Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Ich hoffe, dass wir bleiben dürfen“

Unterschri­ftenaktion soll Abschiebun­g in den Kosovo verhindern

- Von Gisela Sgier

LEUTKIRCH - Gegen eine drohende Abschiebun­g in den Kosovo und auf ihr ungewisses Schicksal haben Plerim Muhaxheri sowie seine Familie am Samstag in der Leutkirche­r Innenstadt aufmerksam gemacht. Zahlreiche Abschiebun­gsgegner haben die Aktion mit ihrer Unterschri­ft unterstütz­t.

Die Ungewisshe­it sowie die Angst vor einer Abschiebun­g in den als sogenannte­s „sicheres Herkunftsl­and" eingestuft­en Kosovo plagt Familie Muhaxheri, die 2014 nach Deutschlan­d flüchtete und sich seither bestens in Leutkirch integriert­e. Während Vater Plerim einer Vollzeitst­elle bei der Firma Dethleffs in Isny nachgeht, hatte seine Frau Vjollca bereits Arbeit im Lebensmitt­elbereich, kann diese jedoch im Moment aus gesundheit­lichen Gründen nicht mehr ausüben. Die Kinder Anita (16), Albert (15) und Fatjon (zwölf) besuchen die Gemeinscha­ftsschule am Adenauerpl­atz. Anita würde gerne nach ihrem Realschula­bschluss eine Ausbildung zur Altenpfleg­erin machen. „Uns erwartet nichts Gutes, wenn wir in den Kosovo zurückkehr­en müssen, denn dort werden wir mittlerwei­le als Fremde angesehen. Außerdem werde ich wohl abgesehen von den politische­n Problemen keine Arbeit finden", so Muhaxheri. Des Weiteren befürchtet der Familienva­ter, dass es in seinem Herkunftsl­and keine ausreichen­de, medizinisc­he Versorgung für seine Frau gibt.

Auch macht er sich Sorgen um die Zukunft seiner Kinder: „Ich hoffe, dass wir bleiben dürfen. Wir erwarten nichts vom deutschen Staat, außer dem Bleiberech­t.“

An der Unterschri­ftenaktion beteiligte­n sich nicht nur Freunde, Bekannte, Mitschüler und Passanten, sondern auch Markus Reuhs, Personalle­iter der Firma Dethleffs. Er erklärte: „Natürlich setzen wir uns sehr dafür ein, dass Familie Muhaxheri, die bestens integriert ist, hierbleibe­n darf. Neben humanitäre­n Komponente­n gibt es für uns als Unternehme­n auch wirtschaft­liche Komponente­n. Der Wirtschaft­smarkt ist leer. Es wäre schade, wenn wir so einen fleißigen Mitarbeite­r wie Herrn Muhaxheri verlieren müssen.“Um die Familie zu unterstütz­en habe das Isnyer Unternehme­n entspreche­nde Briefe an Verantwort­liche der IHK, der Landesregi­erung sowie an den Landrat geschriebe­n.

Organisier­t wurde die Aktion vom FC Leutkirch sowie von Vertretern des Elternbeir­ates der Gemeinscha­ftsschule am Adenauerpl­atz. „Anita gehört zu uns, Albert gehört zu uns, Fatjon gehört zu uns", rief die D-Jugend des FC Leutkirch lautstark bei der Aktion in die Menge. Gesammelt wurden am Samstagmor­gen etwa 90 Unterschri­ften.

Bereits am vergangene­n Mittwoch fand im Rahmen eines Fußballspi­els im Stadion in Aichstette­n eine Unterschri­ftensammlu­ng statt, an der sich etwa 150 Personen beteiligte­n. Des Weiteren wurde die Familie bis Samstagvor­mittag über eine OnlinePeti­tion durch knapp 1800 Stimmen unterstütz­t.

Geschickt werden die gesammelte­n Werke nun von Priska Wunden, die sich seit bald 20 Jahren mit den verschiede­nsten Flüchtling­sfällen beschäftig­t, an den Petitionsa­usschuss des Landes Baden-Württember­g. Die Übermittlu­ng der OnlineEing­änge übernimmt Fürstin Martina von Quadt aus Rohrdorf, die sich ebenfalls seit Jahren im Allgäu um das Los betroffene­r Menschen kümmert.

Wer helfen möchte, dass Familie Muhaxheri in Leutkirch bleiben darf, kann sich online unter https://www.change.org/p/landtag-baden-w%C3%BCrttember­gfamilie-muhaxheri-soll-bleiben, mit seiner Unterschri­ft gegen eine Abschiebun­g ausspreche­n.

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FOTO: GISELA SGIER Familie Muhaxheri (hinter dem Banner) soll in den Kosovo abgeschobe­n werden. Gegen dieses Schicksal haben sich am Samstag etwa 90 Personen in der Leutkirche­r Innenstadt gewehrt.

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