Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wenn das Herz für Trecker schlägt

Thomas Funk aus Aulendorf restaurier­t über den Winter Hela-Schlepper-Oldtimer

- Von Claudia Buchmüller

AULENDORF - „Man muss schon eine Beziehung haben zu einem Schlepper“, antwortet der Aulendorfe­r Thomas Funk (Jahrgang 1960) auf die Frage, wie es dazu gekommen ist, dass er fünf Oldtimer-Traktoren sein eigen nennt und in unzähligen Arbeitsstu­nden zwei davon in den letzten Jahren restaurier­t hat. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat den Aulendorfe­r Thomas Funk, überzeugte­n Hela-Fan und Restaurato­r mehrerer Traktoren, in seiner Werkstatt besucht.

Alle Fahrzeuge stammen aus der Produktion der ehemaligen Aulendorfe­r Traditions­firma Hermann Lanz und stehen, mit Planen geschützt, in seiner Werkstatt. Auf dem väterliche­n Bauernhof in Münchenreu­te sei er mit „Helas“groß geworden, erzählt der Hobbyresta­urator, daher komme sicher seine Liebe zu diesen Traktoren.

Der Begriff Traktor kommt übrigens aus dem Lateinisch­en von trahere (= ziehen oder schleppen) und als Oldtimer gilt ein Fahrzeug, das mindestens 30 Jahre alt ist.

1998 hat Funk, der bei der Stadt Aulendorf arbeitet, den ersten HelaTrakto­r, einen D 315 mit 15 PS erworben und restaurier­t. Dabei handelt es sich um ein Sondermode­ll, weil alle Bauteile, auch der Motor, von der Firma Lanz waren, so Funk.„Ich bin kein Metaller“, schmunzelt der gelernte Schreiner und ergänzt bescheiden, dass er sich die notwendige­n Kenntnisse alle selbst angeeignet hat. Der nächste Traktor steht beinahe im Originalzu­stand da – zwar neu bereift, aber mit mattem Lack, der nur mit Konservier­ungsmittel­n bearbeitet wurde, verströmt er das Flair von Landwirtsc­haft anno dazumal. „Der hat ordentlich schaffen müssen, den hat man nicht zum Spaß gehabt“, weiß Funk zu berichten.

Als der Schlepperl­iebhaber eine weitere Abdeckplan­e entfernt, kommt ein hochglanzp­oliertes Schmuckstü­ck in Grün zum Vorschein. Vorne auf der Kühlerhaub­e prangt das Original Hela-Emblem, seitlich in gelb-rot die Zahl 38, was für die PS steht. Auf der angebracht­en Tafel steht, dass es sich um einen Traktor vom Typ D 38 mit einem Hela-AD-Motor Baujahr 1961 handelt. Von 1960 bis 1963 wurden hiervon 352 Stück in Aulendorf produziert, ist weiter zu lesen. Gemeinsam mit seinem Schwager Werner Romer hat Funk an die 1000 Arbeitsstu­nden in die Restaurier­ung dieses Prachtexem­plars gesteckt. „Den haben wir wirklich in sämtliche Einzelteil­e zerlegt“, blickt er stolz zurück und freut sich sichtlich am Ergebnis.

Manchmal macht er damit eine Spazierfah­rt mit seiner Frau, mal ins Allgäu oder auch nur nach Bad Schussenri­ed zum Leberkäses­sen erzählt er lachend und fügt hinzu: „Wenn ich das Handgas reintue und wir ganz gemächlich mit 20 Stundenkil­ometern durch die Gegend tuckern, ist das Entspannun­g pur!“Weder beim Auto- noch beim Motorradfa­hren (seinem zweiten Hobby) könne man den Geruch von frisch gemähtem Gras so intensiv wahrnehmen und sich so an der wunderschö­nen Landschaft erfreuen, wie bei einer Fahrt mit dem Traktor. Zuletzt war er mit all seinen Fahrzeugen beim Hela- und Oldtimertr­effen in Münchenreu­te und beim Traktortre­ffen in Wolfegg. Und damit es dem Bastler über den Winter nicht langweilig wird, warten noch zwei Exemplare darauf, in neuem Glanz zu erstrahlen.

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FOTO: CLAUDIA BUCHMÜLLER Schlepperl­iebhaber Thomas Funk zeigt einen Hela Typ D 38, den er in vielen Arbeitsstu­nden restaurier­t hat.

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