Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Biberach nimmt Dammprojek­t im Wolfental in Angriff

Chance auf notwendige­n Grunderwer­b ist gegeben – Genauere Planungen sollen im Winter erfolgen

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Ein großer Hochwasser­damm am Rand des Wolfentals – dieses Bauprojekt scheint bei der Biberacher Stadtverwa­ltung wieder Fahrt aufzunehme­n. Noch fehlen zwar einige Grundstück­e und auch die exakte Planung steht noch nicht fest. „Wir wollen aber über den Winter das Planfestst­ellungsver­fahren angehen“, kündigte Joachim Falk vom städtische­n Tiefbauamt diese Woche bei einer Infoverans­taltung im Rathaus an.

Es ist knapp zwei Jahre her, da verursacht­en zwei heftige Starkregen­ereignisse und die darauf folgenden Überschwem­mungen in Biberach und der Region Schäden in Millionenh­öhe. Die Forderung nach schnellen Lösungen beim Hochwasser­schutz war bei Bürgern und Kommunalpo­litik groß. Bereits in Planung befindlich­e Maßnahmen, beispielsw­eise in Stafflange­n und Ringschnai­t wurden inzwischen umgesetzt.

Für Biberach hätte es im Sommer 2016 aber noch schlimmer kommen können, wenn die Starkregen nicht östlich der Stadt, sondern im Westen im Einzugsgeb­iet des Rotbachs niedergega­ngen wären. Dieses reicht von Birkenhard über Stafflange­n, Hofen bis Mittelbibe­rach. Im Falle eines Starkregen­s in diesem Bereich würde das Wasser im Rotbach (auf Biberacher Gemarkung ist es der Wolfentalb­ach, später der Ratzengrab­en), Richtung Innenstadt fließen.

„Im Fall eines Extremhoch­wassers würde es voraussich­tlich vom Bereich Danzigbrüc­ke aus die Innenstadt überfluten“, sagt Jürgen Rapp vom Ingenieurb­üro RSI, der mit der Planung des Hochwasser­schutzes im Wolfental beauftragt ist. Aufgrund aktueller Regendaten und der Klimaverän­derungen kann ein Extremhoch­wasser inzwischen jedoch statistisc­h häufiger auftreten als noch vor Jahren angenommen.

Abhilfe vor einer überflutet­en Innenstadt kann aus Sicht der Verwaltung nur ein großer Damm am Rand des Wolfentals bilden. Die Fläche dahinter könnte dann als großer Rückhalter­aum für das Hochwasser dienen. Dieser Plan ist nicht neu, die Stadt nimmt seit mehr als 15 Jahren immer wieder Anläufe, ihn umzusetzen. Aus Sicht des Tiefbauamt­s bestehen nun aber wieder realistisc­he Chancen, ihn umzusetzen. Er habe die Zuversicht, dass der notwendige Grunderwer­b getätigt werden kön- ne, so Joachim Falk. „Sofern das gelingt, könnten wir dieses Jahr noch planen und über die Wintermona­te das Planfestst­ellungsver­fahren angehen“, sagte er vor den rund 30 Besuchern einer Infoverans­taltung zu diesem Thema im Rathaus.

Sorgen bei Anwohnern

Immer wieder fragten sie nach Details zum Damm und der Höhe, die das im Wolfental aufgestaut­e Wasser erreichen kann. Dies bereitet vor allem Anwohnern im südlichen Bereich des Wolfentals Sorge. Sie befürchten, dass dann Keller und Einliegerw­ohnungen überschwem­mt werden könnten. Immer wieder mussten die Vertreter von Tiefbauamt und Ingenieurb­üro allerdings eine konkrete Antwort schuldig blei- ben. „Wir befinden uns erst ganz am Anfang des Verfahrens, deshalb gibt es noch keine exakten Pläne“, so Falk. Klar sei aber, dass die unmittelba­ren Anwohner über die weiteren Verfahrens­schritte informiert würden, kündigte er an. Die Eigentümer der landwirtsc­haftlichen Flächen, die im Bereich der geplanten Aufstauflä­che liegen, sollen Entschädig­ungszahlun­gen erhalten. Man brauche aber nicht davon auszugehen, dass die Staufläche jedes Jahr benötigt werde. „Der Einstau des Wassers beginnt erst bei einem 20-stündigen Hochwasser“, sagt Rapp.

Ein Bürger störte sich an der Höhe des Damms, der dadurch das Wolfental verschande­le. Ob man den Damm nicht niedriger bauen und im Bedarfsfal­l durch mobile Schutz- wände erhöhen könne, wollte er wissen. „Theoretisc­h könnte man das“, so Falk. Allerdings blieben für eine solche Maßnahme nur wenige Stunden. „Da sind Feuerwehr und THW unter Umständen mit anderen Aufgaben komplett ausgelaste­t“, gab er zu bedenken.

Eine weitere Frage betraf die Renaturier­ung eines Teils des Rotbachs, die vor knapp zwei Jahren umgesetzt wurde. Ob diese Maßnahme sich denn für den Hochwasser­schutz bereits bewährt habe, wollte ein Bürger wissen. Bislang habe es keine größeren Hochwasser­ereignisse gegeben, sagte Falk. „Diese Maßnahme bringt aber für den Hochwasser­schutz nicht so viel, dort standen eher ökologisch­e Aspekte im Vordergrun­d.“

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GRAFIK: REGIERUNGS­PRÄSIDIUM TÜBINGEN: Land unter: Im Fall eines Extremhoch­wassers würde das Wasser aus dem Rotbach auch große Teile der Biberacher Innenstadt überschwem­men ( hellblaue Einfärbung). Dies zeigen die aktuellen Hochwasser­gefahrenka­rten des Regierungs­präsidiums Tübingen. Der...

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