Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ski-WM darf 35 Millionen kosten
Oberstdorfer Gemeinderat beschließt, beim Umbau von Schanzen und Loipen acht Millionen Euro weniger auszugeben
OBERSTDORF - Beim Umbau von Schanzen- und Langlaufstadion für die Nordische Ski-WM 2021 in Oberstdorf werden acht Millionen Euro weniger ausgegeben. Mit 9:8 Stimmen votierten die Mitglieder des Marktgemeinderates jetzt für ein auf 35 Millionen Euro reduziertes Bauprogramm. Erste Schätzungen waren noch von 50 Millionen Euro ausgegangen. Im Juli soll bei Bund und Land ein Förderantrag gestellt werden. Die Gemeinde rechnet mit hohen Zuschüssen und geht von einem Eigenanteil von vier Millionen Euro aus. Der Landkreis Oberallgäu soll sich in gleicher Höhe beteiligen. Die zentralen Fragen:
Was wird in Oberstdorf gebaut?
Ein neues Funktionsgebäude mit Wachs-, Lager-, Umkleide-, Sanitärund Trainerräumen ist im Langlaufzentrum Ried geplant. Dort soll auch eine Maschinenhalle entstehen. Ein kreuzungsfreier Zugang ins Stadion und zu den Strecken erleichtert auch Touristen den Zugang zu den Loipen. Die Langlaufstrecken werden im Bereich des sogenannten Egli-Hügels und des Burgstallanstieges verändert. Durch eine Schleife an der Zielabfahrt sollen die Wettkämpfe spannender werden. Für Schneesicherheit soll eine moderne Beschneiungsanlage mit einem neuen, größeren Schneiteich sorgen. Im Skisprungstadion wird es künftig einen Athletenbereich mit Wachs- und Lagerräumlichkeiten geben. Der Anlaufturm der Großschanze erhält zusätzliche Startstufen, ebenso werden Ausläufe verbessert und eine leistungsfähige Beschneiungsanlage installiert. Die beiden Kleinschanzen werden erneuert und die Standseilbahn durch einen Schrägaufzug ersetzt.
Was wurde gestrichen?
Im Langlaufstadion eingespart wird die Erweiterung des bestehenden Gebäudes sowie zusätzliche Wachsund Lagerräume. Zudem entfallen ein Durchlass, der eine Brücke am Burgstall ersetzen sollte, eine neue Strecke im Bereich Zimmeroy und das Lager für Schneeerzeuger. Auch in verschiedenen kleinen Bereichen wird gestrichen: Beispielsweise wird vor dem neuen Gebäude statt Natursteinpflaster Asphalt verwendet.
In der Audi-Arena wurde neben vielen kleineren Maßnahmen das Windschutznetz gestrichen. Die Fläche der Büroerweiterung wird ebenso reduziert wie die des Athletenbereichs. Auch der Matten-Austausch für den Sommer fehlt. Komplett gestrichen wurden die Erweiterung des Funktionsgebäudes und eine Athletenunterführung.
Ist die Streichliste endgültig?
Auf Antrag von Vize-Bürgermeister Fritz Sehrwind (CSU) ließ sich die Gemeinde die Möglichkeit offen, weitere Punkte in den Förderantrag aufzunehmen, wenn es die Zusage für eine Co-Finanzierung der Anlagen gibt. Dann könnten die LanglaufWachsräume ebenso wie Sprungmatten und Windsegel in der AudiArena doch noch realisiert werden.
Was stößt in Oberstdorf auf Kritik?
Die Streichung der Wachsräume kritisierte Gemeinderat Anton Weiler (Unabhängige Oberstdorfer Liste). Christian Raps (FW) missfielen die hohen Kosten: „Wir gehen mit dem Geld um, als ob wir zu viel hätten.“Siegmund Rohrmoser (Grüne) fehlten Informationen. „Auf der Basis entscheide ich nichts.“
Wie geht es jetzt weiter?
Im August soll der Rat die Planung endgültig freigeben. Dann werden die Umbauten ausgeschrieben und Vorarbeiten vergeben, die noch im Jahr 2018 umgesetzt werden – beispielsweise Rodungen für die Langlaufstrecke. 2019 werden dann Schanzen und Loipen umgebaut, damit die neuen Anlagen rechtzeitig zu den WM-Generalproben (Vierschanzentournee Ende 2019 und Tour de Ski Anfang 2020) weitgehend fertig sind.