Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein Unikat
Die Firma Milei erläutert dem Leutkircher Energiebündnis Details nach der Standorterweiterung
ADRAZHOFEN - „Wir sind stolz, uns präsentieren zu können“, sagt zur Begrüßung höflich Takahiro Yanagida, einer der Geschäftsführer der Milei-GmbH in Adrazhofen. Gert Henke, Technik-Chef des Unternehmens, ergänzt nach gut vier Jahren intensiver Arbeiten an der weitgehend beendeten 200-Millionen-Euro-Investition im Osten der Leutkircher Kernstadt: „Gerade die letzten zwei Jahre waren anstrengend. Aber wir sind fast fertig.“Und damit offen für neue Einblicke. Weil das Leutkircher Energiebündnis aus seiner Sicht „besonders beharrlich“darauf gedrängt hat, von Milei nach der Erweiterung Details aus erster Hand zu erfahren, bringt am Donnerstag eine mehrstündige Begegnung Einsichten und Optionen für die Zukunft – für beide Seiten.
Keine Firmengeheimnisse
Nun können auch an diesem Tag die Gäste des Unternehmens, das 1972 mit dem Bau am Standort Leutkirch begann, nicht direkt in die Produktionsanlagen gelangen. Das scheitert vor allem an Hygienevorschriften in einem so hochsensiblen Bereich, Molkepulver und Laktose-Produkte auf den Markt zu bringen. Stichworte wie Kindernahrung fallen. Oder Bereiche der Pharmazie. Als weltweit erstes Unternehmen, das weist die Firmenbilanz aus, wurde schon 1990 in der Milch-Region Allgäu mit der Produktion der so begehrten Substanz „Lactoferrin“begonnen. Henke spricht in diesem Zusammenhang von einem „Unikat“, da Vergleiche zu Mitbewerbern nur schwer möglich seien, wenn nach Vergleichszahlen gefragt wird. Insofern, zu viele Firmengeheimnisse sollen bei so einer Einladung auch nicht verraten werden, konzentrieren sich Gastgeber und Gäste eher auf Handfestes, auf Umsetzbares.
Beim Rundgang durch das Areal erläutert Hubert König aus der Energieabteilung als Verantwortlicher der neuen Gasturbine für den Erweiterungsbau, die für die Trocknung der Rohstoffe rund um die Uhr ausreichend Dampf erzeugen muss, der jährliche Gesamtenergieverbrauch entspräche umgerechnet jenem der Nachbarstadt Wangen. Der Stundenverbrauch könne ein Einfamilienhaus, aufs Jahr gerechnet, heizen. Bei Ausfällen kann Milei aber auf alte Turbinen zurückgreifen, die auch Öl als Brennstoff vertragen.
Von Rohrleitungen in einer Länge von 54 Kilometern ist an diesem Tag außerdem die Rede, die neu verlegt worden sind. Und dass alle Filter, wären diese ausgelegt, eine Fläche von 80 000 Quadratmetern bedeckten. Nebenbei bemerkt: Täglich müssen 260 Objekte im Produktionssystem gereinigt werden. Henke wiederum gibt seinen Besuchern den Rat, bei allen dieser in Zukunft geplanten Investitionen sehr genau auf die Planvorgaben und die Realität bei der Ausführung zu achten. „Es ist Ihr Geld“, sagt er in seinen Erläuterungen zu der im Falle von Milei besonders wichtigen Pumpentechnik.
Gottfried Härle, Bierbrauer und Fraktionschef des Bürgerforums im Gemeinderat, spricht das Thema Nahwärme an. Immer wieder wurde in der Vergangenheit darüber diskutiert. Milei zeigt sich aufgeschlossen, falls sich Investoren fänden, die Restwärme abzunehmen.
Als aktueller Wert werden noch etwa 40 Grad Celsius genannt. „Wir können uns gerne darüber unterhalten“, sagt Gert Henke.