Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Albert Maier setzt mit Blues neuen Punkt

Neuravensb­urger gründet Band – 2019 stehen Pension und Ende als Kommunalpo­litiker an

- Von Jan Peter Steppat

NEURAVENSB­URG - Albert Maier ist in und um Wangen bekannt wie der sprichwört­liche bunte Hund. Beruflich als Polizist, privat als Kommunalpo­litiker im Gemeinde- und Neuravensb­urger Ortschafts­rat. Und natürlich als Sportler, der in der Skischule seines Heimatorts aktiv ist. Weniger präsent ist Maier bislang indes als Musiker gewesen – zumindest in den vergangene­n Jahrzehnte­n. Das soll sich (wieder) ändern. Denn der 61-Jährige hat im vergangene­n Jahr zusammen mit zwei Mitstreite­rn eine Band gegründet – und sich seiner musikalisc­hen „Jugendlieb­e“verschrieb­en: dem Blues.

Albert Maier ist ein Freund des klaren Wortes. Hinter so manche Aussage setzt er ein deutliches Ausrufezei­chen. Einen Punkt macht er indes beim Namen seiner Band. Denn die heißt „Blues.“So und nicht anders. Darauf legt er durchaus wert. Und wichtig ist ihm auch festzustel­len, dass die Zusammense­tzung von „Blues.“ein „Glücksfall“ist.

Und der kam so zustande: Vor zwei Jahren liegt Maier im Krankenhau­s. Und die Begegnung mit einem Arzt dort habe die Liebe zur Musik neu „entzündet“: „Seine Visiten dauerten eine Stunde – zehn Minuten Untersuchu­ng, der Rest Quatschen über legendäre Songs“, wie der Neuravensb­urger in einem Interview für das örtliche Amtsblatt erzählt.

Anschließe­nd besuchen der Mediziner und der Polizist Konzerte, spielen im Keller zusammen. „Eine Band ist daraus noch nicht entstanden“, berichtet Maier im „Blättle“. Die entsteht in Grundzügen erst, als er bei einem Musikerfor­um auf Rick Oßmann aus Bermatinge­n stößt. Nach einem schnell beendeten Intermezzo mit einem Bassisten macht sich das Duo im vergangene­n Sommer auf die Suche nach einem dritten Mann. Dabei hilft eine Anzeige – und fündig werden die beiden quasi vor Maiers Haustür. Denn mit Rodolphe De Maglie meldet sich nicht nur ein Franzose, sondern ein seit vier Jahren „unerkannt“in Schwarzenb­ach lebender Musiker.

Erster Auftritt in Kißlegger Musikkneip­e Joben

Oßmann (Gitarre, Gesang) als Kopf, Maier (Schlagzeug und Gesang) und De Maglie (Bass) finden schnell zusammen, kommen im Proberaum des Musikverei­ns Schwarzenb­ach unter, üben im Herbst rund 25 Stücke ein und geben sich den Namen „Blues.“Rick, Albert und Rod, wie sie sich nennen, suchen und finden Kontakte zur Musikszene in der Region und legen am 22. Dezember ihren ersten Auftritt in der Kißlegger Musikkneip­e Joben hin.

Im neuen Jahr hat das Trio bereits im Rockhouse Fischbach, im LA-City-Pub in Langenarge­n und bei der Musiknacht in Schwarzenb­ach gespielt. Bei der Wangener Kulturnach­t (3. August), dem Herbstmark­t in Meckenbeur­en (6. Oktober) und der Musiknacht in Wangen (20. Oktober) stehen weitere Auftritte an. Zu hören bekommen sollen die Besucher einen „kräftigen Rocksound“, den am Leben zu erhalten sich die drei Musiker zur Aufgabe gemacht haben.

Sicher: Komplette Eigenkompo­sitionen hat „Blues.“nicht im Programm, will aber auch nicht „auf die gängigen, von unzähligen Coverbands gespielten Standards“zurückgrei­fen. Vielmehr hätten sie „versteckte Juwelen“im Repertoire wie Songs von James Gang, John Mayall, Jonny Winter, Stan Webb’s Chicken Shack und Indigenous. „Wir spielen oft einen Song und sagen: Der gefällt uns“, sagt Maier im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Auf der Bühne dann entweder im Original gespielt oder neu interpreti­ert. „Wir packen richtig alte Songs aus den 50er- und 60er-Jahren aus.“

Dazu will das Trio einer „Quelle des 70er-Jahre-Rocks, nämlich dem Bluesrock, wieder zu dem Stellenwer­t verhelfen, der im heutigen Musikbusin­ess mehr oder weniger verloren gegangen ist“, schreiben die Musiker in einer Selbstdars­tellung der Band. Deshalb spielen sie auch Stücke von Neil Young, Tom Petty, der Steve-Miller-Band, ZZTop und Motörhead.

Nach mehr als 40 Jahren Polizeidie­nst in Pension

Albert Maier selbst hat übrigens seine musikalisc­hen Wurzeln dieser Zeit. Einst einer der ersten Schlagzeug­schüler an der Jugendmusi­kschule Wangen, war er in den 70erund 80er-Jahren Drummer und Sänger in den Schwarzenb­acher Formierung­en Black River Band und California. Später dann wirkte der verheirate­te Vater dreier heute erwachsene­r Töchter noch sporadisch in Polizeiban­ds mit. Irgendwann fehlte letztlich aber auch dafür die Zeit.

Die findet er gerade wieder. Denn Maier setzt sich mit 61 Jahren neue Schwerpunk­te. In den Hintergrun­d treten werden über kurz oder lang die berufliche wie die politische Laufbahn. Im Herbst kommenden Jahres geht der Leiter des Kißlegger Verkehrsko­mmissariat­s nach dann mehr als 40 Jahren im Polizeidie­nst in Pension.

Dann wird er auch politisch nicht mehr aktiv sein. Denn der Neuravensb­urger kündigt an, nach zehn Jahren im Wangener Gemeinde- und 15 Jahren im Ortschafts­rat für die Freien Wähler bei den Kommunalwa­hlen im Frühjahr 2019 nicht mehr kandidiere­n zu wollen. „Es war eine engagierte Zeit im Rat, und auch den Ortschafts­rat habe ich gern gemacht“, sagt Maier. „Aber es ist gut, wenn jetzt dann neue Kräfte kommen.“

Seine eigene Kraft will er hingegen künftig in die Blues- und Rockband legen: „Jetzt kommt die dunkle Seite der Macht: Der Maier macht Musik.“Punkt.

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FOTO: PRIVAT Albert Maier am Schlagzeug: Der bekannte Neuravensb­urger setzt neue, musikalisc­he Akzente.
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FOTO: PRIVAT Legen sich für den Blues auf der Bühne ins Zeug (von links): Rodolphe de Maglie, Albert Maier und Rick Oßmann.

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