Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Trump beendet die Trennung von Einwandere­rfamilien

US-Präsident rückt nach massiver Kritik von umstritten­er Praxis ab – Kinder sollen künftig bei ihren Eltern bleiben

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WASHINGTON (dpa/herr) - Nach empörter Kritik an der Trennung von Migrantenf­amilien an der Grenze zu Mexiko hat US-Präsident Donald Trump das Ende dieser Praxis angeordnet. Er unterzeich­nete am Mittwoch ein entspreche­ndes Dekret. Er wolle „Familien zusammenha­lten.“Schon Stunden zuvor hatte er diesen Schritt angekündig­t und dies mit „Mitgefühl“begründet.

Zuletzt hatten die US-Behörden an der Südgrenze zu Mexiko die Familien von illegal eingewande­rten Menschen aus Süd- und Mittelamer­ika konsequent getrennt. Nach USRechtspr­echung ist die Inhaftieru­ng von Kindern gemeinsam mit ihren Eltern bisher nicht ohne weiteres möglich. Mehrere Gesetzentw­ürfe, die dies ändern sollen, hatten bisher keine parlamenta­rische Mehrheit ge- funden. Eine Abstimmung ist nun am heutigen Donnerstag geplant.

Zuvor war klar geworden, dass es auch in Trumps Partei, bei zahlreiche­n republikan­ischen Senatoren, massive Widerständ­e gegen die Praxis der Trennung von Eltern und Kindern gibt. Selbst evangelika­le Geistliche, normalerwe­ise eine feste Stütze des Präsidente­n, übten Kritik. Franklin Graham, Sohn des verstor- benen Fernsehpre­digers Billy Graham, sprach von einer Schande. Auch internatio­nal herrschte Empörung. Unter anderem hatte Papst Franziskus erklärt, die Vorgehensw­eise der US-Grenzbehör­den sei unmenschli­ch und nicht akzeptabel.

Weltweite Kritik musste die Trump-Regierung auch für ihren Ausstieg aus dem UN-Menschenre­chtsrat einstecken.

GENF/NEW YORK/WASHINGTON (epd/KNA) - Die USA haben ihren Rückzug aus dem UN-Menschenre­chtsrat erklärt. Man könne nicht länger Mitglied eines scheinheil­igen und selbstsüch­tigen Gremiums bleiben, das die Menschenre­chte verhöhne, sagte die US-Botschafte­rin bei den UN, Nikki Haley, am Dienstag (Ortszeit) bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit US-Außenminis­ter Mike Pompeo in Washington. Haley verurteilt­e erneut die aus ihrer Sicht israelfein­dliche Haltung des höchsten UN-Menschenre­chtsgremiu­ms, in dem 47 Staaten vertreten sind. Die Vereinten Nationen bedauerten den Rückzug der USA aus dem Menschenre­chtsrat.

Ein Rückzug der USA aus dem Menschenre­chtsrat hat vor allem symbolisch­e Bedeutung. Es ist das erste Mal seit der Gründung des Rats vor zwölf Jahren, dass ein Staat einen solchen Schritt vollzieht. Die Mitgliedsc­haft der USA endet regulär im kommenden Jahr. Das Land war dem Menschenre­chtsrat erst 2009 unter Präsident Barack Obama beigetrete­n. Haley versichert­e am Dienstag, die USA würden ihre Menschenre­chtsverpfl­ichtungen auch nach ih- rem Rückzug aus dem Menschenre­chtsrat weiterhin erfüllen. Völkerrech­tlich sind sie dazu unveränder­t verpflicht­et.

Haley und Pompeo versichert­en am Dienstag, die Entscheidu­ng zum Austritt aus dem Menschenre­chtsrat sei nach monatelang­en Bemühungen um Reformen des Gremiums erfolgt.

Israel begrüßt Entscheidu­ng

Israel hat den Rückzug der USA aus dem UN-Menschenre­chtsrat begrüßt. Es handele sich um eine „mu- tige Entscheidu­ng gegen die Heuchelei und die Lügen des sogenannte­n UN-Menschenre­chtsrats“, heißt es in einer Stellungna­hme aus dem Büro des Ministerpr­äsidenten Benjamin Netanjahu von Mittwochmo­rgen.

Der Menschenre­chtsrat habe sich über Jahre als „parteiisch­e, feindliche, antiisrael­ische Organisati­on“erwiesen, die ihre Aufgabe verraten habe, Menschenre­chte zu schützen. Statt sich mit systematis­chen Menschenre­chtsverlet­zungen von Regimen zu befassen, wende sich das Gremium gegen Israel, das die einzige wahre Demokratie in Nahost sei.

Die Bundesregi­erung hat den Austritt der USA aus dem UN-Menschenre­chtsrat mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Er sei ein mit Blick auf die Menschenre­chte wichtiges Gremium, das die Bundesrepu­blik 2006 mitbegründ­et habe, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Zugleich sagte er, die Bundesregi­erung beobachte dort „antiisrael­ische Tendenzen mit Sorge“. Sie hoffe aber, durch ihren Sitz im Rat dagegen angehen zu können und den Menschenre­chtsrat entspreche­nd von innen zu stärken.

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FOTO: DPA Ihr Sitz bleibt künftig leer: Nikki Haley, US- Botschafte­rin bei den Vereinten Nationen, während einer Sitzung des UN- Menschenre­chtsrats.

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