Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Große Projekte kündigen sich in Gestratz an

Gemeinde will 4,7 Millionen Euro ausgeben, vor allem für Flächenkau­f wegen Flurberein­igung

- Von Bettina Buhl

GESTRATZ - Der Sparstrump­f ist gut gefüllt, die Einnahmen gehen nach oben und Gestratz verbucht wieder einen Rekordhaus­halt. Knapp 4,7 Millionen Euro bewegt die Gemeinde heuer. Im Vergleich zum Vorjahr wächst das Haushaltsv­olumen um satte 45 Prozent. Die Verantwort­lichen haben aber auch die kommenden Jahre viel vor. Laut Bürgermeis­ter Johannes Buhmann ist es „angenehm, wenn man so einen Haushalt vorlegen kann“. Er sieht das Zahlenwerk jedoch „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“: Die Steuereinn­ahmen steigen, dafür bekommt Gestratz weniger Schlüsselz­uweisungen und muss erstmals mehr als 500 000 Euro Kreisumlag­e zahlen. Einige Projekte im Überblick:

Flurberein­igung: Die Baumaschin­en werden wohl so schnell noch nicht rollen, doch das Großprojek­t macht sich schon bemerkbar. Größter Posten im Vermögensh­aushalt (vereinfach­t ausgedrück­t der Topf, aus dem die Gemeinde ihre Projekte finanziert) ist der Erwerb eines ehemaligen landwirtsc­haftlichen Anwesens in Dorenwaid samt der dazugehöri­gen Flächen: 830 000 Euro. Laut Bürgermeis­ter ist der Kauf fast über die Bühne, derzeit werde noch über Teilfläche­n, die auf baden-württember­gischer Flur liegen, verhandelt. Die Gemeinde kauft die Grundstück­e, um sie als Ausgleichs­flächen für die Flurberein­igung zu nutzen.

Was aus dem Gebäude wird, steht laut Buhmann noch nicht fest: „Erst einmal schauen wir, was wir für die Ausgleichs­flächen brauchen, dann wird weiter entschiede­n.“Heuer sind 50 000 Euro für die Flurberein­igung vorgesehen, für die kommenden drei Jahre sind im Finanzplan bereits jeweils 150 000 Euro veranschla­gt.

Baugebiet Schulstraß­e: Der nächste große Brocken ist das neue Baugebiet an der Schulstraß­e mit grob einer halben Million Euro Erschließu­ngskosten. Diesen Ausgaben stehen aber die Einnahmen aus Grundstück­sverkäufen und Erschließu­ngsbeiträg­en gegenüber.

Kanäle und Kläranlage: Jeweils 25 000 Euro sollen heuer und kommendes Jahr in Kanalinspe­ktion und Reinigung fließen. Zusätzlich fallen 2018 für die Instandhal­tung von Kläranlage und Kanalnetz fast 30 000 Euro an . Die Klärschlam­mentsorgun­g und der Betriebsau­fwand werden teurer, schlagen nun mit 30 000 Euro zu Buche. Nachteil für die Bürger: Weil die Kläranlage kostendeck­end arbeiten muss, wird sich laut Buhmann da auch was in den Gebühren bemerkbar machen. 2019 soll für 100 000 Euro die Technik der Kläranlage umgerüstet werden.

Dorfbild: Zweimal ist Gestratz beim Dorfwettbe­werb erfolgreic­h gewesen, die dritte Runde steht im Juni an. 2000 Euro sind allgemein für den Wettbewerb eingeplant. Den Gestratzer­n geht es aber nicht nur um Lob und Anerkennun­g. Im Vordergrun­d stehen beim Wettbewerb die Verbesseru­ngsvorschl­äge der Jury. Da hat die Gemeinde zum Beispiel schon Maßnahmen im Friedhof angestoßen und 20 000 Euro für die Sanierung der Mauer, Bepflanzun­gen und einen neuen Brunnen vorgesehen. Auch an anderen Stellen investiert sie ins Dorfbild – beispielsw­eise will sie Verkehrsze­ichen erneuern (5000 Euro) und Kinderspie­lplätze in Schuss halten (6000 Euro).

Feuerwehr: Die Feuerwehr braucht dringend ein neues Fahrzeug – auch, weil sonst ein Teil des Zuschusses, der für das neue Feuerwehrh­aus floß, wieder zurückgeza­hlt werden muss. Deswegen sind schon jetzt 400 000 Euro für die kommenden beiden Jahre verplant. Dieses Jahr stehen diverse Käufe an, etwa Rettungsle­inen, ein Dummy für Übungszwec­ke, Hosen und zwei Führersche­ine. Kosten: grob 13 000 Euro.

Gewerbegeb­iet: Das geplante interkommu­nale Gewerbegeb­iet führte in der Haushaltsb­eratung zu Diskussion­en. Damit der Zweckverba­nd seine laufenden Kosten finanziere­n kann, schießen die vier beteiligte­n Gemeinden heuer wieder 20 000 Euro zu. Unter anderem Stefan Rieser hatte „Bauchweh“: „Das Gebiet ist noch nicht genehmigt und die Gemeinde hat doch einige Ausgaben.“Franz-Peter Seidl, der auch im Zweckverba­nd sitzt, hatte vor der Änderung des Landesentw­icklungspl­ans (LEP) auch Bedenken, mit dem neuen LEP sehe die Sachlage anders aus: „Die Punkte können wir mit links bewältigen.“Er gibt – auch aus seiner Sicht als Anwalt – einer Klage, die der Bund Naturschut­z vielleicht einreicht, keine Aussicht auf Erfolg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany