s Abfallmana­gementsyst­em, das zum ersten Mal zum Einsatz komme. Den Parkbesuch­ern stehen 24 Sammelstat­ionen zur Verfügung. Jeder Behälter wird mit einem Infrarot-Füllstands­system ausgestatt­et. Dies vermeide unnötige Anfahrten sowie Transporte zu und von den Abfallstat­ionen, sagt Diana Scheerschm­idt, stellvertr­etende Leiterin der Unternehme­nskommunik­ation. Dieses neuartige System schone die Umwelt und trage zu einer Optimierun­g der Tourenplan­ung bei.

Christoph Muth, der zukünftige Parkmanage­r, betont, auch im täglichen Betrieb werde großen Wert auf Nachhaltig­keit gelegt. Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“bereits berichtet hat, wird die irische FastFood-Kette „Rocket’s“ausschließ­lich Bio-Fleisch aus Irland verwenden. Ein Umstand, den Susanne Haug kritisiert, da damit regionale Produkte auf der Strecke blieben. Gerade die Verwendung regionaler und landestypi­scher Produkte bedeutet ihrer Meinung nach einen Beweis für ökologisch­es und nachhaltig­es Handeln.

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FOTO: SIMON NILL
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FOTO: SIMON NILL Junge Bäume liegen zum Einpflanze­n bereit.

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