Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Vorbilder
Rotarier aus dem Allgäu vergeben wieder drei Nachwuchspreise
Rotarier des Allgäus verleihen in Leutkirch Handwerkerpreise.
LEUTKIRCH - „Bleiben Sie dran und zeigen Sie, dass es sich lohnt sich anzustrengen.“Mit viel Lob und dem Appell, als Vorbilder positiv auf andere zu wirken, hat sich Heinrich Grieshaber, der Präsident der IHK Bodensee-Oberschwaben, am Mittwochabend im Leutkircher Bocksaal an die Preisträger 2018 des RotaryUnterstützungsvereins Wangen-Isny-Leutkirch gewandt. Drei besonders erfolgreiche Prüflinge aus dem Handwerksbereich wurden wieder ausgezeichnet.
Den Handwerkerpreis, bereits zum 32. Mal verliehen, erhielt Johannes Dolp, der seine Ausbildung zum Maler und Lackierer im elterlichen Betrieb in Leutkirch absolviert hat. Anna Kobel von der Wangener Biedenkapp Stahlbau GmbH ist nun als technische Systemplanerin Trägerin des 23. Facharbeiterpreises. Der 17. Kaufmannsgehilfenpreis fiel an Jonas Gronmaier von der Volksbank Allgäu-Oberschwaben. Da dieser verhindert war, nahm für ihn Vorstandssprecher Stefan Scheffold die Urkunde entgegen.
Ein Rechtsanwalt, ein Kohlenhändler, ein Bergbauingenieur und Freimaurer sowie ein Konfektionär gründeten 1905 in Chicago diese, wie sie festhielten, „Gemeinschaft von Berufsleuten“. Rolf Dieterich, vor 32 Jahren Initiator des ersten Handwerkerpreises, hat am Mittwoch in seinem Beitrag auf die bis zur Gegenwart geltenden Ziele dieses Serviceclubs hingewiesen. Er nennt ethische Grundsätze wie Toleranz, den Kampf gegen Korruption und, konkret an der Arbeitswelt ausgerichtet, die Wertschätzung für andere Berufe. Dazu zähle auch Flexibilität auf der Suche nach dem richtigen Berufsziel.
Wie Dieterich hat sich auch der Leutkircher Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle mit einer kaufmännischen Lehre auf den Weg in den Arbeitsalltag gemacht. „Eine gute Lehre ist immer noch das beste Fundament für das Leben“, sagt er zu den Preisträgern. Froh sei er, dass im Landkreis Ravensburg die Handwerksbetriebe noch ihre Kunst verstünden. „Zukunft findet hier vor Ort statt“, sagt er. Nicht gleichzusetzen ist das damit, immer nur vor Ort zu lernen und zu arbeiten.
Beispiel Johannes Dolp: Seine Ausbildung vorzeitig abgeschlossen hat er im Januar 2017, danach arbeitet der 21-Jährige noch im elterlichen Betrieb mit. Seit September setzt er seine Ausbildung an der Akademie für Betriebsmanagement in Stuttgart fort, abschließen kann er mit dem Meister, dem Betriebswirt und als Energieberater. Zum Termin für die Preisverleihung kommt er unmittelbar im Anschluss an eine Prüfung. Die Auszeichnung bezeichnet er als Ansporn für die weitere Zukunft.
Beispiel Anna Kobel: Auch die 21jährige Wangenerin hat ihre Ausbildung in technischer Systemplanung (früher stand dieser Begriff für technisches Zeichnen) bei Biedenkapp vorzeitig mit großem Erfolg abgeschlossen und dort zunächst weitergearbeitet. Im September 2017 hat sie in Biberach ein Bauingenieurstudium begonnen, das zunächst nach acht Semestern zum Bachelor-Abschluss führen soll.
Das duale System zählt
Für Grieshaber sind solche Beispiele der Beleg dafür, wie wichtig und wertvoll für den Industrie- und Handwerkerstandort Baden-Württemberg duale Ausbildungsgänge sind. Die aktuell blendende wirtschaftliche Lage in der Region dürfe nicht zu Fehlschlüssen führen. Mit dem längst prognostizierten Fachbarbeitermangel braue sich starker Gegenwind zusammen. Rückläufige Schülerzahlen bereiteten Sorgen. Deshalb auch wirbt er dafür, die Integration von Flüchtlingen voranzutreiben.
Aus der aktuellen Arbeit der Allgäuer Rotarier liefert dafür Rolf Dieterich ein Beispiel. Vor zwei Jahren sei in Leutkirch ein erster Sprachkurs nur für Frauen angeboten worden, um Hemmungen von Menschen aus anderen Kulturen abbauen zu helfen.