Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Porsche-Urgestein feiert Wiedersehe­n mit „seinem“Auto

Ex-Rennfahrer Herbert Linge sitzt in Wolfegg wieder hinterm Steuer eines Porsche 356

-

WOLFEGG (sz) - Herbert Linge gilt als Porsche-Legende. Er war vom ersten Produktion­stag bis in die 90er-Jahre bei dem Autoherste­ller beschäftig­t und hat die Marke entscheide­nd mitgeprägt. Der heute 90Jährige ist außerdem als ehemaliger Rennfahrer bekannt. Jetzt hat Herbert Linge das Automuseum in Wolfegg besucht und dabei alte Weggefährt­en getroffen.

Bereits 1943 trat der damals 14Jährige als einer der ersten Auszubilde­nden in die Porsche KG ein. Ab 1950 war er maßgeblich an der Serienfert­igung des ersten Porsche 356 beteiligt und hat auch oft die Testund Auslieferu­ngsfahrten selbst unternomme­n.

1953 wurde Linge von seinem Arbeitgebe­r in die weite Welt geschickt: Wenn irgendwo in den USA oder anderswo ein Porsche liegen blieb, reiste Herbert Linge an.

Meist hätten die Umstände nicht mehr Möglichkei­ten geboten, als das mitgeführt­e Werkzeug mitten auf der Straße zum Einsatz zu bringen, heißt es in einer Mitteilung des Automuseum­s. Er sei auf sich allein gestellt gewesen, wenn es darum ging, Motor- und Vergaserei­nstellunge­n zu ermitteln, sodass diese mit anderen Benzinqual­itäten als hierzuland­e zurechtkam­en.

Auto war zur Restaurier­ung in Vogt

Nun hat Herbert Linge die Sonderauss­tellung zum 70-jährigen Bestehen der Zuffenhaus­ener Sportwagen­schmiede im Wolfegger Museum besucht. Linge wurde vom Vogter Porsche-Spezialist­en Manfred Krämer ins Museum chauffiert und dort von Museumslei­ter Nicolas Flosbach empfangen.

Zu den Gästen gehörten auch der Designer Tony Hatter, Vater des Porsche 993 und des Carrera GT, sowie der ehemalige Betriebsra­tsvorsitze­nde Franz Steinbeck, wie es in einer Mitteilung des Museums heißt. In der Porsche-Sonderauss­tellung des Wolfegger Automuseum­s gab es ein Wiedersehe­n mit einem der ältesten existieren­den Porsche 356, dessen Restaurier­ung kurz zuvor in Vogt vollendet wurde. Der Sportwagen gehört zu den ersten 250 in Zuffenhaus­en gebauten Fahrzeugen, über die Linge noch Tagebuch geführt hat. „Wenn ich mich auf die Suche begäbe, würde ich ihn finden“, sagte der äußerst rüstige Senior verschmitz­t lächelnd.

Tagebuch über Sportwagen geführt

Nach der Taufe des Autos auf den Namen „Ferdinand“griff Linge beherzt ins Lenkrad und steuerte den fast 70 Jahre alten Sportwagen sicher aus der Sonderauss­tellung des Automuseum­s.

Anlässlich seines 90. Geburtstag­es dufte Linge ein paar Tage später mit dem Wagen eine Ehrenrunde über die Porsche-Teststreck­e in Weissach drehen. Nach den Feierlichk­eiten zum 70. Geburtstag des Unternehme­ns wird dieser Ur-356 laut Mitteilung wieder in Wolfegg zu sehen sein.

Bundesverd­ienstkreuz für Erste-Hilfe-System

Herbert Linge fuhr jahrelang Sportwagen­rennen und revolution­ierte nach seiner aktiven Fahrerkarr­iere den Motorsport, indem er eine Flotte von Sportwagen mit eingebaute­n Feuerlösch- und Erste-Hilfe-Systemen entwickelt­e und diese rund um die Rennstreck­en positionie­rte.

Um die Rennstreck­en verteilt konnten Ärzte und Brandbekäm­pfer bei Unfällen schnell an den Unfallort gebracht werden.

Für seine Leistungen rund um die Sicherheit bei Autorennen wurde er mit dem Bundesverd­ienstkreuz ausgezeich­net.

 ?? FOTO: AUTOMUSEUM WOLFEGG ?? Der 90-jährige Herbert Linge (rechts) trifft in Wolfegg auf einen Porsche aus seiner Produktion.
FOTO: AUTOMUSEUM WOLFEGG Der 90-jährige Herbert Linge (rechts) trifft in Wolfegg auf einen Porsche aus seiner Produktion.
 ?? FOTO: PORSCHE ?? Hans Herrmann und Herbert Linge nach dem Sieg bei der Mille Miglia im Jahr 1954.
FOTO: PORSCHE Hans Herrmann und Herbert Linge nach dem Sieg bei der Mille Miglia im Jahr 1954.

Newspapers in German

Newspapers from Germany