Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Im Kloster lohnt es sich, auch einmal zurückzuschauen
Jahresausflug des Ökumenischen Seniorenkreises führt nach Bayern und Württemberg
BAD WURZACH (sz) - Ins Bayerische hat der Jahresausflug des Ökumenischen Seniorenkreises (ÖSK) geführt. Martha Wild verfasste darüber den folgenden Bericht.
Bei strahlender Sonne ging es per Bus ins Bayerische, wobei schon kurz nach der Überfahrt über die Iller Fellheim erreicht war.
Dort wurde nach langem Planen die Synagoge wieder aufgebaut, denn die jüdische Gemeinde war dort über Jahrhunderte ein wesentlicher Bestandteil des Lebens. Die ersten Ansiedlungen, die durch den Ortsherrn Reichlin von Meldegg um 1670 betrieben wurden, entwickelten sich, und in der Hochzeit um 1830 lebten bereits 500 Juden in Fellheim, das waren 70 Prozent der Ortsbevölkerung. Die Synagoge wurde in der Reichspogromnacht 1938 geschändet. Die Fellheimer Juden konnten entweder noch fliehen oder sie wurden durch die Nazis abtransportiert und ermordet. Der Judenfriedhof wurde um 1700 angelegt. Die Besichtigung war Männern nur mit Kippas auf dem Kopf erlaubt.
Danach war das Prämonstratenserkloster in Roggenburg, das bereits 1126 gegründet und seit 1982 samt Kirche renoviert wurde und nun in schönstem Barock-Rokoko-Glanz erstrahlt. Zu besichtigen waren das Refektorium, die Bibliothek und natürlich die Kirche, in der es sich lohnt, auch einmal zurückzuschauen, um die prächtige Orgel, den weiß-goldenen Orgelprospekt (Gehäuse) zu sehen. Wie die Führerin erklärte, wird diese als die schönste Orgel Süddeutschlands erwähnt.
Schloss aus dem 16. Jahrhundert
Weiter ging es auf bayerischem Boden bis Leipheim und durch das Tor zum ausgedehnten eingefriedeten Platz neben dem auffallend hohen Renaissanceschloss aus dem 16. Jahrhundert, wo eine gemütliche Kaffeepause willkommen war.
Danach ging’s wieder zurück nach Württemberg, nach Bad Buchau, wo das Schloss das Ziel war. Wie Fellheim, war auch Bad Buchau fast 600 Jahre Heimat jüdischer Familien. 1838 war ein Drittel der Bevölkerung jüdischen Glaubens, sie hatten zwei Synagogen, die 1938 ebenfalls zerstört wurden. Auf das Elternhaus Albert Einsteins wird natürlich gerne hingewiesen.
Das Schloss wurde 770 gegründet, ab 902 wird Adelindis bereits erwähnt, die heute noch im Kinderfest gefeiert wird, und ab 1390 wurde es freiweltliches Damenstift. Der Bau wurde vom Deutschordensbaumeister Johann Caspar Bagnato 1709 errichtet. Im Zuge der Säkularisation 1803 ging es in den Besitz des Hauses Thurn und Taxis über. Eine Schönheit ist der Goldene Saal, der heute ganz der Musik gehört.
So lag es nahe, mit Musik den interessanten Ausflug zu beenden, indem sich der Pianist Valerij Petasch als Überraschung an den Flügel setzte und „Eine wunderschöne kleine Nachmittagsmusik“bot.