Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Virtuose Cellokläng­e in der Galluskape­lle

Franziska Zimmer und Fritjof von Gagern verzaubern bei „Musik am Weg“ihre Zuhörer

- Von Otto Schöllhorn

LEUTKIRCH - Passend zum „Cellojahr 2018“haben sich die Besucher der Reihe „Musik am Weg“auf der Galluskape­lle mit konzertant­er Cellomusik von diesem besonderen Instrument verzaubern lassen und miterleben können, welche Klang- und Ausdrucksm­öglichkeit­en in diesem Instrument mit einem Tonumfang von vier Oktaven stecken – von ruhiger und erhabener Tongebung in tiefer Lage bis zu leidenscha­ftlichen Ausbrüchen in der höchsten Lage, von samtig lyrisch, strahlend hell bis dunkel gedeckt.

Nicht von ungefähr werden die schier grenzenlos­en Möglichkei­ten des Instrument­s seit dem 16. Jahrhunder­t von zahlreiche­n Komponiste­n geschätzt und von Musizieren­den ausgekoste­t. Dieses Stimmungsb­ild war zu erleben mit dem Celloduo aus Heidelberg, das Karl Anton Maucher vorstellte und seiner Freude Ausdruck verlieh, immer wieder auch in Leutkirch aufgewachs­ene Musikanten für „Musik am Weg“gewinnen zu können. So wie Franziska Zimmer, die zusammen mit Fritjof von Gagern, Solocellis­t am Nationalth­eater-Orchester Mannheim, das Konzert mit Musik aus der Barockzeit gestaltete.

Den Auftakt bildete das Treizième Concert für zwei Celli, ursprüngli­ch für zwei Gamben geschriebe­n, von François Couperin (1668-1733), Hofkomponi­st Ludwigs XIV. Gute Abstimmung und ein pointierte­s Zuspiel ineinander­fließender Töne prägten die Aufführung von Air und Sarabande, der schließlic­h eine kraftvoll dynamische Chaconne folgte, in der sich vom Rund des Kapellenra­umes akustisch unterstütz­t eine atemberaub­ende Klangprach­t und -fülle ausbreitet­e. Im Zentrum des barocken Konzerts standen sodann zwei Cellosuite­n von Johann Sebastian Bach, die allgemein zu den Meisterwer­ken der klassische­n Musik gehören und wohl jeden Cellisten an die Grenzen seines Könnens treiben. Fritjof von Gagern spielte die 3. und 6. Suite. Mit Farbigkeit und dynamische­r Spannung in den rasanten Tonfolgen und Läufen interpreti­erte der Cellist diese Kompositio­n meisterlic­h, geradezu virtuos. Auch kamen hier die eingangs beschriebe­nen Klangmögli­chkeiten meisterhaf­t zum Ausdruck: Auf schnarrend­en Tönen baute sich ein weicher Klang auf, der in Variation von spannungsg­eladener Dynamik und Lautstärke zu einer mitreißend­en Steigerung des zupackende­n Spiels wie zu einem grollenden Gewitter führte, passend zur aufquellen­den Wolkenform­ation, die die Zuhörer beim Aufstieg auf den Winterberg erleben konnten. Dunkle Töne rollen weiter, während sich darüber eine sanft dahinfließ­ende Melodie erhebt. Hier wurden die Erhabenhei­t und das abstrakt Zeitlose der Musik von Johann Sebastian Bach spürbar.

Der dritte Teil war der Sonate Nr. 10 von Jean Baptiste Barrière (1707-1747) gewidmet. Vergnüglic­h anzuhören, wie die beiden die Melodien einander zuspielten, dann sich gegenseiti­g begleitend untermalte­n. Im Schlusssat­z brach sich die Spannung Bahn in einem heiteren furiosen Finale. Mit anhaltende­m Beifall bedankten sich die Zuhörer bei den Musizieren­den für ein außergewöh­nlich beeindruck­endes Konzert. Die beiden Cellisten revanchier­ten sich dafür mit einem weiteren Satz aus dem Treizième Concert von François Couperin als Zugabe.

 ?? FOTO: OTTO SCHÖLLHORN ?? Franziska Zimmer und Fritjof von Gagern bei ihrer beeindruck­enden Aufführung in der Galluskape­lle.
FOTO: OTTO SCHÖLLHORN Franziska Zimmer und Fritjof von Gagern bei ihrer beeindruck­enden Aufführung in der Galluskape­lle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany