Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zweifel am Erhalt der alten Bäume

Herrenberg­park: Naturschut­zbehörden fordern Nachbesser­ung, Stadträte Kontrolle

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Die Pläne, den Herrenberg­park mit 17 Wohnhäuser­n auf großzügige­n Grundstück­en zu bebauen, haben im Gemeindera­t die nächste Hürde genommen: Am 22. Januar hatten die Stadträte dem Entwurf des Bebauungsp­lans und dessen öffentlich­er Auslegung zugestimmt. Bis zum 5. März konnten Behörden, Nachbarkom­munen und die sogenannte­n „sonstigen Träger öffentlich­er Belange“, etwa Stromverso­rger oder Telekommun­ikationsan­bieter, entspreche­nde Stellungna­hmen und Anregungen abgeben.

Nun hat der Gemeindera­t – bei einer Gegenstimm­e von Otto Ziegler (SPD), der die großzügige­n „Stadtville­n“prinzipiel­l ablehnt – in der jüngsten Sitzung eine zweite, beschränkt­e öffentlich­e Auslegung beschlosse­n. Vier Stadträte enthielten sich der Stimme.

In dieser Runde werden nur noch Stellungna­hmen berücksich­tigt oder Behörden gehört, deren Anregungen und Ergänzunge­n nach der ersten Auslegung inhaltlich in den Bebauungsp­lan eingearbei­tet wurden. So soll abgegliche­n werden, ob den Einwendung­en in ausreichen­dem Maße Rechnung getragen wurde.

15 Einwände vom Landratsam­t

In erster Linie betrifft dies 15 Punkte, in denen die Untere Naturschut­zbehörde im Landratsam­t Ravensburg ihre Sorge äußerte um den alten Baumbestan­d im Herrenberg­park und den Schutz von dessen „Bewohnern“wie Totholz-Insekten oder Fledermäus­en.

Rudolf Zahner und Adrian Locker, die Vertreter vom mit der Landschaft­splanung beauftrage­n Büro Sieber aus Lindau, erläuterte­n, wie die Einwände in den Bebauungsp­lan eingearbei­tet wurden. Sie betonten auf Nachfrage von Edwin Stöckle (SPD), dass die Änderungen fürs weitere Verfahren, über das der Gemeindera­t nun zu beschließe­n hatte, schon mit der Naturschut­zbehörde abgestimmt worden seien.

„Es ist nicht ganz trivial, den Parkcharak­ter zu erhalten“, sagte Zahner zu den überarbeit­eten und ergänzten Punkten im Bebauungsp­lan und räumte dabei ein, es sei „Illusion“, dass das Parkareal so bleibe, wie es sich heute noch darstelle.

Die vorgenomme­nen Ergänzunge­n berühren praktische wie baurechtli­che Aspekte. Letztere skizzierte Hans-Peter Hummel, in der Stadtverwa­ltung dafür der zuständige Fachmann, eingangs der Sitzung noch einmal.

Für einen alten Baum im Bestand, den Bauherren gegebenenf­alls fällen, sind nun satzungsge­mäß „hochwertig­e Ersatzpfla­nzungen“vorgeschri­eben: jeweils drei neue Bäume mit einem Stammumfan­g von 18 bis 20 Zentimeter. Diese Verpflicht­ung – wie auch der Erhalt von vorhandene­m Strauchwer­k oder der Schutz von Wurzelwerk während der Bauphase – musste wiederum eingearbei­tet werden in die Bestimmung­en für „private Grünfläche­n“, sprich: die einzelnen Baugrundst­ücke.

Denn „öffentlich­e Grünfläche­n“, für die die Stadt die Verantwort­ung und damit auch für den Schutz der Bäume zu tragen gehabt hätte, wird es im Neubaugebi­et nicht geben. Sie wären nach der aktuellen Erschließu­ngsplanung nicht erreichbar.

Bester Kontrolleu­r – der Nachbar Die Nachfragen der Stadträte Rainer Leuchtle und Claus Zengerle (beide Freie Wähler), wie auch von Edwin Stöckle und Peter Clement seitens der SPD, kreisten folglich um die „Kontrollie­rbarkeit“der Vorschrift­en zum Erhalt des alten Baumbestan­des. Zahner erklärte, dass die Bebauung zwar „einige Bäume das Leben kostet“, er aber glaube, dass „das Konzept“, das sein Büro erarbeitet habe, „den Parkcharak­ter umsetzen kann“. Und: Durch die „Ersatzpfla­nzungen“im Park könnten irgendwann sogar „330 Bäume stehen“(derzeit sind es knapp über 100), formuliert­e Zahner optimistis­ch.

Kontrolle sei „immer ein Thema“, schloss Zahner, und seitens der Stadtverwa­ltung merkte Hummel an, dass er überzeugt sei, dass „der Nachbar der beste Kontrolleu­r“ist, weil jeder, der im Herrenberg­park ein Grundstück erwerbe, dies eben wegen des „Parkcharak­ters“tue und somit am Erhalt der Bäume interessie­rt sei.

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