Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die Ökobilanz ist entscheide­nd

- Von Daniela Weingärtne­r politik@schwaebisc­he.de

Das Wattestäbc­henverbot soll nun also die Weltmeere retten. Trotz Mülltrennu­ng, erzeugerfi­nanzierten Sammelsyst­emen wie dem Grünen Punkt und Anreizen für Verbrauche­r wie dem Flaschenpf­and wächst das Problem von Jahr zu Jahr. Die Politik reagiert mit einer Mischung aus mahnenden Appellen an Konsumente­n und Hersteller sowie höheren Abgaben und Verboten. Gleichzeit­ig tut sie aber auch alles für eine gut geölte Konjunktur, zu der ein ständig steigender Binnenkons­um nun einmal beiträgt.

Da beim Onlinehand­el noch Luft nach oben ist, hat die EU jüngst Gesetze beschlosse­n, die Käufe im Internet ankurbeln und die Verbrauche­r ermutigen sollen, den weltweiten Marktplatz stärker zu nutzen. Dass das zu mehr Plastikmül­l führt, liegt auf der Hand. Wer online seine Dunstabzug­shaube bestellt, nimmt durch einen möglicherw­eise sehr langen Transportw­eg eine verheerend­e Ökobilanz in Kauf. Auch werden ihm zwecks Zeiterspar­nis die Bauteile für Abluft ebenso dazugepack­t wie die für Umluft. Das ist billiger, als bei den Kunden abzufragen, welche Variante gebraucht wird. Der überflüssi­ge Bausatz landet ebenso im Müll wie riesige Mengen an Styropor und Plastik, die nach dem Auspacken übrig bleiben.

Die EU-Kommission rechtferti­gt die neue Plastikges­etzgebung damit, dass sich in Umfragen 80 bis 90 Prozent der Befragten dafür ausspreche­n, der Plastikflu­t mit drakonisch­en Mitteln den Kampf anzusagen. Doch weder Verbote noch festgeschr­iebene Recyclingq­uoten ändern etwas am Grundprobl­em, dass immer mehr produziert und konsumiert wird. Auch Aufklärung­skampagnen bringen eher wenig, wenn ohnehin längst fast jeder das Problem erkannt und begriffen hat.

Doch in Umfragen die politisch korrekte Antwort zu geben, ist wohlfeil. Solange wir nicht bereit sind, Abstriche an Bequemlich­keit und Lebensstil in Kauf zu nehmen, solange wir uns um die Ökobilanz der Produkte nicht scheren und eher zum Billigprod­ukt greifen, werden biologisch abbaubare Wattestäbc­hen die Weltmeere nicht retten.

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