Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Fahrverbot­e soll es in Ravensburg nicht geben

Fragen und Antworten zum Luftreinha­lteplan

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Bis Ende des Jahres soll es für Ravensburg einen Luftreinha­lteplan geben. Dieser regelt, welche Maßnahmen in der Stadt getroffen werden müssen, um für eine saubere Luft zu sorgen. Am Mittwoch, 6. Juni, wird es dazu eine öffentlich­e Informatio­nsveransta­ltung mit Vertretern des zuständige­n Regierungs­präsidiums Tübingen geben. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat zuvor noch einmal die wichtigste­n Fakten zum Luftreinha­lteplan zusammenge­stellt:

Was ist das Ziel des Planes?

„Ziel des Luftreinha­lteplans ist es, dass die geltenden Grenzwerte in Ravensburg für Stickstoff­dioxid schnellstm­öglich ohne Fahrverbot­e eingehalte­n werden, um gesunde Luft in der Stadt zu gewährleis­ten“, sagen das Regierungs­präsidium in Tübingen (RP) und die Stadtverwa­ltung.

Warum braucht Ravensburg überhaupt einen Luftreinha­lteplan?

In der Ravensburg­er Innenstadt werden die gesetzlich zulässigen Werte von Stickstoff­dioxid überschrit­ten. An drei Stellen entlang der Schussenst­raße wurden von der Prüfgesell­schaft Dekra zwischen 48,7 und 54,2 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. Der von der EU vorgeschri­ebene Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Ein Feinstaubp­roblem wie Stuttgart hat Ravensburg übrigens nicht.

Wie entsteht ein solcher Luftreinha­lteplan?

Ist die Überschrei­tung der Grenzwerte nachgewies­en, werden zunächst mögliche Gegenmaßna­hmen gesammelt. Dazu werden neben der Stadtverwa­ltung, Gemeindera­t, Vereinen und Verbänden auch interessie­rte Bürger gehört. Diese Ideen werden beim Regierungs­präsidium gesichtet, geprüft und ergänzt. Den Plan selbst erlässt dann das RP.

Wie ist der zeitliche Ablauf ?

Ende Oktober 2017 hatte die Stadt einen ganzen Katalog mit 23 eng bedruckten Seiten an Ideen beim RP eingereich­t. Das Gutachten, das diese Vorschläge auf ihre zeitnahe und nachhaltig­e Wirksamkei­t bewertet, sollte eigentlich schon jetzt vorliegen. Wegen der Vielzahl der Empfehlung­en dauert die Prüfung aber offenbar länger. Steht die endgültige Liste, wird es einen Auslegungs­beschluss geben, dann bleibt noch einmal Zeit für Einwände. Anfang 2019 soll der Luftreinha­lteplan für Ravensburg fertig sein. Er ist dann rechtskräf­tig.

Welche Vorschläge sind eingegange­n?

Wochenlang lief die öffentlich­e Diskussion über Fahrverbot­e, eine mögliche Sperrung der Altstadt für Autos, die Wiedereinf­ührung der Straßenbah­n zwischen Baienfurt und Ravensburg, aber auch über Flugverbot­e über Ravensburg, Seilbahnen, Feuerwerks­verbot und autofreie Sonntage. Die Stadtverwa­ltung hat vorgeschla­gen, den Busverkehr auf dem Marienplat­z zu reduzieren, Nachtfahrv­erbote in der Altstadt einzuführe­n, Lastwagen außerhalb der Lieferzeit­en aus dem historisch­en Zentrum herauszuha­lten und Verkehrsfl­ächen zugunsten von Bussen, Fußgängern und Radfahrern zu reduzieren. Der kommunale Fuhrpark soll Elektrofah­rzeuge bereitstel­len. Auf der Agenda stehen auch Car-sharingAng­ebote und Bike-and-Ride-Möglichkei­ten. Beim öffentlich­en Nahverkehr plant die Stadt, Taktzeiten, Anschlüsse und Anbindunge­n zu verbessern, das Tarifsyste­m zu überarbeit­en und nur noch schadstoff­arme Busse in der Innenstadt zuzulassen.

Wird es Fahrverbot­e für Diesel wie in Hamburg geben?

Oberbürger­meister Daniel Rapp schließt das aus: „Das werden wir auf jeden Fall verhindern“, sagt er. Die Belastung ist in Ravensburg auch nicht so hoch wie in Großstädte­n, es gibt andere Möglichkei­ten.

Wer bezahlt das?

Die Stadt Ravensburg muss die verabschie­deten Maßnahmen verbindlic­h umsetzen – und bezahlen. Die Verwaltung hat deshalb schon Rücklagen im Haushalt gebildet, um die Themen möglichst schnell anpacken zu können.

Was wäre der wichtigste Maßnahme für saubere Luft in Ravensburg?

Der Molldietet­unnel, darin sind sich alle einig. Dieser würde einen Großteil des Verkehrs von den am stärksten belasteten Straßen nehmen. Er würde vor allem den Durchgangs­verkehr - einschließ­lich Lastwagen massiv reduzieren, der für einen Großteil der Schadstoff­e verantwort­lich ist. Allerdings wird es wohl noch Jahre dauern, bis das Bauwerk fertig ist. Die Stadt muss deshalb jetzt andere Möglichkei­ten finden.

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