Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Familienzi­rkus „Barnum“gastiert in Isny

Vier Vorstellun­gen am Wochenende mit acht Kamelen und insgesamt 60 Tieren

- Von Tobias Schumacher

VierVorfüh­rungen mit Clowns, Akrobaten und 60 Tieren an der Umgehung.

ISNY - Der Ausruf elektrisie­rt in ungezählte­n Kinderbüch­ern oder -filmen: „Ein Zirkus kommt in die Stadt!“Isny erfreut sich an diesem Wochenende einmal wieder genau dieses Vergnügens. Das letzte Gastspiel eines Zirkus’ liege schon vier, fünf Jahre zurück, weiß Markus Kaiser; und außerdem, dass in Deutschlan­d noch rund 350 existieren.

Mit seiner Familie hat er diese Woche auf der Wiese an der Umgehung hinter den Wohnblöcke­n am Rotenbache­r Weg das Zelt aufgeschla­gen. Vor zwölf Jahren sei er das letzte Mal in Isny gewesen, glaubt sich der „Zirkusdire­ktor“zu erinnern, auf der Wiese neben dem Baumarkt, am Kreisel vom Achener Weg.

Mit zehn Personen – den Erwachsene­n, seinen Kindern, Clowns und Akrobaten – verspricht er eineinhalb Stunden ein Programm, „das den Begriff Circus voll erfüllt – Menschen, Tiere, Sensatione­n“. Die Zusammenfa­ssung treffe bis heute, was seit rund einhundert Jahren unter typischem Zirkus in Deutschlan­d verstanden werde: „Circus ist für die ganze Familie, wir sprechen alle an – von 80 Jahren bis einem Jahr.“

Seine Tochter Romina führe Luftakroba­tik an Seidentüch­ern vor und könne 35 „Hula Hoop“-Reifen gleichzeit­ig jonglieren. Ihre jüngere Schwester Vivien führe als „lustige Emma“durchs Programm. Markus Kaiser selbst ist Messerwerf­er, Akrobat und für die Tier-Dressur-Nummern verantwort­lich.

„Dass Circus mit Tieren out ist, stimmt nicht“, betont er. Er zeigt auf das riesige, überdachte Tierquarti­er, das er mit Erlaubnis des Landwirts an der L 318 aufgebaut hat. Die Seitenwänd­e sind den ganzen Tag über hochgeklap­pt. „Alles ist offen, jeder kann sehen, dass es unseren Tieren gut geht“, sagt Kaiser.

Insgesamt 60 Tiere tummeln sich hier: „Rinder aus fünf Kontinente­n – aus dem schottisch­en Hochland, ein mongolisch­es Yak, ein ungarische­s Hirtenrind, ein Watussi-Rind aus Afrika.“Dazu elf Lamas, Pferde, Ponys, Ziegen. Hingucker sind die acht Kamele, an denen Kaiser verdeutlic­hen möchte, dass Zirkus und Tierwohl sich nicht ausschließ­en, was Tierschütz­er häufig bemängelte­n.

„Unsere Kamelen sind gesund“, betont er und zeigt auf die Höckern, die fest nach oben aufgericht­et seien. „Das sind Fettpolste­r, die Tiere bekommen genug zu fressen“, erklärt Kaiser, während er zwei Kisten mit trockenem Gebäck auf dem Rasen verteilt. Die Kamele schubsen sich, drängen zum Futter, grunzen und kauen.

Was er mit ihnen zeigen wird, verrät Markus Kaiser nicht. Neugier will er erwecken für den Familienta­g am heutigen Freitag ab 16 Uhr, bei dem Erwachsene zum Kinderprei­s ins große Zelt eingelasse­n werden. Bis zu 1000 Personen könnten rund um die Manege einen Sitzplatz bekommen, erzählt der Direktor. In Isny hat er mit 700 Plätzen etwas lockerer bestuhlt und hofft auf das Interesse der Bevölkerun­g an den drei weiteren Vorstellun­gen am Samstag um 16 und 19 Uhr sowie am Sonntag noch einmal um 15 Uhr.

Der „Circus Barnum“hat seinen Stammsitz im bayerische­n Landkreis Dachau. „Gleich in der Nachbarsch­aft zum größten Deutschlan­ds, dem Circus Krone in München“, fügt Kaiser hinzu. Doch im Gegensatz zu diesem verfügen er und seine Familie über kein Winterquar­tier. „Wir sind zwölf Monate im Jahr unterwegs“, sagt der 43-Jährige, der vorgestern Geburtstag feierte.

Eine Pause in der kalten Jahreszeit sei nicht mehr möglich, für entspreche­nde Rücklagen reiche der Publikumsz­uspruch in heutigen Zeiten nicht mehr aus.

Außerdem sei Sparen für ein neues Tierzelt nötig. Der letzte Hersteller habe nicht die gewünschte Qualität geliefert, schon kurz nach Ablauf der Garantie habe das PVC-Dach Altersersc­heinungen gezeigt. Auf 20 000 Euro beziffert der Zirkusdire­ktor die Kosten für eine Neuanschaf­fung, „aber wir bezahlen das alte Tierzelt noch ab.“

Dem Enthusiasm­us tut das keinen Abbruch. In achter Generation sei die Familie Kaiser als Circus unterwegs, erzählt er. Und er sei zuversicht­lich, dass seine Kinder weitermach­en. Vivien, Romina und die beiden Söhne, die eben die Tiere füttern, nicken zustimmend.

Isny ist eine Station auf der „Allgäu-Bodensee-Tour“, wo der „Circus Barnum“bereits Gastspiele in Schongau, Marktoberd­orf, Durach und St. Mang bei Kempten absolviert hat. „Das Allgäuer Publikum ist total begeistert“, blickt Kaiser zurück. Und er hofft, dass das so bleibt. In Isny jetzt und nächste Woche in Wangen, wo ein zweiwöchig­er Aufenthalt geplant ist.

 ?? FOTO: TOBIAS SCHUMACHER ??
FOTO: TOBIAS SCHUMACHER
 ?? FOTO: TOBIAS SCHUMACHER ?? Romina (l.) ist Hula-Hoop-Akrobatin, Vivien führt als „lustige Emma“durchs Programm.
FOTO: TOBIAS SCHUMACHER Romina (l.) ist Hula-Hoop-Akrobatin, Vivien führt als „lustige Emma“durchs Programm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany