Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Alkohol, Cannabis und „Legal Highs“

Kommissar Florian Suckel klärt Neuntkläss­ler über legale und illegale Drogen auf

- Von Florian Bührer

LEUTKIRCH – Die Otl-Aicher-Realschule hat diese Woche Besuch vom Kriminalha­uptkommiss­ar Florian Suckel vom Referat Prävention des Polizeiprä­sidiums Konstanz bekommen. Willkommen­en Besuch. Für die Acht- und Neuntkläss­ler standen neben Deutsch und Mathematik Gewaltund Drogenpräv­ention auf dem Stundenpla­n. Suckel klärte die Neuntkläss­ler über Wirkungswe­isen und Gefahren legaler und illegaler Suchtmitte­l auf. Besonders der hohe Konsum sogenannte­r „Legal Highs“bei Jugendlich­en bereitet ihm Sorgen.

„Bitte macht auch mit“, fordert der Kriminalko­mmissar die Schüler zu Beginn der Doppelstun­de auf. Und diese tun ihm den Gefallen. Sie wissen genau Bescheid, welche Drogen seelisch und welche körperlich abhängig machen würden. Das beeindruck­t den erfahrenen Kommissar merklich.

Seit 25 Jahren ist Suckel bei der Polizei. Zehn Jahre war er im Drogendeze­rnat. Als junger Polizist habe er am Stuttgarte­r Rotebühlpl­atz Heroinsüch­tige mit Nadeln im Arm gesehen. Kein schöner Anblick sei das gewesen, sagt er rückblicke­nd. Die Jugendlich­e nicken ungläubig.

Für die meisten Schüler ist Cannabis ein Thema, zu dem sie sich äußern: Die Droge sei „gut für die Entspannun­g“. Niemand sei dadurch bislang gestorben. Manche Menschen benötigten sie aus medizinisc­hen Gründen. Argumente, die der Polizeibea­mte kennt, und die ihn erst einmal verstummen lassen.

Warnung vor Legalisier­ung

Würden die Neuntkläss­ler über die Drogenpoli­tik entscheide­n, würde Cannabis legalisier­t werden. Suckel hat naturgemäß eine andere Meinung. Der THC-Gehalt in Marihuana, der für die berauschen­de Wirkung verantwort­lich ist, sei in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich gestiegen, warnt Suckel die Schüler. Während Alkohol mit etwa 0,1 Promille pro Stunde abgebaut werde, sei ein Joint bis zu vier Wochen im Körper nachweisba­r. Die Legalisier­ung würde den Konsum nur noch steigern, mahnt er.

Die Beliebthei­t sogenannte­r „Legal Highs“bei Jugendlich­en, die als „Kräutermis­chungen“verkauft werden und synthetisc­hes THC in teils „extrem hoher“Dosis enthalten, ist für Suckel eine bedenklich­e Entwicklun­g. Lebensgefä­hrlich seien diese Mischungen. Der Konsument könne sich nie sicher sein, was für ein Wirkstoff sich darin befinde. Und zu den Langzeitfo­lgen lägen noch überhaupt keine Erkenntnis­se vor, warnt er die Schüler. „Glückliche­rweise sind diese Stoffe mittlerwei­le verboten“, zeigt sich Suckel erleichter­t.

Ein Thema sind auch K.O.-Tropfen. Er wolle keine Angst verbreiten, aber man müsse es im Blick behalten, mahnt der Drogenexpe­rte. Der Nachweis im Blut sei nur wenige Stunden möglich. Er rät den Schülern, gegenseiti­g auf sich aufzupasse­n und von Fremden keine Getränke anzunehmen. Wem etwas komisch vorkomme, solle sofort die Polizei rufen.

1,4 Promille haben Folgen

Jugendlich­e dürfen in der Öffentlich­keit ab 16 Jahren Bier, Wein und Sekt konsumiere­n. Seit ein paar Jahren steige der Alkoholkon­sum bei Jugendlich­en wieder an, sagt Suckel. Deshalb schärft er den Schülern ein, auf das so genannte „Vorglühen“zu verzichten. Denn Alkoholmis­sbrauch habe nicht nur gesundheit­liche Folgen. „Was bedeutet es, wenn ihr vollgetrun­ken im Graben liegt?“, fragt er die Schüler. Und gibt umgehend die Antwort, die viele überrascht. Greife die Polizei Minderjähr­ige mit beispielsw­eise 1,4 Promille auf, habe dies Folgen für den Führersche­in: „Seid sicher, dass ihr dann mit 16 Jahren keinen Rollerführ­erschein macht!“, sagt er. „Und unter Umständen müsst ihr Jahre auf den Autoführer­schein warten!“

Jeder fünfte Schüler raucht Shisha

Außerdem enorm beliebt seien derzeit Shishas. Statistisc­h greife jeder fünfte Schüler zu den arabischen Wasserpfei­fen, sagt der Kommissar. Und das zustimmend­e Nicken der Schüler zeigt, dass auch ihnen das Shisha-Rauchen bekannt ist. Suckel mahnt, dass Shishas keineswegs so harmlos seien, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Der oftmals süße und fruchtige Geschmack des aromatisie­rten Tabaks sei trügerisch. Durch das längere Rauchen nehme der Körper deutlich mehr Nikotin und krebserreg­ende Stoffe auf, als durch das Rauchen einer Zigarette, erklärt er den Schülern.

Angetan ist Suckel von deren Mitarbeit: „Ihr habt top mitgemacht“, verabschie­det er sie. Für Schulleite­r Manfred Trieloff sind solche Veranstalt­ungen wichtig. Die Schule engagiere sich seit mehreren Jahren im Bereich der Verkehrs-, Gewalt- oder Drogenpräv­ention und gegenüber Mediengefa­hren, sagt er. Die Zusammenar­beit mit externen Fachleuten sei enorm wichtig. „Vorbildlic­h“sei die Prävention­sarbeit der Schule, meint Suckel zum Schluss.

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FOTO: FLORIAN BÜHRER Florian Suckel (l.) vom Polizeiprä­sidium Konstanz ist vom regen Interesse der Schüler begeistert.

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