Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Ich bin angestache­lt, was zu unternehme­n“

Thomas Radetzki beschreibt in der Festhalle die dramatisch­e Lage der Insekten

- Von Karl-Heinz Schweigert

LEUTKIRCH – „Ist das Bienen- und Insektenst­erben noch zu verhindern?“Zu diesem Thema konnte die Elobau-Stiftung in Zusammenar­beit mit dem Umweltkrei­s und der Volkshochh­ochschule mit Thomas Radetzki einen kompetente­n Referenten gewinnen, der am Donnerstag­abend in der gut gefüllten Festhalle nicht mit klaren Worten sparte, gestützt auf eindrucksv­olle Zahlen und Bilder.

„Ich bin angestache­lt, was zu unternehme­n“, lautet seine Konsequenz aus dem dramatisch­en Artensterb­en gerade bei den Fluginsekt­en, das unter anderem in der „Krefelder Studie“eindeutig beschriebe­n werde. Um wirksam bei Politik und Industrie zu Wort zu kommen, hat der passionier­te Imkermeist­er aus Berlin die „Aurelia Stiftung“gegründet, die er als Vorsitzend­er leitet.

Für ihn ist erwiesen, dass die industriel­le Landwirtsc­haft die Hauptursac­he für das Insektenst­erben mit ihrem Einsatz von Glyphosat und Neonikotin­oiden ist. Dass drei von Letzteren nun von einem EU-Ausschuss verboten worden sind, schreibt Radetzki auch seiner Stiftung und ihrer Sammlung von 180 000 Unterschri­ften sowie der Unterstütz­ung des Umweltmini­steriums zu – „als Stachel im Fleisch der Pharmaindu­strie“. Enttäusche­nd war dagegen für den Referenten die Reaktion des Landwirtsc­haftsminis­teriums, das die Listen nicht einmal annahm.

Zudem geißelte er dessen Politik der Förderung nur nach Fläche und damit zugunsten der Großbetrie­be. „Umwelt geht vor wirtschaft­lichen Interessen“und „Bauernster­ben und Bienenster­ben gehen Hand in Hand“, lautete eine zentrale Aussage von Thomas Radetzki.

Dabei sei ihm klar, dass eine umweltfreu­ndliche Landwirtsc­haft „kein Luxus für Privilegie­rte ist, bei dem die Welt verhungert“, sondern „die einzige Perspektiv­e“. Der WeltAgrar-Rat fordere hier: „Kein Kunstdünge­r, eine Minimierun­g von Pestiziden und regionales Saatgut, um die Vielfalt der Landschaft und die Leistungsf­ähigkeit der Bauernhöfe zu erhalten“.

„Heraus in die reale Welt“

Was können wir selber tun? Bündig und machbar sind hierzu die Antworten am Ende des fesselnden Referats, unter anderem: „Auch einmal weg vom PC, Smartphone und heraus in die reale Welt. Mit den Politikern reden, ihre Parteiprog­ramme vor der Wahl überprüfen und die Ausrede ‚EU‘ nicht akzeptiere­n. Bei den Kindern die Liebe zur Natur wecken, Bienenweid­en schaffen und Bio-Lebensmitt­el kaufen“.

In der anschließe­nden Diskussion mit Moderator Peter Aulmann wurde deutlich, wie sehr auch der Verbrauche­r Einfluss hat, „mit dem, was er aus den Regalen holt“. Zudem hätten gerade Deutschlan­d und Frankreich mit ihrem Verhalten „Leitcharak­ter“für die ganze EU. Ermutigend und mit Beifall bedacht war das Schlusswor­t des Referenten: „Wir sollten dennoch optimistis­ch und froh sein, uns aber den Herausford­erungen und Aufgaben stellen“

 ?? FOTO: KARL-HEINZ SCHWEIGERT ?? Kompetent und überzeugen­d: Thomas Radetzki (rechts) im Gespräch mit Moderator Peter Aulmann.
FOTO: KARL-HEINZ SCHWEIGERT Kompetent und überzeugen­d: Thomas Radetzki (rechts) im Gespräch mit Moderator Peter Aulmann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany