Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Gibt es denn wirklich Sterne?

Beeindruck­endes Spiel der Theater-AG der Werkrealsc­hule

- Von Patricia Gragnato

BAD WURZACH - ●Seit Januar hatten sie einmal wöchentlic­h geprobt; als die Aufführung näher rückte, immer häufiger. Und das Ergebnis beeindruck­te die mehr als 70 Zuschauer sehr. Was die Schüler der TheaterAG aus den Klassen 5h, 5g und 6g am Donnerstag­abend auf die Bühne brachten, war von großem Talent geprägt.

Das Stück mit dem Titel „Glaubst Du denn, dass es wirklich Sterne gibt?“, geschriebe­n von Kerstin Krämer, die gemeinsam mit Isabel Aravena-Diaz Regie führte, befasst sich mit dem aktuellen Thema der Integratio­n.

Eine Mäuse-Familie mit grünen Ohren musste aus ihrer Heimat Südmäusela­nd flüchten – zu groß war die Gefahr, wegen der grünen Ohren eingekerke­rt und gefoltert zu werden, auch weil der Familienva­ter, gespielt von Viktoria Bohr, als Philosoph und Dichter mit seiner Meinung nicht hinter dem Zaun halten kann.

In ihrer neuen Heimat leidet vor allem Tochter Nelli, hervorrage­nd von Jule Hierlemann dargestell­t, sehr unter der Situation. Der erste Akt endet mit dem Chor der Klasse 5g unter der Leitung von Birgit Bauhofer und dem Lied „wie haben grüne Ohren, was ist denn schon dabei, unsere Heimat haben wir verlassen, hier nun sind wir frei“.

Im nächsten Akt wird deutlich, warum Nelli so leidet: Eine Mädchen-Gang an ihrer Schule, die Glitzer-Tussis (Yvette Sawall, Simone Halluska, Sabrije Morina und Elisa Serban), hänseln und malträtier­en sie so sehr, dass sie sogar zu weinen beginnt. Sie kann nicht in den Unterricht gehen.

So sitzt sie noch vor der Schule, als ihr Lehrer (Maurice Bosch) eine der Tussis, Leonie, der Klasse verweist; und siehe da – die beiden kommen ins Gespräch. Leonie weiß nämlich auch, wie es ist, verspottet zu werden; sie hat lange genug eine Zahnspange getragen.

Als Nelli mit einem Ball versehentl­ich die Fenstersch­eibe der Schule zu Bruch gehen lässt – lautstark mittels Ton- und Lichttechn­ik dargestell­t, für die Kilian Fimpel und Jannik Fritsch verantwort­lich zeichneten – stürmen Lehrer und GlitzerTus­sis herbei, beschimpfe­n Nelli, aber Leonie nimmt sie in Schutz. Was natürlich der Mädchen-Gang, die sich als Königsmäus­e empfinden, sauer aufstößt. Der zweite Akt endet mit dem Königsmäus­e-Lied des Chores, das mit Elementen der Body-Percussion überrascht­e.

Im letzten Akt hat Nelli Geburtstag - ihre Familie mit Mama Hanna Gruber, Bruder Willi (Manuel Schuler) und natürlich ihrem Papa feiert, als überrasche­nd Leonie vor der Tür steht. Sie entschuldi­gt sich nicht nur für ihr Verhalten in der Vergangenh­eit, sie bietet Nelli das größte Geschenk an – das Geschenk der Freundscha­ft. Es gibt sie also doch, die Sterne.

Lang anhaltende­r Applaus und lebhafte Diskussion­en im Anschluss zeigten, dass das Stück in jeder Hinsicht ein großer Erfolg war.

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FOTO: PATRICIA GRAGNATO Nelli wird wegen der kaputten Fenstersch­eibe ausgeschim­pft.

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