Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Neuer Anlauf für die alten Römer in Kempten
CSU will die historische Vergangenheit auch in der Innenstadt endlich sichtbar darstellen lassen
KEMPTEN (jan) - Die CSU-Stadtratsfraktion beantragt, die römische Vergangenheit Kemptens im Stadtbild über den „Archäologischen Park Cambodunum“hinaus sichtbar zu machen. „Schon häufig wurde gefordert, dass auch in der Innenstadt Kemptens das Thema Römer wahrnehmbarer und präsenter sein sollte“, schreibt der stellvertretende Vorsitzende Andreas Kibler in einem Brief an Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Er bringt erneut ein Römermuseum ins Gespräch und schlägt vor, „alle notwendigen Finanzmittel in den Haushalt 2019 einzuplanen“.
Um 15 vor Christus überschritten römische Truppen die Alpen und unterwerfen auch das heutige Allgäu. Die Region wurde Teil der Provinz Rätien. Die Römer verpflanzten das Städtevorbild Rom einfach überall hin, wo sie die Macht übernommen haben. So gab es in allen großen Siedlungen ein Forum, das als Mittelpunkt des politischen und wirtschaftlichen Lebens diente. Ihr Stützpunkt Cambodunum, das heutige Kempten, war für sie als Verkehrsknotenpunkt zwischen anderen bedeutenden Militärposten in Bregenz, Füssen und Augsburg wichtig. Die Hauptsiedlung in Kempten lag auf dem Lindenberg und hochwasserfrei hoch über der Iller.
„Die römische Vergangenheit als zivile Provinzhauptstadt gehört zu den herausragenden Alleinstellungsmerkmalen Kemptens“, schreibt Kibler in seinem Antrag. Der Archäologischen Park Cambodunum müsse „deutlich“aufgewertet werden. Derzeit sind dort der frühere Tempelbezirk, die Kleinen Thermen und die Grundmauern von Forum und Basilika zu besichtigen. Die CSU denkt an den Rekonstruktionsbau eines Wohnhauses und beantragt, dafür Geld im Haushalt vorzusehen.
Weiter müsse auf die römische Vergangenheit im Stadtbild hingewiesen werden. Dazu biete sich der Rathausplatz an, wo es – in 4,5 Metern Tiefe – Reste eines römischen Friedhofs gibt. Darüber hinaus die Burghalde mit spätantiken Mauerresten oder der Stadtpark, wo eine Römerstraße entlangführte. Außerdem die Keck-Kapelle nahe des Berliner Platzes mit einem Gräberfeld.
„Nicht zuletzt sollte die Frage nach dem idealen Standort und der Konzeption für den geplanten Neubau eines Römermuseums absehbar geklärt werden“, schreibt Kibler. Eine zeitgemäße Präsentation der zahlreichen Exponate römischer Vergangenheit sei „unverzichtbar“für Kempten.
Römerfest im August
Die Stadt versucht, die Römervergangenheit immer wieder ins Bewusstsein der Kemptener zu rücken. Zurzeit arbeiten 22 Kinder im Rahmen des Ferienprogramms der Volkshochschule am Bau eines Fachwerkhauses im Chapuispark an der Füssener Straße – mit Materialien und Handwerksmethoden, wie sie zur Römerzeit üblich waren.
Für den 4. und 5. August ist wieder ein Römerfest auf dem Lindenberg geplant, bei dem ein fiktiver Besuch des Kaisers Vespasians im Jahr 70 nach Christus nachgespielt wird.