Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Baggersee bei Burkwang im Blick
Großholzleutes Ortsvorsteher Franz Mayer erklärt, was er derzeit abwägen muss
Großholzleutes Ortsvorsteher Franz Mayer erklärt, was er abwägen muss.
GROSSHOLZLEUTE - Das herrliche Wetter hat zwei Seiten: Der Baggersee in Burkwang lockt zum Baden, zugleich aber gerät Franz Mayer in Zeitnot. Gerne hätte der Ortsvorsteher von Großholzleute seine beiden Bauhof-Mitarbeiter längst losgeschickt, um die Wiesen rund um das Gewässer zu mähen. „Aber ihr Aufgabenbereich ist vielfältig, ich muss wöchentlich Prioritäten setzen, was am wichtigsten ist“, erklärt Mayer im Gespräch mit der SZ-Redaktion.
Oder es kommen Notfälle dazwischen: „Ein Schacht an einer Straße in Bolsternang ist eingebrochen“, erläutert er exemplarisch eine kurzfristige Umplanung, die vergangene Woche nötig war: „Verkehrssicherheit geht vor.“Er hätte schwer vermitteln können, die Straße halbseitig zu sperren, nur damit BaggerseeGäste im kurzen Gras liegen können.
„Sobald wir dazu kommen, wird gemäht“, verspricht Mayer gleichwohl – entweder nächste Woche, vielleicht aber auch schon kommenden Freitag: „Ich hoffe, dass es klappt, aber versprechen tue ich’s nicht“, sagt Mayer. Denn ab Mittwoch wird zunächst ein neues Spielgerät am oberen Spielplatz in Kleinhaslach installiert. Das alte musste nach einer Mängel-Rüge vom TÜV im vergangenen Herbst abgebaut werden.
Ob an zwei oder drei Tagen aufgestellt werden kann, hänge auch von der Verfügbarkeit des Baggers vom Isnyer Bauhof ab, erklärt Mayer. Das neue Gerät liege jedenfalls bereit. Es galt, Interessen der Kleinhaslacher Kinder gegen jene der KurzgrasKaltwasserfreunde abzuwägen.
Eine ganz andere Abwägungssache, die ihn beschäftige, seit er Ortsvorsteher ist, sei der Müll am Baggersee. „Ein schwieriges Thema“, unterstreicht Mayer. Als er vor fast drei Jahrzehnten zuständig wurde, seien rund 20 Mülltonnen aufgestellt gewesen. „Die wurden bald zu klein und wir haben sogar 200-Liter-Ölfässer aufgestellt – mit dem Ergebnis, dass sie anfangs im See gelandet sind und später sogar Matratzen und Hausmüll darin entsorgt wurde“, erinnert er sich kopfschüttelnd.
„Gegen riesen Widerstände ist dann vor 20 Jahren einstimmig im Isnyer Gemeinderat die Entscheidung getroffen worden, gar keine Müllsammelmöglichkeiten mehr anzubieten – und seit dieser Zeit haben wir nicht mehr das riesige Problem“, betont Mayer.
Hauptgrund dafür sei indes, dass es Kleinhaslacher Bürger gebe, die immer wieder den Baggersee umstreifen, Müll einsammeln und ihn an der Zufahrt ablegen, wo ihn die Großolzleuter Bauhofmitarbeiter abholen. „Das finde ich ganz toll“, lobt der Ortsvorsteher das bürgerschaftliche Engagement. Den Müll abzufahren, bedeute für seine Mitarbeiter „relativ wenig Arbeit“.
Denn davon haben sie aktuell mehr als genug: „Am Henggelesweiher müssten wir eine Brücke richten, an der Dielen morsch sind“, zählt Mayer gestern weiter auf.
Und Alexandra Haug vom städtischen Bauamt habe angefragt, wann die Mitarbeiter verfügbar wären, damit am behindertengerechten Wanderweg zwischen Isny und Maierhöfen weitergearbeitet werden könnte – zumindest am Abschnitt, der auf Großholzleuter Flur verläuft.
Zwischen all diesen Aufgaben müsse berücksichtigt werden, dass Rohrdorf, wo man aushelfe, nur einen Bauhofmitarbeiter habe, „wir theoretisch also nur eineinhalb“, erklärt Mayer. Ganz zu schweigen von 30 Urlaubs- oder auch Krankheitstage und den „gigantischen Überstunden vom Winterdienst“, die irgendwann abgebaut werden müssten.
Zurück zum Baggersee: „Wir sind schon dran“, versichert Mayer. Nicht ohne zu erwähnen, dass der Mai 2018 „wetterstatistisch der schönste seit 130 Jahren war“. Das habe er am Wochenende im Radio gehört. Badegäste sollten sich lieber darüber freuen, als sich über zu langes Gras zu ärgern. Immerhin seien früher die großen Ferien erst die Hauptbadezeit gewesen, merkt Mayer an.