Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Plattenkiste
Chvrches: Love Is Dead
Die Liebe ist tot. So lautet zumindest der übersetzte Titel des neuen Albums des schottischen Trios Chvrches. Ob Sängerin Lauren Mayberry, Iain Cook und Martin Doherty Musik machen, obwohl, oder gerade weil die Liebe ausgegangen ist, lässt sich allerdings nur schwer sagen. Denn teils düstere Textzeilen über Religion, Flucht, Sexismus und eben Liebe treffen bei „Love Is Dead“durchaus auf Gute-Laune-Melodien.
Chvrches sind eine Band des digitalen Zeitalters: Als sie sich vor rund sechs Jahren zusammenfanden, waren sie vor allem in Blogs und Tumblrs ein Thema. Auch die Schreibweise des Bandnamen macht deutlich, dass die drei Suchmaschinen zu eindeutigen Ergebnissen statt Vorschlägen für Kirchenchöre führen wollen.
Das mittlerweile dritte Album der Gruppe ist perfekt produzierter Synthie-Pop. Vielleicht etwas zu perfekt. GrammyGewinner Greg Kurstin, der etwa für Adeles „Hello“verantwortlich war, hat einen Großteil der Stücke mitproduziert. Schnitzer sucht man auf dem Album genauso vergebens wie ernsthafte Überraschungen. Es fehlt deshalb aber nicht an radio- oder festivaltauglichen Stücken. Das beweist schon die von Mayberrys kindlicher Stimme getragene Hymnen-Single „Miracles“. (dpa)
Live: 23.6., Neuhausen ob Eck (Kreis Tuttlingen); Southside; 30.6. CH-St. Gallen, OpenAir.
Ghost gehören zu den spannendsten und wichtigsten Bands, die die Rockszene derzeit zu bieten hat. Wer die Band – das Baby von Tobias Forge mit immer wieder wechselnden Begleitmusikern – aus Schweden bisher vor allem auf ihren theatralischen Mummenschanz reduziert hat, sollte nun genauer hinhören. Denn mit „Prequelle“(Spinefarm) ist den Grammy-Gewinnern ein Album gelungen, das Melodien für die Ewigkeit mit kompositorischer Finesse vereint. Wer dachte, dass hier alles hitkompatibel wie „Square Hammer“von der 2016er EP klingt, hat sich geirrt. Zwar gibt es mit dem poppigen, aber doppelbödigen „Dance Macabre“einen astreinen Tanzflächenfeger. Ansonsten geht es eher getragen zu. Majestätische Songs wie „Pro Memoria“oder „See The Light“gefallen mit ihren unfassbar schönen Harmonien. Von zehn Stücken (neun, wenn man das Intro nicht mitzählt) sind zwei reine Instrumentals. „Miasma“zitiert sich sehr clever durch mehrere Jahrzehnte Rockgeschichte, hier etwas progressive Keyboards, dort zweistimmige Gitarren – und am Ende explodiert alles in einem Saxofon-Solo, das wohl niemand erwartet hätte. Clever auch, wie „Faith“mit wenigen Tönen schon auf die Hymne „Life Eternal“verweist, die ein dunkles Juwel von einem Album beschließt. (dre)